Mitten in Vaterstetten:Gans und gar kein Vorbild

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Auch Gänse sind nicht immer im Gänsemarsch unterwegs. (Foto: Johannes Simon)

Das Laufen in einer Reihe ist nach großen Wasservögeln benannt - leider hat man offenbar vergessen, diese darüber zu informieren.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Tieren pauschal Eigenschaften, noch dazu menschliche, zuzuschreiben, ist ja durchaus nicht unumstritten. Nicht zuletzt und besonders dann, wenn es um Negatives geht. Dass Schlangen wirklich besonders hinterlistig, Esel mutwillig störrisch oder Schweine schmutzig sind, gilt längst als widerlegt. In dem Zusammenhang gilt es natürlich auch die Gans zu erwähnen, der oft eine geringe Geisteskraft attestiert wird. Eine Unterstellung, die bereits vor gut 160 Jahren der Naturforscher Alfred Brehm - sonst selten um eine gewisse Vermenschlichung des Verhaltens seiner Beobachtungsobjekte verlegen - als Unsinn bezeichnet hat. Und auch in einem anderen Zusammenhang ist eine gewisse Divergenz zwischen sprachlicher und echter Gans zu bemerken: Bei der nach dem großen Wasservogel benannten Fortbewegungsart.

Die Rede ist natürlich vom Gänsemarsch, also dem Watscheln in gerader Linie hintereinander her. Was besonders dann sinnvoll erscheinen würde, bewegte man sich beispielsweise entlang einer stark befahrenen Straße auf dem Gehsteig. Wer nun denkt, dass Gänse eher selten als Verkehrsteilnehmer auftreten, kann sich im Norden Vaterstettens vom Gegenteil überzeugen lassen. Dort, genauer in der Baldhamer Straße, sind gelegentlich Gänse unterwegs und lungern als Gruppe auf dem dortigen Gehweg herum. Dass sie nicht so dumm sind, wie die Redensart Glauben machen will, beweist, dass sie offenbar sehr wohl von den Gefahren des Straßenverkehrs wissen, Unfälle mit Federvieh sind an der Stelle zumindest keine bekannt geworden. Was aber vielleicht auch am selbstbewussten Auftreten der doch nicht ganz kleinen Tiere liegt, selbst Lastwagen treten respektvoll auf die Bremse, wenn die überhaupt nicht auf eine Linie gebrachte Gänse-Gang gefährlich nahe am Straßenrand herumturnt.

Das Gegenteil übrigens ist gelegentlich ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite zu beobachten, wenn der nahegelegene Kindergarten einen Ausflug macht. Geschnattert wird zwar hüben wie drüben, den Gänsemarsch beherrscht aber nur eine der beiden Gruppen - die mit den Federn ist es nicht.

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