Schwabener Sonntagsbegegnungen:"Wir müssen zusammenfinden"

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Die 116. Sonntagsbegegnung war ausgebucht - etwa 150 Personen füllten die Aula des Franz-Marc-Gymnasiums. (Foto: Christian Endt)

TU-Präsident Thomas Hofmann und der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion Klaus Holetschek sprechen in Markt Schwaben über Covid, Gründertum und die Herausforderungen der Bürokratie.

Von Antonia Aţurcăniţei, Markt Schwaben

Die Aula des Franz-Marc-Gymnasiums in Markt Schwaben ist gut gefüllt an diesem regnerischen Sonntagvormittag. Nicht wie üblich mit Schülerinnen und Schüler, sondern mit etwa 150 Gästen der Sonntagsbegegnung. Die von Bernhard Winter initiierte Veranstaltungsreihe findet zum 116. Mal statt - heiß begehrt waren die Plätze im Vorfeld, die Veranstaltung seit Längerem ausgebucht. Wissenschaft und Politik ist die große Klammer für das Gespräch zwischen Gastredner Thomas Hofmann, Präsident der Technischen Universität München und Klaus Holetschek, Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion.

Winter erinnert an den kürzlich verstorbenen Alois Glück

Das erste Grußwort darf Peter Popp sprechen, Direktor des Markt Schwabener Gymnasiums. Er zeigt sich erfreut über die Möglichkeit, die Schule als Ort für die Veranstaltung zur Verfügung zu stellen und somit "zur Begegnung beizutragen". Auch Landrat Robert Niedergesäß bekommt die Gelegenheit für ein Statement am Podium. Die Schwabener Begegnungen wirkten über die Grenzen des Landkreises hinaus, sagt er. "Sie locken internationales Publikum aus Landshut, aus Dachau an. Für mich als Regionalpolitiker ist das international", scherzt er. Gastgeber Bernhard Winter begrüßt Persönlichkeiten im Publikum, etwa Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung, die selbst im Oktober als Gastrednerin teilnehmen wird. Oder auch den früheren McKinsey-Chef Herbert Henzler, der bereits zweimal am Pult der Sonntagsbegegnungen gestanden ist. Auch die frühere bayerische Familienministerin Christa Stewens und MdL Thomas Huber sind an diesem Sonntag gekommen. Winter widmet sein Grußwort dem vor zwei Monaten verstorbenen ehemaligen Landtagspräsidenten Alois Glück, der im November 2022 zu Gast in Markt Schwaben war. "Sein gedanklicher Tiefgang und sein Kümmern um die Natur" seien erinnerungswürdig, so Winter.

Der CSU-Fraktionsvorsitzende Klaus Holetschek möchte die Bürokratisierung zurückdrängen. (Foto: Christian Endt)

Ebenfalls mit einem Rückblick beginnt die aktuelle Diskussion: Thema ist die Covid-Pandemie. Holetschek will von Hofmann wissen, wie er diese als Akademiker empfunden habe. Der TUM-Präsident beschreibt die Pandemie als eine "furchtbare Zeit" und geht auf die Herausforderungen ein, die die zweite Covid-Welle mit sich brachte. "Medizin und Virologen waren sich nicht einig, was zu tun ist." Somit habe das Vertrauen der Gesellschaft in Wissenschaft und Politik abgenommen. Gerade deswegen sei es wichtig, dass diese zwei Bereiche wieder zusammenfänden. Dem stimmt Holetschek zu. Dabei sieht er eine gute Kommunikation zwischen Politik und Wissenschaft als Basis, um das Vertrauen in der Gesellschaft herzustellen. Dabei habe es im Falle der Impfstoffe seiner Meinung nach zu viel Unklarheit gegeben. "Ich verstehe Menschen, die fragen: 'Was ist jetzt'?".

Thomas Hoffmann, Präsident der TU München, ist der Meinung, Deutschland könne sich in Sachen Technologie viel von China und den USA abschauen. (Foto: Christian Endt)

Auch in Bezug auf die Corona-Warn-App hätte man anders handeln können, stellt Hofmann fest. Seiner Meinung nach habe sie nicht viel zur Bekämpfung der Pandemie beigetragen. Die Frage sei doch: "Welche Maßnahmen funktionieren, welche nicht?" Deutschland bleibe etwa in technologischer Hinsicht weit hinter den Vorreitern China oder auch den USA zurück, so der TUM-Präsident. Man könne sich viel von China abschauen - auch von den Universitäten habe man viel zu lernen. Problematisch findet er, dass viele junge Gründerinnen und Gründer nicht in Deutschland bleiben würden. "Die gründen dort, wo es am leichtesten ist. Wenn es in den USA ist, dann gehen sie dorthin." Er weist darauf hin, dass keine jungen Menschen bei der Sonntagsbegegnung anwesend sind. Dabei sei es so wichtig, diese jungen Talente nicht zu verlieren. "Wo sind hier die Schüler?", sagt er.

"Wir müssen alles tun, damit die Bürokratie zurückgedrängt wird"

Der CSU-Politiker Holetschek verortet das Problem in der Bürokratie. "Wir müssen alles tun, damit die Bürokratie zurückgedrängt wird", sagt er, "damit die, die etwas unternehmen wollen, nicht die Hürden der Bürokratie haben". Dieses Thema beschäftigt auch viele Anwesende. Das zeigen die Publikumsfragen. Peter Deischl, erster Bürgermeister der Gemeinde Pastetten benötigt nicht einmal ein Mikrofon, um laut und deutlich zu sagen: "Bürokratisierung: Ich kann es nicht mehr hören". Für seine Aussage erntet der frühere McKinsey-Chef Herbert Menzler viel Applaus: "Wir sind ein regelungswütiges Land", sagt er.

Mit der Entbürokratisierung gehe eine Eigenverantwortung der Bürger einher, so Holetschek. "Wir müssen Mut zur Lücke haben", sagt er. "Und keine Angst, dass etwas passiert. Es wird immer etwas passieren", sagt der CSU-Fraktionsvorsitzende in seinem Schlusswort. Hofmann wünscht sich in Markt Schwaben eine "authentische Politik, die die Weitsicht auf die Welt nicht aus den Augen verliert". So schaue er "zukunftsorientiert" auf die Angehörigen der jungen Generation. "Sie müssen erkennen, dass es sich lohnt, für ihr Land aufzustehen", sagt der TUM-Präsident.

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