Bildung:Das Dilemma

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Das in Poing geplante Gymnasium bleibt auf der Warteliste und der Kreistag steht vor einem Dilemma. Wird auf dem Rücken der Jugend gespart?

Kommentar von Sina-Maria Schweikle

Ein Jeder weiß, dass man den Euro nur einmal ausgeben kann. Budgets sind immer begrenzt und so muss man priorisieren, wo der Euro am dringendsten gebraucht wird. Diese Erkenntnis hing auch im Landkreis Ebersberg während der Haushaltsdebatten in der Luft: Dem Landkreis fehlt es an Geld für große Investitionen. Darunter wird nun vermutlich die Jugend leiden müssen. Sie bekommen zwar Photovoltaik-Anlagen auf das Schuldach, müssen aber weiter zusammengepfercht teilweise zu dreißigst in der Klasse sitzen - die oft ein Container ist. Wie, das fragt man sich, soll sich ein junger Mensch in solchen Räumlichkeiten entfalten können?

Zwar heißt es auch, dass gut Ding Weile haben will - doch wie lang die Weile dauert, bis sich das Gute durchsetzt, hängt häufig genug vom Geld und der Priorisierung der Entscheidungsträger ab. Wahrlich, man kann nach der Diskussion im Ausschuss nicht behaupten, dass sich die Anwesenden keine Gedanken um den Schulbau gemacht haben. Doch man stellt sich schon die Frage: Wurde wirklich die richtige Priorisierung getroffen, um eine Umsetzung zu ermöglichen oder geht da noch mehr? Natürlich mag die Idee, noch ein weiteres Jahr weiter über die Baupläne zu beratschlagen, sinnvoll und nachvollziehbar klingen, doch scheint es für die Interessensvertreter der Schule nur eine weitere Phrase in einem sich wiederholendem Spiel zu sein. Also wieder zurück auf Los und auf das nächste Jahr hoffen. Nicht nur das Gymnasium Vaterstetten wird unter der Entscheidung leiden und an seine Kapazitätsgrenzen stoßen.

Coronapandemie, Ukrainekonflikt, Energiekrise, Finanzkrise haben vor den Landkreisgrenzen Ebersbergs keinen Halt gemacht und zeigen hier ihre Konsequenzen. Natürlich ist es nachvollziehbar in dieser Situation lieber auf Sicht zu fahren, anstatt nun Millionen zu investieren und noch mehr Schulden zu machen. Zugleich steht der Kreis- und Strategieausschusses vor einem Dilemma: Der Konflikt zwischen Bildungsinvestition einerseits und Krisenbewältigung andererseits ist schwer aufzulösen. Wie soll man priorisieren, wenn man nicht weiß, wie Wirtschaft und Finanzen sich in den kommenden Jahren entwickeln? Aber gerade Bildungsinvestitionen auf der Prioritätenliste nach unten rutschen zu lassen heißt auch, Attraktivität für junge Familien als Wohnort zu verlieren. Heißt auch, dass die heutigen Gymnasiasten keine Chance auf bessere Raumbedingungen haben, im Gegenteil. Es sind Fragen, die sich die Fraktionsmitglieder sicherlich alle mindestens einmal gestellt haben dürften. Vielleicht wäre es aber wichtig, den Blick auf die Jugend zu werfen und damit den Blick in die Zukunft zu richten. Denn eine Investitionsentscheidung zu Gunsten von Bildung und Ausbildung bringt noch immer die höchsten und sichersten Renditen.

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