Debatte im Gemeinderat:Kirchseeon: Awo stellt erste Seniorenheim-Pläne vor

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Seit langer Zeit schon liegt das ehemalige Bundeswehrgelände im Kirchseeoner Ortskern brach. Das könnte sich nach dem Gemeinderatsbeschluss vom Montagabend nun bald ändern. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Kirchseeoner Gemeinderat legt sich darauf fest, wie die Fläche des ehemaligen Bundeswehrgeländes aufgeteilt werden soll.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Am Ende der knapp anderthalbstündigen Debatte standen die Kirchseeoner Gemeinderäte vor einem Scherbenhaufen. Zum Glück für sie nicht bildlich gesprochen, sondern ganz real, weil Barbara Bittner versehentlich ein Wasserglas aus der Hand geglitten war. Die vorangegangene Diskussion hingegen lief aus Sicht der Marktgemeinde alles andere als schlecht - ganz im Gegenteil: Seit Montagabend gibt es nun konkrete Pläne, wie es mit dem ehemaligen Bundeswehrgelände im Ortszentrum weitergehen soll. Und wie Bürgermeister Udo Ockel (CSU) feststellte, gibt es nun bei drei beteiligten Parteien zweieinhalb Sieger.

Einer davon ist die Marktgemeinde selbst, der durch die letztendlich beschlossene Flächenaufteilung ein recht attraktives Teilstück im nordöstlichen Eck des Geländes zufällt. Der andere volle Sieger ist die Arbeiterwohlfahrt (Awo), denn die Gemeinderäte haben den Weg für einen Seniorenheim-Neubau freigemacht - und zwar an jener Stelle, die sich die Awo zuvorgewünscht hatte. Warum ein Neubau und damit ein Umzug des Gebäudes vom Dachsberg an die Waldbahn überhaupt nötig ist, erklärte Cornelia Emili, Vorstandsvorsitzende des Awo-Bezirksverbands Oberbayern: Der jetzige, in die Jahre gekommene Standort würde die baulichen Mindestanforderung an ein Seniorenzentrum nicht mehr erfüllen. Vor allem sei die geforderte Einzelzimmerquote von mindestens 75 Prozent nicht erreicht. Ein Umzug wäre laut Emili deshalb eine "unheimlich schöne Möglichkeit".

Im neuen Seniorenheim sollen 25 Menschen mehr Platz haben

Diesen soll Architekt Peter Flickinger planerisch in die Wege leiten, der den Marktgemeinderäten einen ersten Entwurf für das neue Seniorenheim präsentierte. Etwa 120 Menschen würden dort Platz finden und damit rund 25 mehr als noch am alten Standort. Das Gebäude selbst besteht im Wesentlichen aus dreigeschossigen rechteckigen Satteldachbauten in Nord-Süd-Ausrichtung, die über einen Quertrakt verbunden sind. Der Haupteingang ist an der Parkstraße vorgesehen. Insgesamt wird die Awo dafür knapp 9000 Quadratmeter Fläche von der Gemeinde benötigen.

Die Detailplanung für das Gebäude selbst steht zwar laut Flickinger noch nicht fest, darin untergebracht werden sollen aber definitiv Schulungs- und Mehrzweckräume, Küche, Café, Verwaltungstrakt und Mitarbeiterwohnungen. Die Seniorenwohnungen sollen an der westlichen Seite des Gebäudes angesiedelt werden. Außerdem wird es einen normalen Garten und einen speziellen Demenzgarten geben, in dem die Bewohner beim Spazierengehen beaufsichtigt werden.

Mit diesen Planungen waren fast alle im Sitzungsraum recht zufrieden - bis auf einen: Richard Wagner, Chef des gleichnamigen Autohauses, hatte die Debatte von den Zuschauerreihen aus verfolgt und bekam vom Gremium schließlich Rederecht erteilt. Hintergrund ist, dass auch das Autohaus gerne auf dem Gelände eine Fläche erwerben würde, am besten unmittelbar gegenüber der Werkstatt am westlichen Ende des Bundeswehrgeländes. Eben diesen Standort bevorzugt aber auch die Awo für ihr Seniorenzentrum. Für Wagner ausschlaggebend sind die kürzeren Wege, die sowohl Kunden als auch Mitarbeiter zurückzulegen hätten. Bei der Awo würde man sich dagegen lieber ruhigere Wohnbebauung als direkten Nachbarn wünschen, anstatt den viel frequentierten Parkplatz des Autohauses.

Die Marktgemeinde will ihr verbliebenes "Filetstück" nicht hergeben

Die Entscheidung darüber, wie die insgesamt rund 18 000 Quadratmeter große Fläche nun letztendlich aufgeteilt wird, lag folglich bei den Gemeinderäten. Je nach Splittung bliebe der Marktgemeinde ein recht abgeschnittenes Grundstück im Nordwesten, oder ein sehr gut angebundenes im Nordosten. Die überwiegende Haltung des Gremiums brachte deshalb Christian Ehringer (UWG) auf den Punkt: "Wir wären doch blöd, wenn wir das Grundstück hergeben würden. Das ist unser Filetstück", sagte er über die Fläche im Nordosten. Dem schlossen sich fast alle seiner Kollegen an, die sich letztendlich auf folgende Aufteilung einigten: Seniorenheim im Westen, Gemeindefläche im Nordosten, Wagner im Südosten.

Letzterer ist nun ein bisschen der Leidtragende der Debatte, wenngleich der Autohauschef schweren Herzens einlenkte: "Ich kann momentan nicht aus." Wie es indes mit dem Gemeindegrundstück weitergehen soll, steht noch nicht fest. Im Gremium kursierten mehrere Ideen von einem Feuerwehrhaus über einen zusätzlichen Kindergarten bis hin zu Wohnbebauung.

© SZ vom 29.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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