Markt Schwaben:Reaktionen auf Stolze-Rücktritt

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Markt Schwabens Bürgermeister Michael Stolze wird sein Amt zum 31. Mai 2024 niederlegen. (Foto: Christian Endt)

Die Rücktrittsankündigung von Bürgermeister Michael Stolze kam wie aus dem Nichts. Unter den Mitgliedern des Gemeinderates hatte man nicht mit der Entscheidung gerechnet.

Von Saladin Salem, Markt Schwaben

Er sei nicht mehr in der Lage, sein Amt verantwortungsvoll auszuüben, erklärte Markt Schwabens Bürgermeister Michael Stolze (parteilos) am Mittwoch unerwarteterweise. Er könne seiner Rolle nicht mehr gerecht werden, erläuterte der 54-Jährige. Aus den Reihen seiner Gemeinderatsmitglieder zeigt man sich aufgrund der Entscheidung überrascht, gerade Stolze sei in den vergangenen Jahren für die Gemeinde ein starker Bürgermeister gewesen. Nun legt er zum 31. Mai sein Amt nieder.

"Ich kann es noch nicht so recht realisieren", sagt Andreas Stolze, Fraktionssprecher der Freien Wähler im Gemeinderat, über den Schritt seines Bruders. Für den Ort sei es wohl die falsche Entscheidung, der Bürgermeister habe sich wie kein anderer in der Vergangenheit für die Bürgerinnen und Bürger eingesetzt, sei direkt ansprechbar gewesen. Nun gelte es das Bestmögliche aus der Situation zu machen. "Ich hoffe, es wird dem ein oder anderen die Augen öffnen, dass man andere Ansätze und Kompromisse finden muss", so der FW-Sprecher. Er sei guter Dinge, dass man im Gemeinderat wieder einen gemeinsamen Weg finde, aber "die nächsten Wochen werden schwierig".

Die Spaltung der Gemeinde soll nicht weiter befeuert werden

Auch Sascha Hertel, Fraktionssprecher von Zukunft Markt Schwaben, erreichte die Nachricht unvorbereitet. Die Bekanntgabe hätte seiner Meinung nach allerdings besser überlegt und abgesprochen werden müssen. "Es wäre ratsam gewesen, zuerst mit den Beiräten und der engsten Verwaltung darüber zu sprechen, zu welchem Zeitpunkt das sinnvoll ist." Besonders, da sich in Markt Schwaben ein Graben auftue, den es zu schließen gelte. Die Spaltung in der Gemeinde solle nicht weiter befeuert werden, in solch einer Situation den Verantwortungsträger zu wechseln sei schwierig, so Hertel. Unabhängig vom Bürgermeister müssten die aktuellen Debatten in der Gemeinde weiter vorangetrieben werden, erklärte er.

Markt Schwabens Zweite Bürgermeisterin Walentina Dahms (CSU) blickt auf vier Jahre gemeinsamer Arbeit mit Michael Stolze zurück. Vom Rücktritt sei sie erstmal geschockt, erklärte sie, die Entscheidung sei aber zu respektieren. Die beiden hätten stets gut und effektiv zusammengearbeitet. "Was wir in den letzten vier Jahren im Gemeinderat angeschoben haben, ist der Wahnsinn", sagte Dahms, etwa die Pläne für das Schulzentrum. Aktuell nehme Stolze viel auf seine Kappe und das sei nicht richtig, so die Zweite Bürgermeisterin. Er hätte auch weiterhin alles gepackt, auch mit der Hilfe seiner Kollegen in der Gemeinde, so Dahms. Dass er nun geht, "will nicht in meinen Kopf", sagte sie. An dem Projekt Flüchtlingsunterkunft würden trotz Rücktritt nun alle weiterarbeiten wie bisher.

Stolze hat die Menschen stets eingebunden

Auch Raphael Brandes (Grüne), Dritter Bürgermeister von Markt Schwaben, findet nach der Rücktrittserklärung nette Worte für Michael Stolze: "Er hat den gegenseitigen Respekt immer gesucht und gefunden." Nun sei Brandes "überrascht, fassungslos und betroffen". Umso trauriger sei es, da Stolze als Bürgermeister eine besondere Herangehensweise in der Gemeinde hatte. Er habe die Menschen stets eingebunden und versucht Konsens zu finden. Zudem habe er viele Projekte angeschoben, wie die Gründung des örtlichen Burschen- und Dirndlvereins oder die Teilnahme an "Jugend entscheidet". In Sachen Flüchtlingsunterkunft nehme sich Stolze "mehr Verantwortung als er müsste", so Brandes. Eigentlich sei die Gemeinde in dieser Sache ein Zuschauer.

Magnus Gfüllner, SPD-Gemeinderat in Markt Schwaben, fragte sich nach Erhalt der Rücktrittsankündigung, ob er richtig gelesen hatte. Es sei ein "konsequenter Schritt", den Stolze gegangen sei, gewünscht habe er sich das allerdings nicht. In der Rolle des Bürgermeisters würden sich viele Anfragen, Wünschen und auch Unmut an einen richten, massive Verfehlungen könne man Stolze aber nicht vorwerfen, so Gfüllner. Im Gegenteil, die Zusammenarbeit sei stets positiv und konstruktiv gewesen, selbst wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kam.

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) erklärte auf Anfrage, er habe Michael Stolze als Bürgermeister und Menschen sehr geschätzt. "Er hat Markt Schwaben in einer schwierigen Phase sehr gut vorangebracht, immer die Sache im Fokus, überparteilich und empathisch." Es sei traurig, dass die Debatte um die Flüchtlingsunterkunft Stolze so zugesetzt habe, "obwohl er doch nur zwischen den verhärteten Fronten glaubhaft vermitteln wollte", so Niedergesäß.

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