Der eine verschenkt traditionell selbst gestrickte Schafwollpullover - und sorgt damit bei den Empfängern für gemischte Gefühle, die andere wurde als Veganerin schon mal mit einem Metzgerei-Abo bedacht ... Die SZ Ebersberg hat für ihre Serie "Kuriose Geschenke" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg nach ihren Erfahrungen mit unerwarteten Gaben gefragt.
Wer wissen will, wie ein nachhaltiger, konsumarmer und damit auch umweltbewusster Lebensstil aussieht, der sollte mal die eigenen Großeltern genauer betrachten - vor allem, wenn sie vor 1935 geboren sind. Da werden Löcher in den Socken gestopft, aufgerissene Nähte repariert, und die sich lösende Schuhsohle ist mit ein bisschen von dem guten Kleber bestimmt auch wieder tipptopp. In den Urlaub fliegen braucht's nicht, wenn es doch das Auto und den Reisebus gibt. Fleisch landet fast nur sonntags oder an den Feiertagen auf dem Teller - und ein Wurstbrot zum Abendessen ist schließlich kein Fleisch, sondern Wurst.
Aber wehe, wenn Weihnachten an der Tür klingelt. Wenn Omas Kinder und Enkelkinder hinein ins Haus und ins Wohnzimmer pilgern, zum Christbaumanschauen, ja, was dann? Diese ganze Verschenkerei und Omas Lebensstil, das will nicht so recht zusammenpassen.
Wie gut, dass diese Oma recht erfinderisch ist. So kommt unter dem weihnachtlichen Geschenkpapier, das die Enkelin vor zwölf Jahren aufreißt, ein Etwas aus Frottee zum Vorschein: oben hellgelb, unten eine Blümchenbordüre, dahinter das gleiche nochmal in Hellrosa und Hellblau: Handtücher originalverpackt in einer Plastikhülle. Mit einem D-Mark-Bapperl dran. Es sind dieselben Handtücher, die Oma 1998 selbst unter den Weihnachtsbaum gelegt bekam, von der Schwiegertochter, der Mutter der Enkeltochter.
Bestimmt wollte Oma damals ihre gerade erst liebgewonnen neuen 30 Jahre alten Handtücher nicht durch die der Schwiegertochter ersetzen. Wegwerfen gibt's nicht, also warum nicht weiterschenken? Vielleicht, ganz vielleicht nur, spielt hier aber auch Vergesslichkeit eine Rolle und weniger ein nachhaltiger Lebensstil. Jedenfalls sieht die Enkelin damals keinen Bedarf, die ausgemusterten Handtücher von Mama, die mit in den ersten eigenen Hausstand genommen wurden, zu ersetzen. Also werden die Frotteedinger noch einmal weitergereicht und landen schließlich wieder bei der ursprünglichen Schenkerin. Seitdem warten sie im Bauernschrank darauf, endlich einmal eingesetzt zu werden.
Und Oma? Die hat bis heute davon keine Ahnung.