SZ-Ebersberg:Leserbriefe

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Anwohner profitieren von bestandsnahem Ausbau

Zum Artikel "Was ist eigentlich mit Aßling" in der Ausgabe vom 16. Juni:

Die Besorgnis der Aßlinger Bürger über die erhöhte Lärm- und Erschütterungsbelastung im Falle eines bestandsnahen Ausbaus ist auf den ersten Blick absolut verständlich. Auf den zweiten Blick aber würde laut jetzigem Stand ein Lärm- und Erschütterungsschutz nach Neubaustandard nur installiert werden, wenn am Bestand gebaut werden würde. Bei der Realisierung von Limone hingegen ginge Aßling leer aus und müsste obendrein trotzdem noch den Lärm von Güterzügen ertragen, da nicht alle auf der Hochgeschwindigkeitstrasse Limone geplant sind. Inwiefern es realisierbar ist, dass der Güterverkehr über Limone abgewickelt wird, ist übrigens höchst fraglich. Würden die Personenschnellzüge doch in diesem Fall von den langsameren Güterzügen auf Limone und vom ständig haltenden Personennahverkehr auf dem jetzigen Bestand eingebremst werden.

Anders als im Artikel weiterhin dargestellt, gibt es sehr wohl eine Mehrheit für den Bestandsausbau. Denn den 648 gesammelten Unterschriften der Bürgerinitiative "Schützt Aßling und das Atteltal" stehen über 2000 Unterschriften der Bürgerinitiative Brennernordzulauf Landkreis Ebersberg gegenüber, die sich für den bestandsnahen Ausbau einsetzt. In Letzteren sind im Übrigen nicht nur Unterstützer aus den betroffenen Dörfern Niclasreuth, Dorfen, Lorenzenberg, Elkofen und Grafing inkludiert, sondern auch viele Unterschriften aus Aßling.

Vielleicht haben die Grünenpolitiker die bisherige Stille aus Aßling einfach falsch gedeutet und die Bürger dort haben mehrheitlich einfach nichts gegen den Bestandsausbau. Limone jedoch betrifft sowohl den Steuerzahler mit Mehrkosten von 100 Millionen Euro gegenüber Türkis als auch alle Bürger des Landes, die sich eine weitsichtigere Verkehrspolitik wünschen. Bei einem Neubau würde allerdings ein ganzes Wasserschutzgebiet stark in Gefahr gebracht und außerdem insgesamt 96000 Tonnen CO2 mehr freiwerden verglichen mit der landschafts- und umweltschonenderen Bestandsvariante - Tatsachen, die eigentlich auch die Grünen nicht kalt lassen sollten.

Susanna Koller, Magdalena Stuffer, Miriam Nilges, Benedikt Pfaff, Florian Kling, Tobias Deininger, Bernhard Wieser, Hubert Wagenstaller (alle aus Aßling), Max Emanuel Graf von Rechberg (Grafing)

Auch an Anwohner im Ort denken

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Ein offener Brief an den Dritten Bürgermeister von Aßling, Sebastian Brilmayer:

Im Rahmen der Debatte um den Brennernordzulauf haben Sie sich für einen bestandsnahen Ausbau ausgesprochen. In Ihrem Unterstützungsschreiben für die Bürgerinitiative "Brennernordzulauf Ebersberg" behaupten Sie, dass der gesamte Ort bei einem bestandsnahen Ausbau von den gesetzlichen Lärmschutzmaßnahmen profitiert. Diese Einschätzung greift allerdings zu kurz und beunruhigt uns als Bürger aus dem Hauptort Aßling enorm.

Die gesetzlichen Lärmschutzmaßnahmen reduzieren nur die Lautstärke (von zurzeit 70 dB(A)auf 60 dB(A) tagsüber). Die tatsächlich gespürte Lärmbelastung ist aber eine Kombination von Lautstärke und Dauer der Belästigung. Heute fahren am Tag knapp 300 Züge zwischen München und Rosenheim, 2040 werden es laut Schätzungen der DB 428 sein - alle 3,5 Minuten ein Zug, der darüber hinaus wesentlich länger sein wird als die heutigen. Die Ruhephasen zwischen den Zügen sind also deutlich verkürzt, so dass - gerade wegen der Talkesselsituation im Atteltal - quasi eine Art Dauerbeschallung eintreten wird, die auch weite Teile des Kernorts Aßling beeinträchtigen wird. Lärmschutzmaßnahmen wie einfache Lärmschutzwände werden bei einer Hochgeschwindigkeitstrasse (befahrbar bis zu 230 Kilometer pro Stunde) in unmittelbarer Wohnbebauung und der besonderen Talsituation nicht ausreichend sein. Auch eine Umhausung einer bestandsnahen Trasse wurde von der Deutschen Bahn mehrfach aufgrund bautechnischer Gründe abgelehnt. Durch den Bau der Variante Limone wird zukünftig ein Großteil der Güterzüge nicht mehr auf der Bestandsstrecke fahren und somit - auch ohne Lärmschutzmaßnahmen - die Lärmbelastung in Aßling im Vergleich zu heute stark reduziert.

Die beste Schallschutzmaßnahme für unsere Bürger ist der Zug, der nicht direkt durch das dichtbesiedelte Nadelöhr am Kernort Aßling fährt!

Zudem verweisen Sie in Ihrem Unterstützungsschreiben für die Bürgerinitiative auf den geringen Flächenverbrauch einer bestandsnahen Trasse. Fakt ist allerdings, dass Trasse Limone lediglich circa 20 Prozent mehr Fläche benötigt als eine bestandsnahe Trasse Türkis. Die Trasse Limone ist die Trasse mit dem zweitgeringsten Flächenverbrauch aller untersuchten Varianten. Und hierbei sind die im Raum stehenden Untertunnelungen für das Wasserschutzgebiet bei Grafing, die den Flächenverbrauch weiter reduzieren werden, noch gar nicht berücksichtigt. Auch die Tatsachen, dass eine bestandsnahe Trasse Türkis zahlreiche wertvolle Biotope zerschneidet, dass sie sich in unmittelbarer Nähe eines streng geschützten Natura 2000 Gebietes befindet, und dass sie fast vollständig durch das Landschaftsschutzgebiet Atteltal führt, widerspricht Ihrer Auffassung, dass es sich bei einem bestandsnahen Ausbau um die beste Lösung für Mensch und Natur handelt.

Des Weiteren beunruhigt uns als Bürger, dass die Bahn einem bestandsnahen Ausbau während des laufenden Betriebs eine klare Absage erteilt hat. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Hauptverkehrsachse zwischen Aßling und München für die gesamte 10-jährige Bauzeit des Bauabschnittes blockiert sein wird. Das hätte enorme negative Auswirkung auf die 1600 Menschen, die täglich vom Bahnhof Aßling in Richtung München oder Rosenheim pendeln.

Wir möchten abschließend festhalten, dass wir den Ausbau des Brennernordzulaufs und die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene ausdrücklich unterstützen. Deshalb begrüßen wir das objektive und wissenschaftliche Auswahlverfahren der Deutschen Bahn, bei welchen die verschiedenen Interessen der Menschen und der Natur vor Ort öffentlich nachvollziehbar und transparent abgewogen wurden und letztendlich eine Auswahltrasse für Aßling gefunden wurde. Wir fordern Sie als Dritten Bürgermeister der Gemeinde Aßling eindringlich auf, auch die Interessen der 3000 Menschen im Hauptort Aßling, sowie der Natur im Atteltal zu berücksichtigen und Ihre Position für einen bestandsnahen Ausbau zu überdenken.

Das Ziel von uns Aßlingerinnen und Aßlingern muss sein, gemeinsam für Verbesserungen der Auswahltrasse Limone zu kämpfen und hier weitere Tunnelanteile und Umhausungen zu erwirken, statt einer aussichtslosen Forderung nach einem bestandsnahen Ausbau hinterherzulaufen.

Andreas Öllerer, ehem. Gemeinderat, Annette Vogel, Dr. Ian Steuer, Dr. Jens Fritsche, Dr. Peter Jell, ehem. Gemeinderat, Edith Niederstebruch, Hugo Kasper, ehem. Gemeinderat, Irene Gebhard, Julia Stacheter, Jutta Öllerer, Lisa Dirnberger, Michael Stacheter, Nils Niederstebruch, Rudolf Dirnberger, Susanne Gangl (alle aus Aßling)

Real gewordene Dystopie

Zu "Der Puffer ist bald aufgebraucht" am 21. Juni:

Unser politisches System ist ein Gemenge aus Demokratie und Kapitalismus. In der Demokratie üben wir als Individuen Macht durch Wahlen und politische Beteiligung aus - fein! Im Kapitalismus haben wir auch Macht - über unseren Geldbeutel. Mit unseren Investitionen und unserem Konsumverhalten haben wir Einfluss. Leider wird das oft verkannt und nicht sehr stark ausgelebt.

Wenn ich die omnipräsente bedürfnislenkende Werbung der Konzerne sehe, die Einkaufspaläste mit psychologisch durchgestalteten Ladenlayouts und Parkplätzen, strategisch platziert zu Neubaugebieten, die Web-Shops, die Impulskäufe und den damit verbundenen Rückgabe-Wegwerfwahnsinn, die gut versteckten Verpackungsmüll-Container, die Konsumfließbänder und Kreditkarten-Melk-Stationen an den Kassen ... dann erscheint mir das oft alles wie eine real gewordene Dystopie kapitalistischer "Massen-Konsumenten-Haltung" - der Mensch reduziert auf Arbeitskraft und Konsument.

Muss das so sein? Nein! Wir sind entscheidungsfähige Menschen, kein den Konzernen dienliches Vieh. Wir können unsere Geldbeutel kontrolliert einsetzen. Statt impulsiv, bequem und teils fremdgesteuert einzukaufen, können wir auch ganz bewusst Einkaufsentscheidungen treffen, im Einklang mit unseren eigenen Werten und Visionen.

Mein Aufruf: Zuerst nachdenken, dann einkaufen.Vielleicht bringt uns das öfter in die Bunte Bohne. Es liegt in unserer kollektiven Konsumentenmacht, ob die Bunte Bohne und ähnliche Läden blühen oder verwelken werden.

Rolf Schlagenhaft, Poing

Scheindemokratischer Diskurs

Zur Ankündigung der Podiumsdiskussion in Bruck am 21. Juni:

Wieder hat man den Kandidaten der AfD nicht zur Podiumsdiskussion eingeladen! Anstatt den Bewerber der aktuell stärksten und einzigen echten bundesweiten Opposition einzuladen, will man nur mit den "Loser-Kandidaten" der letzten Bundestagskandidatur aus Parteien, die es gar nicht in den Bayerischen Landtag schaffen werden einen "scheindemokratischen Diskurs" führen. Das ist eine Ohrfeige für jeden politikinteressierten Bürger wenn er sich dieser einseitigen ideologisch geprägten Veranstaltung ausgeliefert sieht.

Peter Junker, AfD-Gemeinderat Finsing

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