Theaterverein Markt Schwaben:Von Erika Mann bis Barack Obama

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Die Kulturreihe des Theatervereins bietet Rundgänge, Vorträge und einiges mehr. Nun stehen zwei Ausstellungen und eine Stadtführung an

Von Anja Blum

Wieso hast Du denn nichts gesagt?" Diese Frage hörte Karin Nahrhaft häufig, wenn sie von ihren kulturellen Ausflügen erzählte. "Also dachte ich mir irgendwann: Wieso bist Du eigentlich immer alleine unterwegs? Zusammen macht es doch viel mehr Spaß!" Und schon war der Theaterverein Markt Schwaben, in dessen Vorstand Nahrhaft lange Jahre mitgearbeitet hatte, um eine Unterabteilung reicher, nämlich um eine Kulturreihe, die Unternehmungen verschiedener Couleur anbietet. Hier geht es also nicht ums Selber-Kreativ-Sein, sondern darum, gemeinsam Kultur zu erleben. Sei es durch Führungen, bei Vorträgen, Konzert- oder Theaterbesuchen. "Alles was mich antriggert, versuche ich als Termin umzusetzen", erklärt Karin Nahrhaft, die sich um die gesamte Organisation des Kulturkreises kümmert. Ehrenamtlich, versteht sich. Denn eigentlich arbeitet die Sozialfachwirtin in der Offenen Ganztagsschule an der Markt Schwabener Realschule.

Vor etwa zehn Jahren hat Nahrhaft die Kulturreihe des Theatervereins ins Leben gerufen, und der Auftakt sei ein Doppelpack und fantastisch gewesen, erinnert sie sich. Zwei Markt Schwabener Experten waren damals dafür verantwortlich: Bernd Schreiber, Präsident der bayerischen Schlösserverwaltung, führte durch das Cuvilliés-Theater in München und der Ingenieur Hans-Ludwig Haushofer, Spezialist für Baudenkmäler, hielt einen Vortrag über die Residenz in der Landeshauptstadt und ihren berühmten Architekten Leo von Klenze. "Das war einfach toll!"

Seitdem bietet die Kulturreihe sechs bis zehn Veranstaltungen pro Jahr, ausgewählt von Karin Nahrhaft, die allerdings betont, immer offen zu sein für andere Ideen. Ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist ihr zum Beispiel eine Initiative von Franz Stetter, Chef des Theatervereins: Der führte durch Schloss Nymphenburg, an dessen Renovierung er als Raumausstatter mitgewirkt hatte. Im Verteiler des Kreises seien mittlerweile gut hundert Menschen, hauptsächlich Markt Schwabener natürlich, aber auch Münchner oder Erdinger. Und mit der Resonanz ist die Organisatorin sehr zufrieden, etwa 20 Interessierte fänden sich immer ein. Manchmal ist der Andrang aber auch richtig groß, so wie im September, als die beiden SZ-Journalisten Hans Kratzer und Sebastian Beck, der aus Markt Schwaben stammt, ihren neuen Bildband über Bayern vorstellten.

Als junge Frau genoss Erika Mann das Leben einer Tochter aus berühmtem Hause, dann öffnete ihr der heraufziehende Nationalsozialismus die Augen. Fortan war sie eine unerschrockene Kämpferin für Freiheit und Demokratie. Die Monacensia widmet ihr derzeit eine Ausstellung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nun geht das Programm weiter, und zwar mit einer höchst spannenden Frau, einer Kabarettistin, Kriegsreporterin und politischen Rednerin: Erika Mann. Am Samstag, 18. Januar, steht eine Besuch der Monacensia in München an, die sich mit einer erstmaligen Einzelausstellung dem Leben und Werk von Erika Mann (1905 bis 1969), der ältesten Tochter von Katia und Thomas Mann, widmet. Im Mittelpunkt steht ihr konsequentes Eintreten für Freiheit und Demokratie. "Das einzige Prinzip, an das ich mich halte, ist mein hartnäckiger Glaube an einige grundlegende moralische Ideale - Wahrheit, Ehre, Anstand, Freiheit, Toleranz."

Erika Mann genoss als junge Frau das Leben als Tochter aus berühmtem Hause, sie durchquerte ganz Europa mit dem Auto. Der heraufziehende Nationalsozialismus aber öffnete ihr die Augen. Fortan sah Erika Mann ihre Aufgabe in der politischen Aufklärung und fürchtete keine Konflikte. Die Ausstellung präsentiert biografische Dokumente, Briefe, Fotografien sowie Filmaufnahmen und Originaltöne einer kämpferischen Frau, deren Leben für das 20. Jahrhundert exemplarisch und in dessen Bedeutung für die Gegenwart höchst aktuell ist. Geführt wird die Markt Schwabener Gruppe von der Kunsthistorikerin Ursula Simon-Schuster, Treffpunkt ist um 13 Uhr an der Monacensia.

Nicht weniger spannend verspricht der Ausflug am Freitag, 31. Januar, zu werden, dann nämlich geht es ins Amerika Haus, wo derzeit Aufnahmen der preisgekrönten Fotografin Callie Shell zu sehen sind. Sie zeigen die Obamas zwischen Öffentlichkeit und Privatleben: berührend menschliche Porträts eines großen Politikers und seiner Familie. Der Titel der Ausstellung lautet: "Hope, Never Fear". Die Besichtigung leitet Meike Zwingenberger vom Amerika Haus, los geht's um 15 Uhr.

Organisatorin Karin Nahrhaft als Moderatorin bei einem Abend mit Regisseur Franz-Xaver Bogner 2016 in Markt Schwaben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"München - von wegen Basics", heißt es schließlich am Samstag, 25. April, bei einem Rundgang mit Karin Nahrhaft, die selbst ausgebildete Stadtführerin ist. "Ich möchte mich an der Münchner Geschichte entlanghangeln, auf bekannten Wegen und an berühmten Gebäuden vorbei, deren Geschichte und Relevanz für die Entwicklung der Stadt aber doch nicht allen bekannt sein mag", sagt sie. "Ursprünglich hatten die Bürger das Sagen, dann breitete sich der Adel aus, bis die Bankenpaläste wiederum deren Palais vereinnahmten. Und heute: Da stehen die Bankgebäude zur Disposition." Treffpunkt ist um 11 Uhr an der Mariensäule auf dem Marienplatz.

Anmelden kann man sich für alle Veranstaltungen bei Karin Nahrhaft, per Mail an karin.nahrhaft@gmx.de oder telefonisch unter (08121) 64 26.

© SZ vom 09.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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