SZ-Adventskalender:"Armut sucht man sich nicht aus"

Lesezeit: 2 min

Wenn es an der Supermarktkasse ans Bezahlen geht, erschrickt man nicht selten - so teuer ist alles geworden. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Zum 75. Mal sammelt die Hilfsorganisation der "Süddeutschen Zeitung" Geld für Menschen in Not.

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg

Wer in diesen Monaten seine Einkäufe in den Kofferraum lädt, der wird häufig den Kopf schütteln wegen der hohen Kosten, die jeder Besuch im Supermarkt mit sich bringt. Die Inflation hat vor allem die Lebensmittelpreise hochgetrieben - und noch viel härter als den Durchschnittsverdiener trifft das jene Menschen, die kein festes Einkommen haben, oder aber mit dem, was sie verdienen, kaum auskommen können. Eine Tafel Schokolade nebenher, ein Weihnachtsmann oder mal eben ein bisschen frisches Obst sind da meist nicht drin.

Marie-Luise H. etwa, die wir in diesem Jahr vorstellen werden, geht das so. Sie muss nach Abzug aller laufenden Kosten mit 250 Euro im Monat auskommen, "wenn ich mal einen Joghurt möchte, schaue ich, ob ich irgendwo einen im Angebot sehe", sagt sie.

Immobilienmarkt im Landkreis
:Wohnung, leer stehend, sucht

Sie besitzen zwei Immobilien im Wert von 1,2 Millionen, sind aber womöglich bald obdachlos: Das Ehepaar S. hat sich verschuldet, weil derzeit kaum jemand eine Immobilie kaufen will - ein Problem, das im Landkreis immer mehr Menschen in eine Schuldenspirale treibt.

Von Franziska Langhammer

Um Menschen wie sie bemüht sich seit 75 Jahren das Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung, der SZ-Adventskalender. Gegründet wurde er 1947/48, damals, um die Auswirkungen des Kriegs bei der Not leidenden Bevölkerung zu mindern. Seither sammelt die SZ Jahr um Jahr Spenden für Menschen, die in Not geraten sind, und für die das soziale Netz vor allem im Augenblick besonderer Herausforderungen nicht stark genug ist.

Der Bürgermeister selbst hat einmal ein neues Bett als Spende organisiert

10,8 Millionen Euro haben SZ-Leserinnen und Leser in der Region München im Jahr 2021/22 für den Adventskalender gespendet. Das Geld ist in soziale Projekte geflossen, an Hilfsorganisationen, die Sozialarbeit der Landkreise und Kommunen, die Ukraine-Hilfe, die Förderung gesellschaftlicher Teilhabe besonders für Kinder und an einzelne Hilfsbedürftige. Auch im Landkreis Ebersberg haben viele Menschen von den Spenden und auch der Öffentlichkeit profitiert, die durch die Berichterstattung für jene Schicksale geschaffen wird, die sonst meist im Schatten stehen.

Auf eine dieser Geschichten hat der Ebersberger Bürgermeister Uli Proske reagiert und eigenhändig ein Bett bei einer Klientin vorbeigebracht, die von den Sozialpsychiatrischen Diensten in Ebersberg betreut wird. Die Regel ist aber die finanzielle Unterstützung, die manchmal gar nicht hoch sein muss, um armen Mitmenschen ein wenig mehr Lebensqualität zu verschaffen.

So hoffte Stefanie B., die ihr Leben lang unter schweren Depressionen gelitten hat und nicht mehr arbeiten kann, im vergangenen Jahr auf eine Spende für ein paar Stühle, auf denen ihre Kinder sitzen können, wenn sie die Mutter zu Weihnachten besuchen. Christina S. (alle Namen von der Redaktion geändert), nach mehreren Unfällen ebenfalls arbeitsunfähig und für ihr Auskommen auf 200 Euro im Monat beschränkt, wünschte sich nur ein bisschen Geld für ein paar neue Schuhe und ein Weihnachtsessen. Ähnlich war das bei Albert K., dessen Rente nach einem langen Arbeitsleben und einigen Erkrankungen durch die Zahlungen an die Krankenkasse aufgefressen wird.

Bei manchen Menschen kommen viele Schicksalsschläge zusammen

Manche Wünsche aber sind absolut essenziell, wie bei Maria D., die nach einer Coronaerkrankung an Erstickungsanfällen litt, ein Trauma und schwere Depressionen davontrug. In der Folge verließ sie der Vater ihrer Kinder und sie stand schließlich mit Schulden bei der Krankenversicherung da, die ihr drohte, das Auto zu pfänden, das sie braucht, weil sie weit abseits aller öffentlichen Verkehrsmittel wohnt.

Menschen, die nach Schicksalsschlägen in die Armut gerutscht sind, Familien, Kinder, denen das geringe Einkommen der Eltern die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe nimmt, Seniorinnen und Senioren, die von hohen Energiepreisen und Inflation besonders schwer betroffen sind, seelisch oder körperlich Erkrankte, die in einem normalen Arbeitsumfeld nicht mehr zurechtkommen, werden auch dieses Jahr im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen. Immer mit dem Gedanken an einen Satz von Marie-Luise H.: "Man sucht sich Armut ja nicht aus. Da ist niemand davor gefeit."

So können Sie spenden

Überweisungen sind auf folgendes Konto möglich: "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.", Stadtsparkasse München, IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00, BIC: SSKMDEMM

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSoziale Pioniere aus Aßling
:Die beste aller möglichen Familien

Vor 45 Jahren schon, als Inklusion noch lange kein Schlagwort war, nahmen Rosa und Manfred Vogt eine behinderte Pflegetochter bei sich auf. Eine Geschichte über die Macht der Hingabe.

Von Anja Blum

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: