Festival in Markt Schwaben:Vom Weiher vors Schloss

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Zuspruch für den Markt Schwabener Theaterverein: Die Spiele sollen nicht auf dem Wasser stattfinden, sondern vor dem Rathaus.

Von Korbinian Eisenberger

Die Markt Schwabener "Weiherspiele" werden nach 2020 auch kommendes Jahr ausgesetzt. Anders als zuletzt könnte es aber ein Ersatzprogramm geben. Inhalt soll das ursprünglich für 2020 geplante Stück sein, allerdings nicht wie sonst auf dem Markt Schwabener Kirchweiher verortet, sondern im Schlossgraben vor dem Rathaus - falls die Lage es eben zulässt. Franz Stetter, erster Vorsitzender des Theatervereins, sieht nur so eine seriöse Chance, die Freiluft-Theaterspiele im Sommer zu veranstalten. Die Vorbereitung für die Weiherspiele ist allein wegen der aufwendigen Kulisse zeitaufwendig - "da bräuchten wir spätestens Anfang Februar Gewissheit", so Stetter. Weil sich das nicht abzeichnet, soll nun eine einfachere Kulisse auf festem Grund her.

Denkbar wären 15 bis 20 Veranstaltungen von Anfang Juli an. Gespielt werden soll das Stück "Wirtshaus im Eberswald", die Markt Schwabener Interpretation von Wilhelm Hauffs "Das Wirtshaus im Spessart". Wegen der Pandemie konnte dafür dieses Jahr nicht einmal geprobt werden. In den Schlossgraben sollen bis zu 200 Zuschauer kommen dürfen. "Unter 150 können wir nicht auftreten", sagt Stetter am Montag, das Projekt wäre dann nicht kostendeckend. Auf den Steinstufen am Weiher haben unter normalen Umständen 650 Zuschauer Platz.

Im Markt Schwabener Kulturausschuss gab es für das verkleinerte Konzept positives Feedback, auf Nachfrage von Bürgermeister Michael Stolze (parteilos) erklärten die neun Ausschussmitglieder jeweils ihre Unterstützung - wenn möglich. Sogar Tim Zeiff (Freie Wähler), selbst Theaterspieler am Weiher, äußerte leichte Zweifel. "Ich bin auch dafür, glaube zwar nicht, dass es möglich ist, aber wenn, dann ja", sagte er. Ähnlich äußerte sich Florian Delonge (FDP), er halte es für "sehr optimistisch zu glauben, dass wir im Sommer wieder Veranstaltungen planen können". Zeiff und Delonge stimmten indes ebenfalls für das Vorhaben. Im Sitzungs-Ausweichsaal im Markt Schwabener Unterbräu kamen aber auch positive Prognosen auf. "Ich bin der Meinung, das stattfinden zu lassen, ich glaube, dass es in vertretbarem Maße ist", sagte Georg Holley (CSU). Andreas Stolze (Freie Wähler) erinnerte daran, dass das Gelände rund ums Rathaus früher über Jahre Standort für die Kulturtage war. "Es ist ein tolles Flair da oben", so Stolze.

Statt wie sonst auf einer eigens gezimmerten Seebühne soll das Theater nächstes Jahr auf dem "vorhandenen Untergrund" gespielt werden, so die Verwaltung. Bühnenbildner Uwe Wilfert, der aus Friedrichshafen anreisen würde, hat trotz der Umstände wieder seine Unterstützung zugesagt. "Das Ganze muss ja schon attraktiv sein", so Stetter. Die Kulissen sollen Elemente eines Wirtshauses, einer Burg und eines Zeltlagers bekommen.

Markt Schwabens Kommunalpolitiker geben dem Theaterverein also Hoffnung, dass 2021 gespielt werden kann. Andernfalls wäre es zum ersten Mal seit der Premiere der Weiherspiele 1984, dass sie zwei Jahre in Folge entfallen. 1992, 2017, 2020 - 2021 können die Minispiele im Schlossgraben als etwas ganz Besonderes in die Historie eingehen. Längst stehen Drehbuch und Besetzung. Eine schrullige Räuberbande, eine entführte Komtess, ein geiziger Graf: Hauffs Erzählung erreichte spätestens dank der Verfilmung mit Lieselotte Pulver im Jahr 1958 Kultcharakter. Mit seinem "Wirtshaus im Eberwald" möchte der Theaterverein der Räuberkomödie einen neuen Anstrich verpassen. "Unsere Geschichte spielt nicht im Spessart, sondern in einem Wald irgendwo in Oberbayern Ende des 19. Jahrhunderts", erzählt Autor Ferdinand Maurer.

Ob das Kindertheater unter der Leitung von Christa Hermannsgabner mit der geplanten Geschichte "Kasperl und die große Freiheit" von Josef Parzefall und Richard Oehmann auftreten kann ist ungewiss, erklärt der Vorsitzende, so weit sei man in der Planung noch nicht. Es wäre ein Kasperltheater, das lediglich als Hörspiel existiert. Das Autoren-Duo genehmigte nun Hermannsgabner, die Geschichte erstmals auf eine Theaterbühne zu bringen.

"Weihertheater" wird als Titel für 2021 wohl nicht passen. Mit dem Ausweichstandort hat der Theaterverein aber den Vorteil, flexibler auf Entwicklungen des Landes im Krisenmodus reagieren zu können. Franz Stetter sagt: "Es reicht, wenn wir Anfang April entscheiden können."

© SZ vom 15.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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