2,5 Millionen Kilowattstunden. Ungefähr so viel Strom könnten zusätzliche Photovoltaik-Anlagen (PV) erzeugen, wenn das vorhandene Potenzial auf den Dachflächen der Liegenschaften des Landkreises Ebersberg ausgeschöpft würde. Das entspricht dem Strombedarf von 620 Haushalten und einer jährlichen Einsparung von CO₂ von 1012 Tonnen, wie Anna Neumeier von der Energieagentur Ebersberg-München in der jüngsten Sitzung des Kreis-Umweltausschusses (ULV) sagte. Sie stellte den Ausschussmitgliedern die aktuelle Potenzialanalyse über PV-Anlagen auf Dächern von Gebäuden, die dem Landkreis gehören, vor.
Eine solche Analyse gibt es eigentlich schon und zwar aus dem Jahr 2010. Damals wurden Anlagen vorgeschlagen, die dem damaligen Optimum in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht entsprachen. Mittlerweile haben sich aber nicht nur technische, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte deutlich verändert, sondern es geht auch darum, das vorhandene Potenzial voll und ganz auszuschöpfen. Damit soll der Beitrag des Landkreises zum Klimaschutz auf bestmögliche Weise erhöht werden - so die Idee dahinter. Ebenso sollen mehr PV-Anlagen dazu führen, dass der Landkreis sein selbstgestecktes Ziel erreicht, nämlich bis 2030 frei von fossilen Energieträgern zu sein.
Die vorhandenen PV-Anlagen auf Dächern vermeiden in jedem Jahr 280 Tonnen CO₂
Bereits vorhanden sind 14 PV-Anlagen auf Liegenschaften und anderen Flächen des Landkreises. Im Jahr 2020 haben sie insgesamt 3,8 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Der Verbrauch aller Liegenschaften des Landkreises lag bei etwa 2,1 Millionen Kilowattstunden. Demnach wurde ein Überschuss von 44 Prozent erzielt. Die PV-Anlagen auf den Dächern allein erzeugen jährlich 0,68 Kilowattstunden Strom - und vermeiden damit ungefähr 280 Tonnen CO₂ pro Jahr.
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Derzeit in Planung sind drei Projekte. So soll noch in diesem Jahr auf den Dächern der Ebersberger Realschule die dritte PV-Anlage fertiggestellt werden, im kommenden Jahr dann am Vaterstettener Gymnasium und 2024 soll die Comenius-Schule in Grafing folgen - insgesamt kalkuliert die Energieagentur mit einer Leistung von 190 Kilowatt Peak.
Bei fünf Liegenschaften sieht die Energieagentur ein besonders hohes Potenzial
Für das neue Konzept nun hat die Energieagentur alle 16 kreiseigenen Liegenschaften geprüft und eine Grobanalyse für die Objekte erstellt. Ein besonders hohes Potenzial sieht die Energieagentur demnach bei den Gymnasien in Grafing, Vaterstetten und Kirchseeon, an der Realschule in Vaterstetten sowie an der Comenius-Schule in Grafing. Für diese fünf Liegenschaften wurde eine detailliertere Analyse ausgearbeitet.
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Anna Neumeier wies darauf hin, dass es bislang keine umfassende Einschätzung hinsichtlich der wirtschaftlichen Rentabilität für die genannten fünf Objekte sowie alle übrigen gibt. Dazu würden Informationen fehlen, wie etwa eine Besichtigung vor Ort oder Angaben zum Beispiel über den Zustand der Zählertechnik in den Gebäuden. Es sei aber davon auszugehen, dass es keine 15 Jahre dauert, ehe sich die Anlagen bei den höher priorisierten Projekten wirtschaftlich gesehen rentieren würden. Eine genaue Kostenschätzung sei in diesem frühen Stadium der Potenzialanalyse jedoch nicht möglich.
Auch auf den Flächen wiedervernässter Moore könnten PV-Anlagen entstehen
Neben den Dächern der landkreiseigenen Liegenschaften ist auch auf den trockengelegten Moorflächen im Landkreis Potenzial für PV-Anlagen vorhanden, wie Neumeier ebenfalls in der Sitzung ausführte. Denn trockengelegte Moore stoßen CO₂ aus, während sie im renaturierten Zustand CO₂ speichern. Deshalb liege dem Landkreis viel daran, die Wiedervernässung von Mooren voranzutreiben. Das Problem dabei sei, so Neumeier weiter, dass Landwirte, denen die betroffenen Flächen gehören, Sorge haben, ein solches Vorhaben könne die Möglichkeiten zur Bewirtschaftung negativ beeinflussen. Deshalb möchte der Landkreis Anreize schaffen für eine zur Landwirtschaft alternativen Nutzung der Flächen, zum Beispiel indem dort PV-Freiflächenanlagen errichtet werden könnten. Die Energieagentur schlägt vor, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das eine Einschätzung enthält, inwiefern ehemalige Moorflächen für PV-Anlagen geeignet sind.
Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) sieht den Vorschlag der Energieagentur durchaus kritisch. In einer schriftlichen Stellungnahme verweist sie auf den Unterschied zwischen Wiedervernässung und Renaturierung: Denn durch eine Wiedervernässung kann zwar ein weiterer Ausstoß von CO₂ verhindert werden, aber eine neue CO₂-Bindung wäre nur durch eine Renaturierung möglich - also wenn auch die entsprechenden Moose wieder vorhanden sind. Nach Einschätzung der Behörde sollte zunächst das Potenzial für PV-Anlagen auf Dachflächen und versiegelten Flächen ausreichend genutzt werden.