Aktion Zukunft+:CO₂-Ausgleich per Klick

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Eines der geförderten Projekte widmet sich zwar nicht dem Feldklee, wie hier zu sehen, aber dem vermehrten Anbau von Kleegras in den Landkreisen Ebersberg und München. Das soll dem Rückgang des Humusgehalts im Boden entgegenwirken. (Foto: Florian Peljak)

Seit Januar 2024 beteiligt sich der Landkreis Ebersberg an der Initiative "Aktion Zukunft+": Betriebe und Einzelpersonen können Zertifikate kaufen, mit dem Erlös werden Klimaschutzprojekte unterstützt. Wie läuft die Aktion bisher?

Von Saladin Salem, Ebersberg

Den eigenen CO₂-Fußabdruck verringern - das soll mithilfe der im Januar gestarteten "Aktion Zukunft+" möglich sein. Bereits im Mai 2023 lief das Projekt im Nachbarlandkreis München an, seit diesem Jahr beteiligt sich nun auch der Landkreis Ebersberg an der Initiative. Dabei sollen Privatpersonen sowie Unternehmen und Kommunen die Möglichkeit haben, sogenannte Zukunftszertifikate zu kaufen. Aus dem daraus gesammelten Budget werden Klimaschutzprojekte in der Region, aber auch weltweit unterstützt - also eine Art Crowdfunding. Daher suchen das Landratsamt sowie die Energieagentur Ebersberg-München nach Bewerbungen für zu fördernde Projekte in der Umgebung. Wie steht es nach den ersten Wochen um die Aktion Zukunft+?

Seit Beginn des Projekts im Mai 2023 bis zum Jahresende hätten die Gesamtspenden bei etwa 96 000 Euro gelegen, das entspreche 4800 Zertifikaten, so Anna Dufner von der Energieagentur Ebersberg-München. Mit dem Beitritt des Landkreises Ebersberg seien allein im Januar weitere 122 Zertifikate durch Privatkäufe dazugekommen. Die Zahlen sollten besonders dann steigen, wenn sich weitere Unternehmen dem Projekt anschließen. Das brauche allerdings Zeit, da Betriebe "umfassende Unterlagen zur Treibhausgas-Berechnung bereitstellen müssen", bevor die Restemissionen mithilfe der Aktion Zukunft+ ausgeglichen werden könne. Das heißt: Bevor Unternehmen also mithilfe der Zertifikate Emissionen ausgleichen, müssen sie herausfinden, welche CO₂-Menge sie im Betrieb nicht vermeiden können. Daher stammten die Januar-Spenden hauptsächlich aus dem Privatsektor.

Ein Zertifikat kostet 20 Euro, im vergangenen Jahr wurden schon 4800 verkauft

Aus dem Vorjahr wisse man allerdings, dass Unternehmen einen wesentlichen Anteil an dem Spendenaufkommen ausmachen, zwischen Mai und Dezember 2023 fielen fast 81 000 Euro auf sie, andere Spender, wie Einzelpersonen, Vereine oder Initiativen, kamen auf etwas mehr als 15 000 Euro, wie Dufner erklärt. In den kommenden Monaten gehe es nun darum, das Projekt einer größeren Öffentlichkeit näherzubringen.

Ein Zertifikat der Aktion Zukunft+ ist für den Preis von 20 Euro zu haben und soll eine Tonne CO₂ einsparen. Ein kleiner Teil der Gelder in Höhe von zehn Prozent fließt dabei in den Verwaltungsaufwand des Projekts, wie Simone Kister-Betz erläutert, insbesondere zuständig für die lokalen Projekte an der Energieagentur. Der Restbetrag fließe schließlich jeweils zu 50 Prozent in regionale und globale Projekte. Wie viele Projekte mit dem Zertifikat gefördert werden, sei jedem Käufer selbst überlassen.

Aktuell listet die Aktion Zukunft+ auf ihrer Website zwei regionale Projekte auf, für die Förderungen gezahlt werden können. Eines von ihnen widmet sich dem Waldumbau im Forstenrieder Park südlich von München. Dort sollen anfällige Fichtenwälder nach und nach in Mischwälder umgewandelt werden. Das andere widmet sich dem vermehrten Anbau von Kleegras in den Landkreisen Ebersberg und München, um den Rückgang des Humusgehalts im Boden entgegenzuwirken. Das Kleegras solle schließlich den Anbau von Silomais als Futter und Substrat teilweise ersetzen und könne zudem Kohlenstoff binden. Diese Alternative sei jedoch für Landwirte kostenintensiver, heißt es auf der Website.

Die Landratsämter beteiligen sich ebenfalls am CO₂-Ausgleich

Es seien bereits zahlreiche Unternehmen an Bord, die über das Projekt in den Landkreisen Ebersberg und München ihre CO₂-Kompensation abwickeln, erklärt Kister-Betz. In den vergangenen Monaten seien große Summen in die Finanzierung lokaler Projekte geflossen: "Wir sehen aktuell, dass sich dieser Trend in diesem Jahr fortsetzt." Die Finanzierung der bereits geförderten Projekte sei bereits gesichert, da die Landratsämter München und Ebersberg auch selbst überschüssiges CO₂ mit Hilfe der Zertifikate ausgleichen. Projekte, die nicht allein durch das Crowdfunding finanziert würden, könnten so durch die Beteiligung der Landratsämter "aufgefüllt" werden.

Es gebe allerdings auch viele Projektideen, die nie den Status eines Antrags zur Förderung erreichen, so Kister-Betz. Bisher habe man drei Anträge ablehnen müssen. Entweder hätten sich keine Umsetzer oder Partner für die Projekte gefunden, in anderen Fällen fehlten Genehmigungen oder kommunale Prozesse erschwerten die Umsetzung, erklärt Dufner. Zuletzt habe man vier weitere Ideen erhalten, von denen zwei bereits für das Crowdfunding genehmigt seien. Eines von ihnen befasse sich mit der Wiedervernässung ehemaliger Moorflächen verbunden mit einer möglichen landwirtschaftlichen Nutzung. Das zweite Projekte arbeite ebenfalls am Humusaufbau in der Landwirtschaft. Projektideen für die Aktion Zukunft+ können auch weiterhin online über die Website www.aktion-zukunft-plus.de eingereicht werden.

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