Mitten im Jahreswechsel:Und weiter geht's

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Wieder neigt sich ein Corona-Jahr dem Ende zu und wieder steht ein weiteres an. Schlimm? Schon, aber dann auch wieder nicht.

Kolumne von Wieland Bögel, Ebersberg

Kanonenschlag vorbereiten! Der Satz ist seit mehr als vier Jahrzehnten und meist um den Jahreswechsel zu hören. Er stammt - eigentlich unnötig, es extra zu erwähnen - aus einem Klassiker von Gerhard Polt, genau: "Das Feuerwerk". In Rekordzeit führt die Kleinfamilie darin eine jahresendtypische Pyrotechnik durch, generalstabsmäßig geplant und eben mit dem Kanonenschlag pünktlich zum mitternächtlichen Glockengebimmel. Heuer müsste die Szene wohl ausfallen. Feuerwerk gibt es schon wieder keins - wie so vieles andere.

Dabei hatte es anfangs doch gar nicht so schlecht ausgesehen. Der Kanonenschlag in Form eines Impfstoffs gegen Corona war verfügbar, 2021 schien das Jahr werden zu können, in dem all das nachzuholen sein würde, was 2020 pandemiebedingt abgesagt wurde. Sehr schön hat dies übrigens die Ebersberger Faschingsgesellschaft aufgegriffen: Da wird in der Post-Corona-Zeit nicht nur der Maibaum aufgestellt, sondern gleich noch der April- und der Juni-Baum, außerdem findet das Volksfest den gesamten August hindurch in "durchgehender Präsenz" statt. Nun täte man den Ebersberger Narren unrecht, nähme man sie zu ernst - aber auch, tue man dies überhaupt nicht. Die Erwartungen an eine Zeit nach Corona waren und sind groß, die Frustration über jeden weiteren Tag, der durch die Pandemie so trist ist wie der davor, ist es mindestens ebenso.

Wird es jemals besser, jemals wieder wie früher? Die ehrliche Antwort muss - leider - lauten: Nein, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Laut Experten wird es mindestens bis 2024 dauern, bis Corona einigermaßen im Griff ist. Schlimm! Oder? Kommt drauf an. Natürlich: Unangenehm, für manche gar gefährlich, ist die ganze Sache schon. Sehr sogar und so sogar, dass dieser Satz nicht mit einem "Aber" beginnt. Dieser enthält dafür ein "andererseits": Man kann sich Schlimmeres vorstellen. Dies sei ausdrücklich jenen ins Stammbuch geschrieben, die mit Endzeit- und Tyrannei-Phantasmen ihr eigenes, allzu ungenießbares, Süppchen zu kochen hoffen. Tatsächlich war 2021 nämlich für die meisten ein gutes Jahr. Wem sich jetzt die Zehennägel kräuseln, möge sich vorstellen, es wäre nicht 2021/22 sondern 1917/18 oder man wäre nicht im Landkreis Ebersberg sondern im Jemen, in Afghanistan oder, oder, oder. Natürlich ist der Verweis auf: "Könnte schlimmer kommen" stets wohlfeil. Aber - hier steht das Wort mit Bedacht - es ist ja besser gekommen. Trotz Pandemie hat sich das Leben eben nicht in diese Dytopie verwandelt, die einige so gerne beschwören. Ja: die Sache - das Leben, die Kultur und der ganze Rest - läuft derzeit und wohl auch noch ein gutes Stück in Zukunft auf Sparflamme. Indes: sie läuft. Weil es eben genug Leute gibt, die sich nicht entmutigen lassen, die tun, was möglich ist, um ein lebenswertes Gemeinwesen am Laufen zu halten.

Der Sketch von Polt endet übrigens mit den - auch zu diesem Jahreswechsel immer richtigen - Worten: "So, des hamma. Für heuer hammas gschaft. Dann hätt mas wieder." Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen außer vielleicht: Gutes Neues.

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