Kunstprojekt:Experimente nach John Cage

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Andy Webster und Derek Tyman schaffen aus dem Holz der nachgebauten Fassade der Maverick-Konzerthalle etwas Neues. (Foto: Christian Endt)

Der Kunstverein Ebersberg bringt das berühmteste Werk des Künstlers auf die Bühne - genau 70 Jahre nach der Uraufführung.

Von Vera Koschinski, Ebersberg

Am 29. August 1952 spannte sich eine sekündlich unerträglicher werdende Stille über dem Publikum in der Maverick-Konzerthalle, nahe des britischen Orts Woodstock. Dort fand die skandalöse Uraufführung von "4:33", dem heute wohl berühmtesten Werk des Komponisten John Cage statt. Auf den Tag genau 70 Jahre später veranstaltet der Kunstverein Ebersberg in Gedenken an John Cage und dessen Werk das Maverick-Festival in der Galerie am Klosterbauhof. Das englische Künstler-Duo Andy Webster und Derek Tyman haben das Projekt mit Unterstützung des Steinhöringer Musikers Peter Kees ins Leben gerufen. Wie mit der Maverick-Konzerthalle soll ein Raum des gemeinsamen Zusammenwirkens von Künstlern für Künstler geschaffen werden.

Bis vor kurzem zierte ihre maßstabsgetreue Kopie der Maverick-Konzerthalle, zumindest deren Fassade, das Haus des Bildhauers Hubert Maier in Moosach. Am Mittwoch nun haben die beiden Künstler ihren Entwurf abgebaut und nach Ebersberg transportiert.

Zwischen den in der Galerie verstreuten Holzbalken und Gerüsten sind bereits die Konturen der drei Bühnen erkennbar, die nun aus den Balken zusammengebaut werden sollen. Angenehm minimalistisch fügen sie sich in die rustikalen Räumlichkeiten ein. Dadurch schaffen die Künstler einen Rahmen, in dem das Zusammenwirken von Bauwerk, Musik und Bild in einer Szene erlebt werden kann: ein Ort, der originell genug ist, um die Aufmerksamkeit Schaulustiger auf sich zu lenken - und simpel genug, um so viel wie möglich des künstlerischen Geschehens weiterzutragen. Neugierige sind gerne willkommen, bereits am Wochenende während der Aufbauarbeiten vorbeizukommen.

Aus der Fassade werden verschiedene Bühnen. (Foto: Christian Endt)

Am Montag ist ein umfangreiches Programm zu erwarten, das um 19 Uhr mit dem selbstentworfenen Instrument des Nürnberger Komponisten Florian Türke eröffnet wird. Die erste Bühne für Türkes sogenannte Longboardharfe haben Webster und Tyman aus dem gezahnten Mittelstück der Konzerthallen-Fassade gebaut. Neben weiteren musikalischen Einlagen des Künstler-Duos Mediendienst Leistungshölle und Peter Kees an der Orgel der Klosterkirche St. Sebastian werden auch Videoaufnahmen von der Aufführung des Werks "4:33" in Moosach zu sehen sein. Künstlerin Anja Uhlik lädt währenddessen zu ihrer Veranstaltung in der Galerie "La Garaasch" in der Altstadtpassage ein, in der sie auf die ungewöhnliche Beziehung zwischen John Cage und Steinen eingeht. Abgerundet wird der Abend durch DJ-Einlagen von Andreas Mitterer.

Mittels der Holzkonstruktion schaffen Andy Webster und Derek Tyman eine Bühne, die ebenso unkonventionell wie John Cage und die Maverick-Konzerthalle ist. Wichtig sei ihnen dabei gewesen, so erzählen sie, einen Ort zu kreieren, in dem sich die Musik der Künstler kaum verliert. Dass die Umgebung der Musik immer ein wenig von ihrer Wirkung verschluckt, sei unumgänglich. Doch gerade bei dem Stück von John Cage spiele die Umgebung eine besondere Rolle und mache jede Interpretation des Stückes einzigartig.

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