Jahreswechsel:Und, wie war's?

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Viele dürften froh sein, dass 2022 nun bald vorbei ist. Auch im Landkreis hat man die Folgen von Krieg und Krisen gespürt - aber es gab auch Positives.

Glosse von Wieland Bögel

Jetzt wäre wieder die Zeit mit einem Hauch Besinnlichkeit auf das nahezu vergangene Jahr zurückzublicken, ein sich Ende Dezember stets wiederholendes Ritual, das man mit der Frage "Wie war's denn?" zusammenfassen kann. Vielen wird allerdings heuer als Antwort darauf der schon legendäre Satz aus der Opernkritik vom Monaco Franze alias Helmut Fischer in den Sinn kommen: "Ein rechter Scheißdreck war's."

Stimmt ja auch irgendwie. Selbst wer normalerweise wenige Gedanken darauf verschwendet, was so in der Welt los ist, kam 2022 nicht darum herum, dass heuer das Jahr der Weltkrise war - das haben die meisten zumindest im Geldbeutel bemerkt. Und wahrscheinlich konnten auch die wenigsten die Ursache ignorieren, dass wieder Krieg ist in Europa. Die gute Nachricht dabei ist, dass es viele eben nicht getan haben, das Ignorieren nämlich. Als ab März die vor dem Krieg in der Ukraine geflohenen Menschen auch in den Landkreis kamen, war die Hilfsbereitschaft groß und sie ist es bis heute.

Mehr als klein geblieben ist, auch das eine gute Nachricht des fast beendeten Jahres, die von manchen befürchtete Parteinahme für den russischen Aggressor: Statt eines nahtlosen Übergangs der auch hier stattfindenden Anti-Corona-Spaziergänge hin zu Pro-Putin-Märschen gab es im Landkreis Demonstrationen für Frieden in und Solidarität mit der Ukraine. Was natürlich auch daran liegt, dass die Gesamtsituation - trotz Krieg quasi um die Ecke, weltweiter Wirtschaftsverwicklungen und einer immer noch nicht restlos ausgestandenen globalen Pandemie - hier doch noch vergleichsweise komfortabel ist.

Natürlich: Alles wird teurer, teilweise so teuer, dass manche auf manches verzichten müssen. Auch die Unsicherheit steigt, vielleicht nicht in Bezug auf Krieg und Frieden, zumindest hier nicht, aber auf die Frage wie sicher der eigene Job oder die eigene Wohnung noch sind. Auch und gerade im Landkreis Ebersberg, der zwar immer wieder zur Boom-Region gekürt wird - aber dadurch eben die Schattenseiten einer solchen zur Genüge zeigt, allen voran Wohnungsmangel und hohe Lebenshaltungskosten.

Deren Auswirkungen, die sich durch Krisen, wie in diesem Jahr, weiter verschärfen, bekommen dann vor allem diejenigen zu spüren, denen es vorher schon nicht leicht gefallen ist, über die Runden zu kommen. Bemerkbar macht sich das etwa bei den Tafeln, diese haben deutlich mehr Menschen zu versorgen. Dass sie es weiterhin tun und tun können ist dagegen wieder zumindest keine schlechte Nachricht, weil es zeigt, dass es immer noch Leute gibt, die sich entweder durch ihre Arbeit oder durch eine Spende für das Gemeinwohl einsetzen.

Es ist also vielleicht doch nicht alles "Scheißdreck" gewesen, im bald vergangenen Jahr, womöglich sollte man es auch mit einem anderen, ein klein wenig optimistischeren Spruch des ewigen Stenz verabschieden: "Schade, Stimmung ist weg ... mal sehen, ob sie wiederkommt."

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