Diebstähle im Landkreis:Wie schütze ich mein Fahrrad?

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Der 22-Jährige soll ein Fahrrad am Vaterstettener Bahnhof gestohlen haben. Pech für ihn, dass dieses mit einem Ortungssender ausgestattet war. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Die Zahl der Fahrraddiebstähle im Landkreis Ebersberg hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. In einigen Gemeinden wird besonders oft geklaut - aber es gibt Methoden, um vorzubeugen.

Von Moritz Rosen, Ebersberg

Nach einem langen Tag kommt man aus der Bahn, dem Supermarkt oder der Schule und hat nur diesen einen Wunsch: Jetzt schnell heimradeln. Doch plötzlich ist das eigene Rad nicht mehr aufzufinden. Hat man es heute vielleicht woanders geparkt? Ist man doch zu Fuß gegangen? Oder will einem jemand einen üblen Streich spielen? Nichts davon trifft zu, schließlich macht sich die Gewissheit breit: Das Fahrrad wurde gestohlen. Dann hilft nur noch, die Polizei zu verständigen und zu hoffen, dass es wieder auftaucht.

Viele Radler fürchten dieses Szenario und viele sind bereits selbst Opfer eines solchen Vorfalls geworden. Alleine im Landkreis Ebersberg ist die Zahl der Fahrraddiebstähle in den vergangenen Jahren stark gestiegen. So wurden im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Ebersberg im Jahr 2022 insgesamt 99 Fahrräder gestohlen, das entspricht einer Steigerung von 56 Prozent. Bei der für den nördlichen Landkreis zuständigen Polizeiinspektion Poing registrierte man vergangenes Jahr sogar 280 Fälle. Dabei sind die gestohlenen Räder laut den Polizeibeamtinnen und -beamten oft nicht oder nur unzureichend gesichert gewesen.

Prävention ist wichtig: Ist das Fahrrad erst einmal weg, ist es kaum wiederzufinden

Aufgrund dieses Umstandes und der deutlich gestiegenen Zahlen veranstaltet die Poinger Polizei gemeinsam mit dem ADFC Ebersberg regelmäßig einen Aktionstag gegen Fahrraddiebstahl - wie zuletzt am vergangenen Mittwoch. Zum einen, so Polizeioberkommissar und Leiter der Polizeiinspektion Poing, Daniel Schubert, gehe es darum, den Dieben auf die Schliche zu kommen. Dazu werden Rahmennummern von Rädern überprüft und Orte kontrolliert, bei denen in der Vergangenheit viele Diebstähle verzeichnet wurden. Zum anderen soll aber auch die Bevölkerung über die richtige Sicherung des eigenen Fahrrads aufgeklärt werden, damit es zu den Diebstählen überhaupt erst gar nicht kommt.

Prävention ist entscheidend, denn ist das Rad erst einmal weg, stehen die Chancen, es wiederzusehen, leider äußerst schlecht: Die Aufklärungsquote ist sehr niedrig. Im Landkreis Ebersberg liegt sie bei circa fünf Prozent, wie der Leiter der Polizeiinspektion Ebersberg, Ulrich Milius, mitteilt. Nur selten tauche ein gestohlenes Rad zufällig wieder auf oder kann von der Polizei bei Kontrollen sichergestellt werden.

Egal ob alt oder neu, günstig oder teuer, es kann jedes Fahrrad treffen. Laut Daniel Schubert von der Poinger Polizei werden sowohl erschwingliche Pendelräder als auch wertvolle Mountainbikes entwendet. Mehr als die Hälfte der Diebstähle finde dabei an Bahnhöfen statt. Besonders betroffen seien die größeren Gemeinden des Landkreises, wie Vaterstetten, Poing, Grafing, Kirchseeon oder Ebersberg. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Straftaten sowohl um Gelegenheitsdiebstähle als auch die Verbrechen organisierter Gruppen handelt. Grundsätzlich sei jedes Rad an jedem öffentlichen Ort potenzielles Ziel von Dieben - besonders dann, wenn es nur unzureichend gesichert ist.

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Sowohl von der PI Poing als auch von der PI Ebersberg ist zu hören, dass gestohlene Räder nicht richtig abgesperrt gewesen seien. Jürgen Friedrichs, Erster Vorsitzender des ADFC Ebersberg, kennt das Problem und weiß, wie man die gröbsten Fehler vermeidet. Der wichtigste Schritt zur Prävention sei ein gutes Schloss. Oft seien Fahrräder im Wert von 1000 Euro oder mehr nur mit Zehn-Euro-Schlössern gesichert. Diese können Diebe leicht und schnell mit einem Bolzenschneider entfernen. Ein teureres Schloss hingegen muss mit schwerem Werkzeug zerstört werden, was lange dauert und Lärm verursacht. Friedrichs schlägt sogar vor, gleich zwei Schlösser zu verwenden. Ein gutes Schloss koste zwar viel Geld - allerdings immer noch deutlich weniger als ein neues Fahrrad.

Neben einem richtigen Schloss sei es auch entscheidend, wie das eigene Fahrrad abgesperrt wird. Ein häufiger Fehler sei dabei etwa, nur das Vorderrad abzusperren, so Friedrichs. Diebe müssen dann einfach nur die Befestigung des Rades öffnen und können den Rest mitnehmen. Deswegen solle man immer den Rahmen an einem möglichst unbeweglichen Objekt absperren, damit das Fahrrad nicht einfach weggetragen werden kann. Darüber hinaus gibt Friedrichs auch den Tipp, das Schloss nicht zu tief anzubringen, da der Boden als Unterstützung einer Zange genutzt werden könne. Auch der Abstellort spielt eine Rolle. Er sollte belebt sein, sodass Diebe ihn eher meiden. Bei mehrstöckigen Stellplätzen sind die höheren Plätze zu bevorzugen, da sie Kriminellen zusätzlich Zeit kosten. Durch Variationen von Abstellzeit und -ort erschwere man ihnen zusätzlich die Planung.

Beim ADFC kann man das eigene Fahrrad codieren lassen, das hilft beim Wiederfinden

Ein weiterer häufiger und vermeidbarer Fehler ist es, die Individualnummer des eigenen Fahrrads - manchen vielleicht besser bekannt als Rahmennummer - nicht zu notieren, wie Ulrich Milius erklärt. Dies sei vor allem im Nachgang eines Diebstahls wichtig. Ohne sie ist für die Polizei die eindeutige Identifikation des Rades fast unmöglich, was vor allem dann zu einem Problem wird, wenn es wieder auftauchen sollte. Darüber hinaus bietet der örtliche ADFC eine weitere Maßnahme an, nämlich die Codierung des Rahmens. Dabei wird gegen eine geringe Gebühr neben der Individualnummer auch die Besitzerin oder der Besitzer vermerkt, ebenso wie Adresse und Kaufvertrag.

Trotz aller Vorkehrungen gilt - und darin sind sich alle drei Experten einig: Eine absolute Sicherheit gegen Diebstahl gibt es indes nicht.

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