SZ-Serie: Kuriose Geschenke:Ein Geschenk aus dem Jenseits?

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Diesen Markt aus Ton hat Pola Gülberg im vergangenen Jahr von ihrer Oma geschenkt bekommen. (Foto: Privat)

Pola Gülberg, SZ-Pflegekolumnistin, hat vergangenes Weihnachten nicht schlecht gestaunt: Da bekam sie ein Präsent von ihrer Oma, die schon vor Jahren gestorben war.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Der eine verschenkt traditionell selbst gestrickte Schafwollpullover - und sorgt damit bei den Empfängern für gemischte Gefühle, die andere wurde als Veganerin schon mal mit einem Metzgerei-Abo bedacht ... Die SZ Ebersberg hat für ihre Serie "Kuriose Geschenke" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg nach ihren Erfahrungen mit unerwarteten Gaben gefragt.

"Gut Ding will Weile haben" - das schrieb schon Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen vor mehr als 350 Jahren in seinem Schelmenroman "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch". Zumindest dieser eine Satz aus der Geschichte könnte genauso gut von dem Weihnachtsgeschenk handeln, das SZ-Pflegekolumnistin Pola Gülberg am vergangenen Heiligabend auspackte: Es war ein Präsent ihrer Oma. Die da schon seit vielen Jahren tot ist.

Trotzdem war das Geschenk in der Handschrift von Gülbergs Oma beschriftet: "Weihnachten 1998, für Pola". Hat die Reise des Geschenks ins Jenseits und wieder zurück unter den Christbaum der 39-Jährigen also ein gutes Vierteljahrhundert gedauert? Nun ja, so ähnlich.

Pola Gülberg ist seit fast zwei Jahren SZ-Pflegekolumnistin, in "Auf Station" erzählt sie jede Woche von ihrer Arbeit auf der Ebersberger Intensivstation. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Als Gülbergs Vater zusammen mit seinen Geschwistern nach dem Tod des Großvaters das Haus der Eltern ausräumte, habe er den Karton für die Enkelin in einem Schrank gefunden, erzählt die Pflegerin. Nicht das einzige Präsent übrigens, das entdeckt wurde: Auch für Gülbergs Geschwister waren dort Geschenke deponiert. Der Vater der 39-Jährigen jedenfalls, er hat dicht gehalten und ihr das Präsent der Oma dann erst einige Monate später an Weihnachten überreicht. So war es schließlich laut Beschriftung einst auch geplant.

In dem grauen Karton verbarg sich ein kleines Kunstwerk aus Ton, das einen Markt darstellt. Heute steht es in einem Regal in Gülbergs Wohnung neben einigen anderen Präsenten, die sie von Freunden und Familie geschenkt bekommen hat. Woher das Kunstwerk stammt, weiß die 39-Jährige nicht. Eine Vermutung hat sie aber schon: "Meine Oma war oft auf Teneriffa im Urlaub, vom Stil her könnte das, glaube ich, ganz gut hinkommen."

Manchmal hat Oma Gülberg die Geschenke für ihre Enkelkinder einfach zu gut verräumt

Aber wie war das denn damals, 1998, als das Geschenk eigentlich in die Hände der 14-jährigen Pola hätte wandern sollen - gab's dann da nichts unter dem Weihnachtsbaum von Oma Gülberg? "Doch, doch", sagt die Pflegerin. "Wir Enkelkinder haben immer etwas von ihr bekommen." Was es an besagtem Weihnachtsfest gewesen war, daran kann sie sich allerdings nicht mehr erinnern. "Immer, wenn unsere Oma mal wo etwas gesehen hat, von dem sie dachte, das passt zu uns, dann hat sie es gekauft, beschriftet und dann bis zum nächsten Geburtstagsfest oder Weihnachten verräumt", erzählt Gülberg weiter.

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Und manchmal offensichtlich zu gut verräumt. Ein paar Mal sei es vorgekommen, dass die Großmutter ihr etwas geschenkt habe, einfach so, und dann dazu gesagt hätte: "Schau mal, das hättest du eigentlich schon letztes Jahr zum Geburtstag bekommen sollen" - offenbar hatte sie das Präsent dann nicht mehr wiedergefunden, als dessen eigentlicher Einsatz gewesen wäre, sondern irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt, wahrscheinlich beim Aufräumen. "Das ist so typisch für sie gewesen, dass sie Kleinigkeiten verlegt hat", sagt Gülberg und lacht.

Dass der kleine Tonmarkt ganze 24 Jahre gebraucht hat, um in ihre Hände zu wandern, freut Pola Gülberg noch heute. "Von der verstorbenen Oma nach Jahren noch mal ein Geschenk zu bekommen, das ist schon ziemlich einmalig." Und ziemlich kurios.

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