Kultur im Landkreis:Jeder kann etwas tun

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Hohe Energiekosten, auslaufende Förderprogramme und möglicherweise erneut strenge Auflagen: Den Ebersberger Kulturveranstaltern steht ein harter Winter bevor. Doch ihnen zu helfen, ist ganz einfach.

Kommentar von Anja Blum

Wer derzeit, sagen wir mal, freitagabends, zum Essen geht, kann vermutlich kaum glauben, dass die Kulturveranstalter im Landkreis nach wie vor mit Publikumsschwund zu kämpfen haben. Denn die Tische bei Italienern, Griechen und Co. sind stets sehr gut besetzt. Die Gäste genießen schön gedeckte Tische, leckere Speisen, feine Weine und Geselligkeit, von A wie Anzing bis Z wie Zorneding. Corona? War da was?

Nicht falsch verstehen: Auch der Restaurant- oder Kneipenbesuch hat seine Berechtigung. Doch etwas verwunderlich ist es schon, dass sehr viele Menschen offenbar bereit sind, dafür ein gewisses Risiko der Ansteckung einzugehen - für einen Theater- oder Konzertbesuch aber nicht. Nach wie vor werden nur ziemlich wenige Tickets verkauft, wenn Livekultur auf dem Programm steht. Meist zu wenige.

Doch nicht nur das macht den Intendanten und Kulturmanagern momentan zu schaffen. Zur Zögerlichkeit des Publikums hinzu kommen äußerst düstere Aussichten: Zunächst einmal wird Ende des Jahres das große Förderprogramm "Neustart Kultur" auslaufen, dank dessen zuletzt, trotz Pandemie, viele Projekte realisiert werden konnten, im Landkreis zum Beispiel der "Ebersberger Kultursommer 2021". Außerdem beobachten freilich auch die Betreiber der Bühnen im Landkreis den rasanten Anstieg der Energiekosten mit großer Sorge. Was, wenn sie ihre Säle bald nicht mehr auf Wohlfühltemperatur heizen können? Wird dann überhaupt noch jemand kommen?

Und zu guter Letzt hängt über allen Kulturschaffenden das Damoklesschwert erneuter Corona-Einschränkungen. Abstandsregelung, Maskenpflicht, Testnachweise - all das könnte bald wieder eingeführt werden, sollten die Inzidenzen in die Höhe schnellen. Klar, die Ebersberger Veranstalter würden auch diesmal alle Vorgaben gewissenhaft umsetzen, wie sie es immer getan haben. Doch würde das auch vom Publikum goutiert? Wohl eher nicht.

Insofern ist es beileibe kein Wunder, dass die Kulturmanager mit Groll auf die Wiesn blicken, das größte Volksfest der Welt. Hier wird getrunken, geschunkelt und geknutscht, als gäbe es kein Morgen. Dabei könnte das Erwachen ein böses sein - vor allem für all jene, die gerne Kammermusik, Kabarett oder Kinofilme genießen.

Nun kann man freilich mit dem Finger auf die Politik zeigen, die den Riesenrummel in München abgesegnet hat - und sich offenbar wenig bis nicht um dessen Folgen für kulturelle Veranstaltungen schert. Und sollte sie nach der Wiesn wieder die strenge Corona-Keule auspacken, wäre das für alle Musiker, Schauspieler und Co. ein herber Schlag. Doch manchmal schadet es auch nicht, sich an der eigenen Nase zu fassen: Wann hat man denn zuletzt ein Konzert, eine Lesung, einen Kabarettabend besucht? Das Schöne ist: Jeder kann etwas tun für die Kultur. Ganz einfach: Tickets kaufen.

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