Mitten in Ebersberg:Augen auf bei der Hobby-Wahl

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So stehen die Großen auf dem Eis. Bei den Kleinen ist es nicht wirklich anders - nur das Schnüren der Schuhe schaffen sie oft nicht allein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Den eigenen Nachwuchs musisch, künstlerisch oder sportlich zu fördern, ist gut für dessen Entwicklung. Von so mancher Begleiterscheinung hätte man als Eltern aber vielleicht gern früher gewusst.

Glosse von Michaela Pelz, Ebersberg

Kinder brauchen anregende Freizeitbeschäftigungen - die Dreifachkombi Netflix, Disney Plus und Prime ist kein adäquater Ersatz. Das wissen Eltern. Manches allerdings finden sie erst dann heraus, wenn die Hobby-Wahl bereits gelaufen ist. Dann aber ist es manchmal schon zu spät.

Beispiel Eissport. Kunstläuferinnen, Short-Tracker und Eishockey-Spieler müssen ob der in einem kleineren Stadion verfügbaren Eis-Zeiten auch an den Wochenenden gerne mal extrem früh zum Training - wer sich den Kufen verschrieben hat, die die Welt bedeuten, darf kein Langschläfer sein. Ebenso wenig wie die für den Fahrservice zuständigen Eltern - was ihnen aber niemand sagt, wenn sie ihr Kind nach seinen ersten tapsigen Rutschversuchen auf Gleitschuhen verzückt im Verein anmelden.

Offensichtlicher sind die herausfordernden Randbedingungen bei anderen Sportarten. Selbst Uneingeweihten dürfte klar sein, dass sich für das Anfeuern künftiger Top-Mittelstürmerinnen wetterfeste Kleidung und bequemes Schuhwerk empfehlen. Gegner wiederum gibt es in der Regel im näheren Umkreis genug, mit weiten Anfahrten ist also eher nicht zu rechnen. Handball-Kreisläufer und Konsorten heißt es hingegen zuweilen schon im E-Jugend-Alter zu Turnieren in zugigen Schulsporthallen jenseits der Landkreisgrenzen zu kutschieren, deren Verpflegungsstationen meist nicht für die Qualität ihrer Kaffeeprodukte berühmt sind. Und auf die olfaktorische Sinnesexplosion beim Öffnen der Tasche mit den zu waschenden Mannschaftstrikots hätte so manches Elternteil bestimmt gern verzichtet.

Also doch besser eine Hinführung zu musischen Künsten? Antwort: ein entschiedenes "Jein". Nicht jeder genießt die Laute von Geigen-Novizen, die zuweilen verdächtig an eine Laubsägearbeit erinnern. Und auch die Wahl des Instruments will wohlüberlegt sein. Spätestens wenn die künftige Konzertreife einhergeht mit drei oder mehr Übungseinheiten pro Woche, mag man sich beim Verladen von Harfe oder Kontrabass fragen, ob eine Blockflöte nicht doch die bessere Alternative gewesen wäre.

Selbst das auf den ersten Blick völlig unkomplizierte Darstellende Spiel birgt ungeahnte Fallstricke. Dann nämlich, wenn es kurz vor der Aufführung heißt, einen Löwen oder Kobold kostümtechnisch auszustaffieren. Ganz schlecht für jemanden, der schon während der Schulzeit nur dank der tatkräftigen Unterstützung von Mutter und Großmutter im Fach Handarbeit versetzt wurde.

Doch natürlich ist jedes Hobby grundsätzlich eine gute Sache. Umso mehr, wenn in den Ferien die Fahrt zu einem Trainingslager winkt. Wobei auch da Unwägbarkeiten nicht ausgeschlossen sind - davon können Eltern von Anzeigenblätter austragender Sprösslinge ohne Urlaubsvertretung ein Lied singen. Da wünscht sich so mancher, während er verstohlen Zeitungen in Briefkästen befördert, man hätte ihn vorher gewarnt.

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