Landratsamt:"Aus unserer Sicht könnte die Gemeinde die Halle wieder öffnen"

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Ortstermin am Mittwoch vor der gesperrten Kletterhalle mit Landrat Niedergesäß (blauer Schal) und Bürgermeister Georg Hohmann (rechts). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Landratsamt sieht keine größere Gefahr in der Markt Schwabener Kletteranlage. Für Klarheit soll nun ein Externer sorgen.

Von Andreas Junkmann, Markt Schwaben

An der Tür am Eingang zur Markt Schwabener Kletterhalle klebt ein Zettel mit Gemeindewappen drauf. Es ist ein Schreiben des Bürgermeisters an den Vorstand der Alpenvereinssektion, in dem er die sofortige Nutzungsuntersagung für das komplette Betriebsgelände bekannt gibt. "Bis auf weiteres bleibt der Turm gesperrt", ist darunter zusätzlich mit rotem Filzstift notiert. Und als wäre das noch nicht Warnung genug, ist der Eingang zur Kletterhalle außerdem mit einem Absperrband verhängt.

Die Botschaft ist klar: Hier kommt ab sofort keiner mehr rein. Und deswegen mussten auch die Vertreter von Landkreis und Marktgemeinde beim kurzfristig einberufenen Ortstermin am Mittwoch draußen auf der Straße über die Zukunft der Kletterhalle diskutieren.

Die plötzliche Sperrung der Sportanlage hat in Markt Schwaben für einigen Wirbel gesorgt. Bei einer Gesprächsrunde im Rathaus mit Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) herrschte eine aufgeladene Atmosphäre, immer wieder kochten die Emotionen hoch. Denn die Sportler - der DAV ist mit 1700 Mitgliedern immerhin der zweitgrößte Verein im Ort - fühlen sich von der Entscheidung des Marktgemeinderats überrumpelt.

Das Problem: Niemand will die Verantwortung übernehmen

Dieser hatte beschlossen, die Kletterhalle auf dem Areal der ehemaligen Kläranlage so lange zu schließen, bis eine Nutzungserlaubnis vorliegt - denn eine solche hatte es in den vergangenen Jahren nie gegeben. Außerdem verweigerten die Gemeinderäte ein Gutachten über die Statik des Gebäudes, in dem auch die Kreisfeuerwehr ihre Übungen abhält, erstellen zu lassen. Aus Kostengründen.

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Um ein solches wird man in Markt Schwaben aber nicht herumkommen, soll die Anlage in absehbarer Zeit wieder in Betrieb genommen werden. Das jedenfalls ist das Resultat des Treffens, zu dem neben Bürgermeister Hohmann unter anderem auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU), Kreis-Bauamtsleiter Albin Schenk und der Chef der Markt Schwabener Baubehörde Frank Eichner gekommen sind. Es ging um die Frage, was mit der Kletterhalle im Weiteren passieren soll - oder wie Hohmann es formulierte: "Was müssen wir machen, und wen müssen wir dazu holen?"

Dem Wort "wir" kommt dabei eine ganz entscheidende Bedeutung zu, denn wie Landrat Niedergesäß und Albin Schenk unisono erklärten, liegt die Verantwortung über das weitere Vorgehen allein bei der Gemeinde als Gebäudeeigentümer und beim Verein als Betreiber der Halle. Der Landkreis könne zwar beratend zur Seite stehen, beschließen könne er in der Sache allerdings nichts.

Die Kletterhalle werde ohnehin seit zwei Jahren von der Kreisbehörde geduldet. "Schon damals war klar, dass hier eine Regelung her muss", sagte Schenk. Eine solche kann es dem Kreis-Bauamtschef zufolge aber nur dann geben, wenn ein Gutachter das Gebäude genau unter die Lupe nimmt. Erst dann könne man eine entsprechende Nutzungsgenehmigung nachreichen. Da derzeit aber keine akute Gefahrenlage nachgewiesen sei, würde der Landkreis die Nutzung vorerst weiter dulden, so Schenk. "Aus unserer Sicht könnte die Gemeinde die Halle also eigentlich wieder öffnen."

Allein, bei der Marktgemeinde will niemand die Verantwortung dafür übernehmen, das Gebäude einfach so wieder aufzusperren. "Ich werde den Kopf dafür sicher nicht mehr hinhalten", sagte Bürgermeister Hohmann. Und auch im Marktgemeinderat will man den Beschluss über die Sperrung nicht einfach zurücknehmen. Eine Prüfung des Gebäudes ist also unumgänglich, wenn die Kletterer zurück in ihre Halle wollen. "Es muss ja nicht gleich ein Gesamtkonzept sein", gab Landrat Niedergesäß zu bedenken.

Dem Ratschlag folgend soll nun möglichst kostengünstig und schnell ein Gutachten über die Statik des Kletterturms erstellt werden. "Es braucht nur einen Fachmann, der bestätigt, dass keine Gefahr in Verzug ist," so Niedergesäß, der vorschlug, sich im Verein umzuhören, ob man nicht sogar einen Gutachter in den eigenen Reihen habe.

Mit einem entsprechenden Nachweis über die Sicherheit des Gebäudes könnte der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 9. April die Sperrung der Halle - dann ohne Sicherheitsbedenken - wieder aufheben.

© SZ vom 28.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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