Naturschutz:Kiebitz-Kümmerer gesucht

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Ein Kiebitz mit Küken: Früher konnte man so etwas im Landkreis noch häufiger sehen, inzwischen gibt es nur noch wenig Brutpaare. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Ehrenamtliche sollen dazu beitragen, dass es dem selten gewordenen Vogel im Landkreis Ebersberg gut geht und er in Ruhe brüten kann. Wichtige Voraussetzungen: Zeit, Geduld - und ein Fernglas.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Rein rechnerisch hat ein Kiebitzpaar im Landkreis Ebersberg fast 15 Quadratkilometer für sich - so selten sind die Tiere inzwischen geworden. Nur noch 37 Paare leben nach Schätzung der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis - ganz genau weiß man das nicht, da die Kiebitze während der Brutzeit ganz gern auch mal umziehen. Um das kleine Kiebitzvorkommen zu schützen, sucht das Landratsamt nun Menschen, die an den Nestern immer wieder mal nach dem Rechten sehen und Gelege dokumentieren.

Denn tatsächlich gehen die Lebensräume für den Kiebitz immer weiter zurück: Die Flächenversieglung und intensive Landwirtschaft sind Gründe dafür - aber auch das geänderte Freizeitverhalten. Frei laufende Hunde, Jogger oder Mountainbiker kommen den Nestern im Gras oft so nahe, dass die Tiere lieber das Weite suchen. Das führt dazu, dass in den vergangenen 30 Jahren die Bestände des Kiebitz, der früher fester Bestandteil der Kulturlandschaft war, bayern- und deutschlandweit um fast 90 Prozent zurückgegangen sind. Die einstige "Allerweltsart"wird inzwischen auf der bayerischen Roten Liste als "stark gefährdet" geführt.

Ein Grund für die Untere Naturschutzbehörde, auf die verbliebenen Brutpaare im Landkreis besonders gut zu achten. Schon 2018 hat sie das "Artenhilfsprojekt für den Kiebitz" ins Leben gerufen. Die ehrenamtlichen Gelegeschutzhelfer dokumentieren und betreuen Kiebitz-Paare, Nester und Küken, stets in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten - und in diesem Jahr werden dringend weitere Helfer gesucht.

Schon nach vier Wochen sind die Küken selbständig

Diese könnten dann schon bald im Einsatz sein, denn bald kehren die Kiebitze aus ihren Winterquartieren in den Landkreis zurück, um hier zu brüten und ihren Nachwuchs aufzuziehen, wie die Untere Naturschutzbehörde informiert. Anfang März beginnen die standorttreuen Vögel mit der Suche nach einem geeigneten Brutrevier. Im April legen die Weibchen in der Regel vier Eier, aus denen nach 26 bis 29 Tagen die Küken schlüpfen. Nach weiteren vier Wochen sind aus den flauschigen Küken selbständige Jungvögel geworden.

Vier Eier legt der Kiebitz meistens in Nestmulden am Boden. Wenn jemand zu nahe kommt, kann es passieren, dass das Nest aufgegeben wird. (Foto: Sina Schuldt/dpa)

Die Gelegeschutzhelfer sollten Zeit, Interesse und Geduld mitbringen - ebenso idealerweise ein Fernglas oder Spektiv und ein eigenes Auto. "Gute Kommunikationsfähigkeiten für Gespräche mit Landwirten" nennt die Naturschutzbehörde ebenfalls als Voraussetzung. Der Zeitaufwand sei sehr unterschiedlich, je nachdem ob und wie viele Kiebitz-Paare im betreuten Gebiet sind und wie schnell Gelege lokalisiert werden können. Gerade die Ordnung von Gelegen dauert oft sehr lange, wie die Fachleute in der Naturschutzbehörde wissen. Das betreute Gebiet sollte zumindest zweimal wöchentlich aufgesucht und beobachtet werden. Die ehrenamtlichen Helfer haben die Aufgabe, Brutpaare zu dokumentieren, Gelege zu lokalisieren und abzustecken, und dann auch aufzunehmen, wie viele Küken und Jungvögel es schaffen.

Zumindest ein Helfer ist pro Schwerpunktgebiet nötig, davon gibt es acht: Parsdorf, Markt Schwaben, Grafing, Steinhöring/Tulling, Frauen-/Jakobneuharting, Garsbichl/Esterndorf, Schalldorf und Aßling (Holzen).

Zum Erhalt des Kiebitz-Bestands im Landkreis beitragen können aber auch alle anderen, die im Landkreis unterwegs sind. "Kiebitze sind während der Brutzeit äußerst störungsempfindlich! Jede Störung ist eine zu viel und kann die Aufgabe der Brut zur Folge haben", mahnt die Untere Naturschutzbehörde. Für Spaziergänger heißt das: auf den Wegen bleiben, nicht querfeldein laufen, Hunde an die Leine nehmen, Kiebitzen nicht nachstellen und Sichtungen idealerweise an die Untere Naturschutzbehörde melden. Landwirte können sich dort über Fördermöglichkeiten für Kiebitz-freundliche Bewirtschaftung informieren.

Wer interessiert daran ist, als Gelegeschutzhelfer tätig zu werden, kann sich in der Unteren Naturschutzbehörde an Laura Sielaff, Telefon (08092) 823-720; Mail: laura.sielaff@lra-ebe.de, oder Philipp Mühlbacher, Telefon (08092) 823-369; Mail: philipp.mühlbacher@lra-ebe.de, wenden.

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