Markt Schwaben:Beginn einer Entblößung

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"Gea die Erdgöttin" (links) und "Nymphe im Gras", gemalt von Alina Cocos, ausgestellt im Markt Schwabener Unterbräu, wo am Donnerstag vor der dortigen Bürgerversammlung Vernissage war. (Foto: Korbinian Eisenberger/oh)

Bleibt der Jahnsportplatz dem Ort Markt Schwaben erhalten oder wird dort demnächst gebaut? Bürgermeister Michael Stolze hat nun eine Erklärung abgegeben, aus der sich manches ableiten lässt. Über einen Abend mit Bildern.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Das Unterbräu-Gebäude ist in aller Regel eher steril, fast schon ein Ort der Zurückhaltung. Nun aber hängen dort gemalte Bilder von nackten Menschen an der Wand. Männer, aber auch Frauen. Wohingegen die etwa hundert Frauen und Männer auf den Stühlen zwischen den Bildern dem Vernehmen nach allesamt Kleidung trugen. So begann dieser Donnerstagabend.

In der Gemeinde Markt Schwaben geht es seit mehreren Wochen um eine Frage, die den Ort, seine Bewohner und Politiker bisweilen umtreibt: Bleibt vom lokal prominenten Jahnsportplatz noch etwas übrig? Oder geht das Gelände als ehemaliges Betätigungsfeld in die Ortsgeschichte ein? Bisher hielten sich sämtliche Beteiligten nach außen bedeckt. Es wurde nicht wenig unternommen, um die Entblößung zu vermeiden. Nun verdichteten sich Hinweise, dass Option zwei sich zum Favoriten mausert.

Anlass zu dieser Feststellung ist die Bürgerversammlung der Gemeinde, bei der Markt Schwabens Rathauschef Michael Stolze (parteilos) an besagtem Donnerstag eine Erklärung abgab. Verhilft die Gemeinde dem Jahnsportplatz nach dem Abschluss des Schulneubaus 2023 zu einer Renaissance? Oder werden dort stattdessen womöglich Gebäude gebaut, die dann von der Gemeinde für nicht schlechtes Geld verkauft oder vermietet werden können?

"Der weiße Ritter mit dem Geldkoffer, wird nicht nach Markt Schwaben reinreiten."

Vor etwa hundert Zusehern im großen Saal des Unterbräu-Gebäudes sagte Stolze: "Es ist nichts von all diesen Dingen entschieden." Aber: "Der weiße Ritter mit dem Geldkoffer, der wird die nächsten Jahre nicht nach Markt Schwaben reinreiten und unseren Haushalt retten."

Ohne irgendjemanden irgendwo reinreiten zu wollen, war das Statement des Bürgermeisters sicherlich kein Bekenntnis für den Sportplatz. Ihn treibt, auch dafür gab es in der Versammlung Hinweise, die nicht gerade rosige Finanzlage seiner Gemeinde um. Für die er und sein Gremium - seit gerade einmal zwei Jahren im Amt - nicht seriös verantwortlich gemacht werden können. Die Gründe sind vielschichtig und verworren. Womöglich hätten die drei Altbürgermeister eine tiefere Analyse hinbekommen. Richard Huber (CSU), Bernhard Winter (seinerzeit SPD) und Stolzes Vorgänger Georg Hohmann (SPD) saßen im Publikum.

Und so verdichteten sich die Hinweise dahingehend, dass Bürgermeister Stolze womöglich gute Gründe hat, an der Zukunft eines Sportplatzes zu zweifeln, der zwar für die Rasensportvereine im Ort samt ihrer Mitglieder - besonders die Aktiven - einen leicht erklärbaren Mehrwert hat. Nur bringt so ein Verein trotz etwaiger Siege und gar Aufstiege, den Kämmerer und seine Gemeindekasse letztlich nicht gerade in die finanzielle Champions League. Oder wie Stolze es vor den Markt Schwabener Bürgern ausdrückte: "Wir müssen jeden Stein umdrehen."

Nackte Wahrheiten an der Wand?

Und nicht nur das. Er bitte um Verständnis, "dass wir auch jeden Stein dahingehend umdrehen, dass wir im Gemeinderat und der Verwaltung gemeinsam strategische Gedankenspiele machen". Also Gedankenspiele statt Fußballmatches in Markt Schwaben? "Im Gesamtkontext", so Stolze, sei überlegenswert, "ob es vielleicht am Ende des Tages für die Marktgemeinde nicht doch eine bessere Lösung gibt, als den Plan genau so durchzuziehen, wie er eben grad hier skizziert ist."

Im Anschluss an die - mit Ehrungen und Stolzes Vortrag - etwas mehr als zweistündige Frontalveranstaltung gab es nur noch Wortmeldungen von zwei der inzwischen bei weitem nicht mehr hundert Zuseher. Zum Jahnsportplatz wurde nicht mehr gefragt, womöglich war der vom Bürgermeister recht kurz gehaltene Punkt in der Wahrnehmung vieler auch untergegangen.

Der weiße Ritter mit dem Geldkoffer war - wie von Stolze prognostiziert - an diesem Abend schonmal nicht gekommen. Stattdessen konnten die Zuseher - wenn schon keine Mittelalterhelden - eine "Nymphe im Gras" bewundern. Die Nymphe im Gras hing in gemalter Form an der Unterbräu-Wand und war Teil einer Vernissage des "Aktivkreises Kunst und Kultur". Die Künstlerin Alina Cocos hatte sich entschieden, ihre Nymphe nackt ins Gras zu setzen, nicht im Trikot auf einen Rasen. Da war sie also, die Entblößung dieses Abends. Wobei die Frage offen bleibt, ob sich nackte Wahrheiten darin verbergen, oder nicht.

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