Mitten in Ebersberg:Mit Plan über Plan

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Für ein nie zustandegekommenes Bauprojekt an der Klinik muss der Landkreis 300 000 Euro zahlen - genauer: für den Entwurf dafür.

Glosse von Wieland Bögel, Ebersberg

Einen Plan zu haben, ist meistens nicht schlecht. Schon um der redensartlichen Unterstellung, man habe keinen solchen, zuvorzukommen. In vielen Lebenslagen können Pläne hilfreich sein, früher - bevor kalifornische Großkonzerne die Leute angewiesen haben, wo sie hinwollen sollen - war es üblich, dass sich Leute mithilfe von sogenannten Stadtplänen in ihrer Umgebung orientiert haben. Noch früher wurden auf ähnlichen Plänen sogar die Liegeplätze wertvoller Dinge beziehungsweise die Wege dorthin eingetragen. Solche Pläne waren und sind teilweise bis heute viel wert. Doch das gilt auch für Pläne, die ganz ohne Schätze oder verlorene Städte auskommen, manchmal reicht dafür ein Haus, das schon deshalb nicht verloren ist, weil es nie gebaut wurde. Für den Plan eines solchen hat die Kreisklinik kürzlich die nicht unerhebliche Summe von 300 000 Euro ausgegeben.

Zu erfahren war dies nun im zuständigen Ausschuss des Kreistages, der unter dem irgendwie passenden Punkt "überplanmäßige Ausgaben" darüber zu befinden hatte, ob der Landkreis die für den Plänekauf aufgewendete Summe übernimmt. Diese Art Kostenübernahme ist meist eine Formalie, der Landkreis unterstützt seine Klinik auch mit teilweise deutlich höheren Beträgen, etwa wenn es um Neubauten oder medizinische Ausrüstung geht. Mit einem Neubau hat der nun gekaufte Plan auch zu tun, genauer sogar mit deren zwei. Ersterer ist - zumindest nach heutigem Sachstand - eher in die Kategorie Luftschloss einzusortieren: Vor nunmehr zwölf Jahren wurden erstmals Pläne dafür bekannt, neben der Kreisklinik ein Ärztehaus zu bauen, vor zehn Jahren hätte es eröffnet werden sollen. Da sich jedoch nicht genug Ärzte finden ließen, die sich in dem Haus einmieten wollten, wurde das Vorhaben eines Investors aus dem Landkreis Erding 2014 beendet. Das Grundstück ging wieder an die Kreisklinik über, wo man über die Entwicklung nicht ganz unglücklich war. Denn - das ist der zweite Neubau - auf der Fläche soll das nach der vorbeiführenden Straße benannte Von-Scala-Haus entstehen. Neben dringend benötigten neuen Räumen für die Berufsfachschule sollen dort auch nicht minder dringend benötigte Personalwohnungen gebaut werden.

Wieso man dazu nun aber die alten Pläne für das Ärztehaus gekauft hat, stieß im Ausschuss fraktionsübergreifend auf Verwunderung. Ebenso die von der Verwaltung ins Spiel gebrachte Möglichkeit, diese Pläne gegebenenfalls weiterzuverkaufen, weshalb die 300 000 Euro auch nur als Zwischenfinanzierung im Beschluss stehen. Laut Kreiskämmerin Brigitte Keller könnte ein möglicher Käufer das Wohnbauunternehmen des Landkreises sein, dieses soll nämlich, voraussichtlich im kommenden Jahr, das Von-Scala-Haus bauen. Offenbar geht man seitens der Klinik davon aus, Teile der alten Pläne für das neue Projekt benutzen zu können.

Im Ausschuss gab es angesichts der doch sehr unterschiedlichen Nutzungsarten der beiden Neubauten zwar weiterhin gewisse Zweifel, aber keine Gegenstimmen. Schließlich ist es nie schlecht, einen Plan zu haben.

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