Wirtschaft im Landkreis:Kollege kommt nicht so bald

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Unter anderem im Einzelhandel fehlen zahlreiche Mitarbeiter. (Foto: Claus Schunk)

Nach aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur fehlen im Landkreis Ebersberg zahlreiche Fachkräfte - noch mehr als in den vergangenen Jahren. In einem Bereich ist der Mangel besonders prekär.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die gute Nachricht vorab: Wer im Landkreis Ebersberg in einem Verkaufsberuf arbeitet und einen neuen Job im gleichen Bereich sucht, dürfte schnell fündig werden. Die nicht so gute Nachricht: Wer im Landkreis Mitarbeiter in einem Verkaufsberuf sucht, dürfte ein gutes Stück länger suchen müssen.

Dies geht aus aktuellen Daten der auch für den Landkreis Ebersberg zuständigen Arbeitsagentur Freising hervor. Dort waren zu Ende Mai insgesamt 163 Arbeitsstellen bei den Verkaufsberufen registriert, umgekehrt waren nur 126 Personen aus diesem Bereich im Landkreis arbeitslos gemeldet. Die Arbeitsagentur weist in dem Zusammenhang überdies darauf hin, dass nicht alle Firmen offene Stellen für den Pool der Behörde meldeten.

Zudem sei es nicht gesichert, dass die arbeitslosen Personen aus dem Verkaufsbereich in diesen Sektor zurückkehren wollten - oder könnten. Denn, so heißt es bei der Arbeitsagentur: "Manche Arbeitslose können aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr in den bisherigen Beruf zurückkehren. Hier werden dann von der Agentur für Arbeit Weiterbildungen oder Umschulungen ermöglicht."

Die Arbeitskräftenachfrage war auch in den Vorjahren hoch, aktuell ist die Lage schwieriger

Im Vergleich mit den Vorjahren zeigt sich, dass sich die Nachfrage gerade im Bereich Verkaufspersonal, stets auf hohem Niveau bewegt hat. So waren Ende Mai 2022 sogar 246 offene Stellen in diesem Segment bei der Arbeitsagentur gemeldet, ein Jahr zuvor bewegte sich der Wert mit 161 ungefähr auf dem gleichen Stand wie heuer. Etwas mehr war es 2020 mit 208 offenen Stellen, in den beiden Jahren zuvor lag der Wert mit 145 beziehungsweise 156 ein Stück darunter.

Auch wenn viele offene Stellen in Verkaufsberufen also kein Novum sind, sei die Lage aktuell besonders prekär, sagt die Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Ebersberg, Sonja Ziegltrum. Denn gerade in den Verkaufsberufen hätten sich viele Beschäftige während der Corona-Schließungen umorientiert. Was, so die IHK-Kreisvorsitzende, auch damit zu tun haben könnte, dass in anderen Branchen bessere Löhne bezahlt würden.

Auch in der Blumenzentrale Ziegltrum in Parsdorf kann man eine Ausbildung machen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei der Arbeitsagentur setzt man - nicht nur in diesem Berufssegment - auf eine verstärkte Nachqualifizierung von Arbeitskräften. Denn, ebenfalls Stand Ende Mai, von den mit Arbeitsort im Landkreis Ebersberg gemeldeten offenen 1522 Stellen richteten sich ganze 87 Prozent an Fachkräfte. Man unterstütze daher Erwachsene, die bisher keine Ausbildung gemacht haben oder deren Ausbildung schon mehr als vier Jahre zurück liegt und die in der Zwischenzeit nur in Helferberufen beschäftigt waren, eine betriebliche Erstausbildung oder eine Umschulung zu beginnen. Diese Förderungen seien dabei nicht auf bestimmte Berufsgruppen beschränkt, sondern in sehr vielen Bereichen - so auch im Handel - möglich. Gefördert werden Ausbildungen zu Staatlich geprüften Kinderpflegerinnen und -pflegern genauso wie Ausbildungen im Handwerk oder zum Berufskraftfahrer.

Es gibt mittlerweile mehr Ausbildungsplätze als Bewerber

Auch bei den regulären Ausbildungsplätzen im Bereich Handel und Verkauf sind noch einige Vakanzen zu verzeichnen. Von den insgesamt 62 Stellen für Kaufleute im Einzelhandel waren im Mai noch 39 unbesetzt. Von den 59 Stellen für angehende Verkäufer und Verkäuferinnen noch 32 vakant. Was aber laut Arbeitsagentur nicht an mangelndem Interesse der jungen Leute für die entsprechenden Berufe liege, dieses sei durchaus vorhanden, allerdings könne die Nachfrage das große Angebot vor allem aus den starken Branchen nicht decken.

So machten sich von Oktober 2022 bis Mai 2023 insgesamt 468 junge Leute aus dem Landkreis Ebersberg mithilfe der Berufsberatung der Arbeitsagentur auf die Suche nach einer Ausbildungsstelle, 28 Jugendliche weniger als im selben Zeitraum vor einem Jahr. Davon hatten im Mai 217 Personen noch keine schulische oder berufliche Perspektive. Generell könne man sagen, so die Experten, dass der Ausbildungsmarkt in der Region weiterhin ein Bewerbermarkt bleiben werde: Das Angebot an Ausbildungsangeboten übersteige in den unterschiedlichsten Branchen und Berufsfeldern die Nachfrage auf Seiten der Jugendlichen.

Wer noch eine Lehrstelle für das im Herbst beginnende Ausbildungsjahr sucht, sollte sich den Dienstag, 25. Juli, vormerken. Dann findet von 9 bis 12 Uhr in der Agentur für Arbeit in Ebersberg, Kolpingstraße 1, die Last-Minute-Lehrstellenvermittlung statt.

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