Umfahrung Parsdorf:Zeit für Klarheit

Lesezeit: 1 min

Die Wahrscheinlichkeit für einen Bau der Umgehungsstraße in Vaterstettens Norden geht gegen Null. Das sollte man den Betroffenen aber auch endlich offen sagen.

Kommentar von Wieland Bögel

Was haben der Transrapid zum Münchner Flughafen, der Teilchenbeschleuniger im Ebersberger Forst und die Umfahrung Parsdorf-Weißenfeld gemeinsam? Alle drei Projekte wird es nie geben - was allerdings nur für die beiden erstgenannten offiziell ist. Bei der Umfahrung haben es die politisch Verantwortlichen bislang vermieden, das Offensichtliche auch offen auszusprechen: Die Straße wird nicht gebaut, weil sie nicht finanzierbar ist.

Spätestens seit sich die Gemeinde im Frühjahr vom Investorenzuschuss verabschiedete, ist das Projekt erledigt. Die 4,5 Millionen Euro wurden zuvor auch von hartnäckigen Verfechtern des Vorhabens als dessen Voraussetzung genannt. Doch selbst wenn die Gemeinde in der Vergangenheit nicht den Fehler gemacht hätte, den Zuschuss mit einem Verfallsdatum zu versehen, wäre die Straße mittlerweile unbezahlbar geworden. Als der Gemeinderat vor fast genau zehn Jahren die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens beschloss, wurden die Kosten mit rund 13,5 Millionen Euro angegeben. Die jüngsten - aber auch nicht mehr aktuellen - Schätzungen gehen von etwa 40 Millionen Euro aus. Zum Vergleich: Das Gesamtvolumen des Vaterstettener Haushalts für dieses Jahr liegt bei knapp 78 Millionen Euro.

Dass man, noch dazu in Krisenzeiten, einfach mal mehr als die Hälfte eines Jahresbudgets in eine Straße investiert, zumal wenn daneben Großprojekte wie Geothermie und Schulsanierungen anstehen, ist daher nicht zu erwarten. Dass die Gemeinderatsmehrheit dies auch begriffen hat, zeigt der Beschluss, die Planungen für die Umgehung auf Eis zu legen. Ganz offiziell beenden wollte man diese indes nicht, was auch daran liegt, dass besonders CSU und SPD den Parsdorfern in den vergangenen Jahren stets den Umgehungsbau zugesichert haben.

Nun ist es das eine, zu einem gegebenen Versprechen zu stehen, das zeugt ja durchaus von Anstand und Ehrlichkeit. Doch gebieten diese auch, beizeiten zuzugeben, wenn eine Zusage nicht einzuhalten ist. Bei der Umfahrung ist das ganz objektiv der Fall. Dass die offizielle Beendigung des Projekts Umgehungsstraße für manch einen im Gemeinderat nicht einfach und schon gar nicht angenehm werden wird, ist sicher auch der Fall. Aber es ist richtig und notwendig.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: