Diesel-Fahrverbote:Auch Ebersberger müssen draußen bleiben

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Die Treibhausgas-Emissionen im Verkehr gehen in Deutschland viel zu langsam zurück. Schreitet auch hier bald ein Gericht ein? (Foto: Matthias Balk/DPA)

Rund 4600 Fahrzeuge mit Ebersberger Kennzeichen dürfen nach der neuen Regelung nicht mehr überall in der Landeshauptstadt unterwegs sein. Das sorgt bei manchen Bürgern für Verwirrung.

Von Ulli Kuhn, Ebersberg

Nun ist es soweit - das Dieselverbot in München gilt. Zusätzlich zu der bisherigen Umweltschutzzone innerhalb des mittleren Rings herrscht jetzt auch auf dem Ring ein Dieselfahrverbot. Ab jetzt ist allen Diesel-Autos der Schadstoffklassifizierung Euro 4 das Befahren dieser Bereiche verboten. Von dem Verbot sind auch rund 4600 Ebersberger Autos betroffen. Zu Beginn des Verbots gab es nun wohl einige Verunsicherung bei Ebersberger Dieselbesitzern.

Einige Bürger riefen in der Ebersberger Zulassungsstelle an, weil sie die "4" auf ihrer Feinstaubplakette sahen und dachten, dass das hieße sie dürfen nun nicht mehr nach München hineinfahren. "Die Schadstoffklassifizierung findet man im Fahrzeugbrief - die Zahl auf der farbigen Plakette auf der Windschutzscheibe steht für die Klassifizierung der Feinstaubbelastung", und diese sei nicht ausschlaggebend für das neue Verbot, so Albert Reiter, der Sachgebietsleiter der Kfz-Zulassungsstelle in Ebersberg.

Manche Handwerker befürchten, Aufträge in München würden sich bald nicht mehr lohnen

Gerade Ebersberger Handwerker sehen der neuen Regelung mit großem Unmut entgegen. Zwar beträgt der für die Ausnahmegenehmigung fällige Jahresbetrag nur 50 Euro, doch zusammen mit dem nötigen Handwerker-Parkausweis sei man schnell bei mehreren Hundert Euro. "Das ist eine weitere Gängelung von Handwerksbetrieben", so Johann Schwaiger, der Kreishandwerksmeister von Ebersberg. Man werde zunehmend gezwungen, sich ein neues Betriebsfahrzeug anzuschaffen. Immer wieder sei das in Innungs-Treffen der Handwerker ein Thema. "Es droht die Konsequenz, dass Ebersberger Betriebe keine Münchner Aufträge mehr annehmen werden", so Schwaiger weiter. Die Auftragslage im Landkreis sei gut, sodass hiesige Betriebe auf den Münchner Innenraum verzichten könnten.

Beim Sozialverband VdK im Landkreis Ebersberg sieht man für sozial schwache Privatpersonen hingegen keine großen Probleme. So sei es bei den kleineren und größeren Treffen des Verbands nie wirklich ein Thema gewesen, sagt Doris Rauscher, die Ebersberger SPD-Abgeordnete ist auch Kreisvorsitzende des Sozialverbands. Gerade mit dem im Mai kommenden 49-Euro-Ticket sei das auch für finanziell schwächere Menschen, auch wenn man sich kein neues Auto leisten könne, leistbar. "Es wäre natürlich schön gewesen, wenn der Start des 49-Euro-Tickets mit dem Start des Dieselverbots zusammengefallen wäre", fügt Rauscher hinzu. Man könne jedoch ganz gut mit dem Auto an München heranfahren und den Rest des Weges mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bestreiten.

Sollte das Fahrverbot ausgeweitet werden, wären mehr als doppelt so viele Autos betroffen

Wer nun in seinen Fahrzeugbrief sieht und die Erkenntnis erhält, ein Auto mit der Klassifizierung Euro 4 oder schlechter zu besitzen, kann auf der Homepage der Stadt München eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Bei Eingang des Antrags erteilt die Münchner Zulassungsstelle dann eine vorläufige Genehmigung bis das Anliegen geprüft ist. Bewilligt werden Anträge von Menschen mit einem Erst- oder Zweitwohnsitz in der Verbotszone, Menschen mit Behinderungen, Handwerkern mit Münchner Parkausweisen, Lieferdienste und Einsatz- und Pflegekräfte.

Die drohende Verbotsverschärfung im Oktober könnte diese Situation wohl noch weiter verschlimmern. Sinkt die Schadstoffbelastung in München nicht wie geplant, dürfen dann auch Dieselfahrzeuge mit Euro 5 nicht mehr nach München hinein fahren. Dann kämen auch für den Landkreis Ebersberg weitere 10252 gemeldete Pkw auf die rote Liste.

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