Landwirtschaft in Bayern:Landwirt plant riesigen Hühnerstall in Zorneding

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Der "Glonner Hof" liegt idyllisch im Süden der Gemeinde. Doch mit der Ruhe könnte es dort bald vorbei sein, wenn auf dem Gelände künftig bis zu 6000 Legehennen unterwegs sind. Zumindest um ihre Frühstückseier müssen sich die Zornedinger wohl keine Sorgen mehr machen. (Foto: Christian Endt)

Im Süden könnte am "Glonner Hof" ein riesiger Hühnerstall für bis zu 6000 Tiere entstehen. Auch im Westen hat ein Bauer große Pläne, die man in der Gemeinde aber deutlich kritischer sieht.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

4000 neue Bewohner werden womöglich schon bald in die Gemeinde Zorneding ziehen. Dabei handelt es sich aber nicht etwa um stadtflüchtige Münchner, die im Landkreis Ebersberg nach Ruhe und Entspannung suchen, sondern um fleißige Arbeitskräfte: Im Süden der Gemeinde könnte am "Glonner Hof" ein riesiger Hühnerstall gebaut werden, in dem bis zu 6000 Tiere Platz finden sollen. Der Bauausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung dem Gesuch des Landwirts stattgegeben, seinen Betrieb im Moosacher Weg deutlich zu vergrößern. Ein anderer Bauer in der Gemeinde hat dagegen weniger Glück, er darf sein Anwesen vorerst nicht erweitern.

Im Fall des Glonner Hofs aber dürften die zwei mobilen Ställe mit derzeit jeweils 1000 Legehennen schon bald durch ein neues Gebäude ersetzt werden. Dort sollen dann insgesamt dreimal so viele Tiere unterkommen, wie sich derzeit auf dem Gelände befinden. Ziel sei es, die Produktion auf biologische Erzeugung umzustellen und die Direktvermarktung auszuweiten, wie es von den Bauwerbern heißt. Für die Zornedinger dürfte das Angebot im betriebseigenen Hofladen also größer werden. Zumindest aus Gemeindesicht spricht nichts gegen die Erweiterung. Es sei davon auszugehen, dass es sich hier um ein privilegiertes Vorhaben im Außenbereich handele. Eine Stellungnahme vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten liege aber noch nicht vor.

Angesichts des rapiden Wachstums, stellten sich bei den Zornedinger Gemeinderäten allerdings durchaus Fragen in Bezug auf das Tierwohl. Ob das Grundstück überhaupt groß genug sei für die vielen Hühner, wollte etwa Peter Pernsteiner (FDP) wissen. Bianka Poschenrieder (SPD) fragte nach, ob es bei der Freilandhaltung der Tiere bleibe. Beides konnte Landwirt Johann Glonner im Bauausschuss mit "Ja" beantworten. Es seien vier Quadratmeter Auslauffläche pro Tier vorgeschrieben, "und die hab ich auch". Zumal die Hennen künftig auch noch zwei angrenzende Flächen zur Verfügung haben werden.

Auch die Produkte werden durch die Erweiterung nicht beeinträchtigt, wie Glonner in der Sitzung sagte. Der Stall sei nach den derzeit geltenden Bio-Richtlinien beantragt, dadurch sei man für die Zukunft nun besser aufgestellt. Die Qualität der Eier bleibe also mindestens gleich. Entsprechend ohne Gegenstimme gaben die Mitglieder des Bauausschusses dem Gesuch des Landwirts statt. Das letzte Wort über die Genehmigung hat aber das Ebersberger Landratsamt.

Das gilt zwar auch für den Fall eines anderen Zornedinger Betriebs, dennoch legte der Bauausschuss nach kontroverser Diskussion gegen dessen Erweiterung ein formales Veto ein. Ein Landwirt hatte einen Vorbescheid bei der Gemeinde eingereicht, um seinen Hof auf dem sogenannten Münchner Feld zwischen dem westlichen Ortsrand und dem Nachbarort Baldham auszubauen. Dort sollen unter anderem ein Betriebsleiterwohnhaus, eine Werkstatt und Verkaufsräume für einen Hofladen gebaut werden. Insgesamt würde das bestehende Gebäude dadurch etwa auf die doppelte Größe anwachsen.

Viel zu groß, wie einige Gemeinderäte befanden. Die wohl deutlichsten Worte fand dabei Bianka Poschenrieder: "Ich finde es richtig hässlich", sagte die Zweite Bürgermeisterin. Bereits jetzt versperre der Hof von München aus kommend den Blick auf Zorneding. Der nun beantragte Baukörper sei erst recht "gigantisch". Auch Wilhelm Ficker (Freie Wähler) war von dem Vorhaben nicht überzeugt. "Der Außenbereich sollte geschont werden." Durch die Erweiterung würde aber eine Zersiedelung hervorgerufen. Hintergrund ist, dass der Bauwerber bereits im Zornedinger Ortskern eine Landwirtschaft betreibt. Dass ein Hofladen doch lieber dort entstehen solle, dafür sprach sich Stefan Obermaier (Grüne) aus. "Das muss im Ort stattfinden", sagte er. Schließlich wolle man den dörflichen Charakter von Zorneding zumindest in manchen Gebieten erhalten.

Eben jenen Dorfcharakter aber brachten die Befürworter in die Diskussion ein. "Es geht hier um die regionale Versorgung mit Lebensmitteln", sagte etwa Robert Strobl (CSU), der selbst Landwirt ist. Ein Hof verursache viel Lärm und müsse deshalb aus der Ortschaft raus. Jutta Sirotek (CSU) mahnte an, dass man den Landwirten eine Zukunft bieten müsse. "Sie brauchen die Chance auf Entwicklung." In diesem Fall war die Mehrheit des Gremiums jedoch anderer Meinung.

Nun liegt auch hier die Entscheidung beim Landratsamt. Hat die Kreisbehörde weniger Bedenken als der Zornedinger Bauausschuss, kann der Landwirt seinen Betrieb trotz des gemeindlichen Vetos vergrößern.

© SZ vom 24.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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