Energiewende in Zorneding:Wir hätten dann gerne zwei bis drei Windräder

Energiewende in Zorneding: Auch in Zorneding sollen Windräder gebaut werden.

Auch in Zorneding sollen Windräder gebaut werden.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Gemeinde Zorneding legt einen offenen Brief vor, in dem sie sich für bis zu drei Windräder im Ortsgebiet stark macht. Nun sollen mögliche Grundstückbesitzer kontaktiert werden.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Dass auf Zornedinger Gemeindegebiet in den nächsten Jahren zwei bis drei Windkraftanlagen gebaut werden, ist seit Montagabend mehr als nur eine abstrakte Idee. In einem offenen Brief haben sich Bürgermeister Piet Mayr (CSU) und die Mitglieder des Gemeinderates klar für das Projekt des örtlichen Energie-Forums ausgesprochen und wollen nun die nächsten Schritte in die Wege leiten. Wo die Anlagen entstehen könnten und wie weit sie von der Wohnbebauung entfernt sein werden, ist noch nicht klar. Das soll nun durch Verhandlungen mit Grundstückseigentümern geklärt werden.

"Um die Energieversorgung vollständig aus erneuerbaren Quellen zu erreichen, sind Windenergieanlagen unerlässlich", heißt es in dem Schreiben, das in der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Energiewende vorgestellt worden ist. Dass sich Zorneding mit einem offenen Bekenntnis pro Windkraft positionieren will, hatte der Gemeinderat bereits im Mai mit knapper Mehrheit beschlossen. Hintergrund ist, dass die Gemeinde den Kreistagsbeschluss von 2006 übernommen hat, bis zum Jahr 2030 frei von fossilen und atomaren Energieträgern zu sein. Zudem hat der Zornedinger Gemeinderat 2019 per Beschluss den Klimanotstand am Ort ausgerufen.

Um diesen Beschlüssen Rechnung zu tragen, müsse "die Stromerzeugung aus Photovoltaik und Wind rasch und entschlossen ausgebaut werden", wie es in dem offenen Brief heißt, der der Redaktion vorliegt. Die fünf Windräder, die wahrscheinlich im Ebersberger Forst gebaut werden, würden dafür jedoch nicht ausreichen. "Deshalb müssen noch weitere Windräder in den Gemeinden des Landkreises errichtet werden", schreiben Bürgermeister und Gemeinderat. Aus diesem Grund wolle man den Bau von zwei bis drei Windrädern auf dem Zornedinger Gemeindegebiet unterstützen und fördern.

Ursprünglich war in dem Schreiben von "mindestens zwei Windrädern" die Rede, dagegen jedoch sträubten sich einige Gemeinderäte aus den Reihen der CSU. "Ich tue mir damit schwer", sagte etwa Jutta Sirotek, die durch die vage Angabe eine Art Freifahrtsschein zur Errichtung von Windrädern befürchtete. Von mehr als drei Stück sei nie die Rede gewesen, versuchte AK-Mitglied Wolfgang Poschenrieder zu beschwichtigen. "Drei wären am günstigsten, aber auch mit zwei wäre schon viel gewonnen", sagte er. Seine Frau Bianka Poschenrieder (SPD) schlug vor, die Zahl in der Hoffnung auf einen einstimmigen Beschluss auf drei Windräder zu begrenzen. Der Wunsch wurde jedoch nicht erfüllt: "Ihr könnt reinschreiben was ihr wollt, ich lehne ihn ab", sagte dazu Robert Strobl (CSU). Auch Patrick Eichler (CSU) stimmte gegen den offenen Brief, die elf übrigen Mitglieder des AK Energiewende votierten aber dafür.

Konkret bedeutet das, dass die Gemeinde nun das Gespräch mit den Grundstückseigentümern in den geeigneten Konzentrationsflächen, die rund um das Gemeindegebiet liegen, suchen wird. Außerdem soll es einen Informationstermin mit allen Beteiligten geben. Fest steht bereits jetzt, dass die Zornedinger Einwohner über eine Bürgergesellschaft bei dem Projekt mitbestimmen und "am Erfolg ihrer eigenen Windenergieanlagen" beteiligt werden sollen, wie es in dem offenen Brief heißt. Es werde angestrebt, dass die Wertschöpfung aus dem Betrieb der Windräder am Ort verbleibt.

Außerdem sollen bei deren Errichtung und Betrieb lokale Unternehmen bevorzugt und die Gemeinde am Ertrag beteiligt werden. Ersteres sei möglich, da eine private Gesellschaft nicht an die kommunalen Ausschreiberichtlinien gebunden ist, wie Bürgermeister Mayr erklärte. Dem Rathauschef zufolge werden die Windräder auf Zornedinger Flur aber noch ein langer Prozess werden. "Das Verfahren wird sich über drei, vier Jahre ziehen", sagte Mayr. So würden etwa die Standorte und die genaue Anzahl der Anlagen noch mehrmals diskutiert werden.

Ein Abwägungsvorgang, den die Gemeinderäte ausdrücklich begrüßten. "Es stellt sich die Frage, wie sehr wir unseren Bürgern auf die Pelle rücken", sagte etwa Peter Pernsteiner (FDP) mit Blick auf die Entfernung der Windräder zur nächsten Wohnbebauung. Es müsse ein Konsens gefunden werden, mit dem alle leben können. "Unsere Bürger werden bei weniger als 4 H sicher nicht mitspielen", so Pernsteiner. Auch Wilhelm Ficker (FW) sagte, es sei ganz klar, dass die Einwirkung auf die Bevölkerung so gering wie möglich gehalten werden müsse. Es komme aber auch darauf an, welche Flächen man bekomme, so Ficker. "Wenn die Grundstücksbesitzer nicht mitspielen, müssen wir eventuell in den sauren Apfel beißen."

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