Preisverleihung in Poing:Kultur für Kinder

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Juliane Sturm bekommt den Poinger Kulturpreis von Bürgermeister Thomas Stark überreicht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Poinger Kulturpreis geht in diesem Jahr an die Tanz- und Theaterpädagogin Juliane Sturm. In ihrer Arbeit versucht sie vor allem Kindern in ihrer Entwicklung durch Kunst zu helfen und für kulturelle Themen zu begeistern.

Von Lino Herrmann, Poing

Unter den bunten Blumenkästen an den dunklen Fenstern im ersten Stock steht die Bühne, auf der der diesjährige Poinger Kulturpreis verliehen wird. Wer jetzt denkt man hätte die Veranstaltung in den trüben ersten Maiwochen nach draußen verlegt, liegt falsch, denn das Ganze gehört zu einem Bühnenbild in der Werkstatt der Bayrischen Staatsoper, die wie im vergangenen Jahr als passender Veranstaltungsort für die Ehrung der Poinger Kunst- und Kulturschaffenden dient.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Thomas Stark betritt Pfarrer und Jurymitglied Michael Werner die Bühne. Zusammen mit Hildegard Petschik von der VHS Vaterstetten, Schülerin Madison Schick, der Kunstlehrerin Christine Gramolla sowie dem evangelischen Pfarrer Michael Simonsen vergibt er dieses Jahr den Kulturpreis Poing. Diese Runde habe heuer eine lange Entscheidungsfindung hinter sich gebracht, so Werner. Was wollen wir würdigen? Wie definieren wir den Kulturbegriff? Welche aktuellen Bezüge sind uns wichtig? In diesen nicht ganz einfachen Fragen sei man sich nicht immer einig gewesen. Vor allem bei dem breiten Spektrum an Bewerbungen. Doch gerade das mache es doch aus, denn "Kultur ist bunt, schillernd und für jeden anders", betont Werner.

Die Geehrte ist sichtlich gerührt, als sie den Preis verliehen bekommt

Durch den anschließenden Kurzfilm, der vor der Verkündung gezeigt wird, ist den meisten Anwesenden bereits klar, dass Juliane Sturm dieses Jahr den Preis gewinnen wird. Mit ihren Theaterprojekten sowie szenischen Lesungen für Kinder oder dem Förderprojekt "Starke Kinder" konnte die Tanz- und Theaterpädagogin die Jury für sich gewinnen. Durchgesetzt hat sie sich dabei unteranderem gegen den Traditionsverein Poinger Bauernhochzeit mit ihren Theateraufführungen, die Schauspielerin Agnes von Below, den Architekten und Kunstzeichner Heinz Mayerthaler, den Kleinkunst Organisator Andreas Otten, den freischaffenden Künstler und Musiker Thomas Schuh sowie die Buchautorin Ingrid Wahls.

Die Preisträgerin und der Bürgermeister mit einem Teil der Jury: Hildegard Petschik (links), Pfarrer Philipp Werner und Madison Schick (rechts). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Unter Applaus und sichtlich gerührt betritt Sturm die Bühne. Ein, zwei mal wischt sie sich mit dem kleinen Finger unter das Auge, während sie vom Bürgermeister beglückwünscht und anschließend mit Urkunde, Blumenstrauß und Pokal bepackt gefeiert wird. Nebenbei ist der Poinger Kulturpreis noch mit 2000 Euro dotiert. "Ich hatte es schon befürchtet", sagt Juliane Sturm. "Eigentlich sollte man denken, dass ich mich auf der Bühne wohlfühle. Das stimmt, aber nur wenn es nicht um mich geht. Meistens spiele ich ja eine Rolle", sagt sie. Unteranderem geht ihr Blick dabei in die hinteren Reihen, wo ihre drei Kinder und ihr Mann sitzen.

1984 kam sie mit ihrer Familie aus Dresden in der damaligen DDR nach Poing. Ihr Vater, damals Leiter der Dresdner Staatsoper, fand in den Werkstätten der Bayrischen Staatsoper eine neue Aufgabe und die Familie in Poing ein neues Zuhause. Sie selbst hat hier schon als Schülerin Erfahrung gesammelt, ihr Sohn hat als Praktikant gearbeitet und ihr mittlerweile verstorbener Vater hat die Werkstatt geleitet. "Ihn würde es bestimmt freuen, mich hier stehen zu sehen", sagt Sturm. Für sie ist das ein ganz besonderer Moment.

Der gelernten Tänzerin und Kulturmanagerin liegt die Arbeit mit Kindern besonders am Herzen. Es gehe ihr darum "Erfahrungen der eigenen Wirksamkeit" durch Kunst zu schaffen und so jungen Menschen Freude und Selbstbewusstsein zu vermitteln. Das schafft sie mit Aktionen wie dem Projekt "Starke Kinder", mit dem sie versucht hat, Kinder auf ihre eigene Stärke aufmerksam zu machen oder dem Pandemie-Projekt "Carlo & Juliane", in dem Löwenstoffpuppe Carlo den Kindern in verschiedenen Videos erklärt was denn gerade auf der Welt so passiert. Bei ihr wird getanzt, gesungen, gebastelt und geschauspielert. Immer mit einem pädagogischen Hintergrund. Ihre Leidenschaft ist jedoch die Kunst. "Da ich aus der Kunst komme, steht sie für mich als künstlerische Pädagogin auch im Vordergrund" sagt sie.

"Ich mache das von Herzen gern", sagt Juliane Sturm über ihre Arbeit

Neben ihrer Festanstellung als Theaterpädagogin im Poinger Kinderland realisiert sie einige Projekte als Freiberuflerin nebenher. Dieses Pensum lässt sich nur abrufen weil "es sich nicht wie Arbeit anfühlt", wie Sturm betont. "Ich mache das von Herzen gern", ergänzt sie. Unterstützung bekommt sie dabei vor allem von ihrem Mann. Ob als Musiker, Aufbauhelfer oder einfach als Partner der Zeit und Raum gibt. "Sehr stolz" ist er, dass sie "das was in ihr steckt auch so umsetzt", sagt Jan Sturm. Er unterstütze sie da wo er kann. "Toll, dass sie dafür diese Wertschätzung bekommt", ergänzt er.

Auch Sohn Bennet ist stolz auf seine Mutter. Als kleines Kind wurde er vor zehn Jahren noch selbst in ihre theaterpädagogischen Projekte mit einbezogen. "Mich wundert es nicht, dass sie für ihre Arbeit einen Preis erhält, wenn ich ihr Engagement so tagtäglich erlebe", sagt er.

Um neben der Projektarbeit wieder ein bisschen was für sich zu tun, hat sie nun nach 13 Jahren wieder angefangen zu tanzen. Als man sie gegen Ende noch zwischen den Tischen trifft, sagt sie erleichtert: "Ich wollte überhaupt nicht weinen, eigentlich bin ich gar nicht so eine Heulsuse." Vermutlich eine schöne und intensive Erfahrung der eigenen Wirksamkeit und Stärke. Nur diesmal sie selbst als Erwachsene, ohne Kostüm.

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