Konzert:Grafinger Jugendorchester übertrifft sich selbst

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Wenn das Grafinger Jugendorchester auftritt, wird musiziert, gesungen und getanzt. Das Geheimnis der mitreißenden Show: Freude, Leidenschaft und größte Flexibilität für die Musiker und die Instrumente. Das Publikum im Alten Speicher ist entsprechend begeistert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Den jungen Musikern gelingt es in ihrem aktuellen Programm "Orchestra in Love", einen weiteren Höhepunkt zu setzen.

Von Wilfried Gillmeister, Ebersberg/Grafing

Regelmäßige Besucher von Konzerten des Grafinger Jugendorchester sind Jahr für Jahr der Ansicht, dass der Zenit des Machbaren erreicht ist. Sie werden aber stets aufs Neue überrascht. Nach "Singing Orchestra" (2014), "All in One" (2015) und "Orchestra in Motion" (2016) sollte unter dem diesjährigen Motto "Orchestra in Love" eine neue Stufe erklommen werden. Und es darf an dieser Stelle bereits verraten werden: Es ist gelungen. 100 Menschen in einem Orchester mit über 100 Instrumenten und Klangfarben sind mit großartiger Vielfalt in den 23 Teilen von "Orchestra in Love" zur Einheit verschmolzen.

Es ist schon länger kein Geheimtipp, dass Konzerte des Grafinger Jugendorchesters als Glanzlichter des Kulturkalenders eine herausragende Position einnehmen. Das Geheimnis dieses weiteren Erfolgs am Samstag im Alten Speicher in Ebersberg dürfte sein, dass dieser äußerst flexible orchestrale Klangkörper offen ist für jedermann, egal welchen Alters und unabhängig von Schule oder Beruf. Eine weitere Besonderheit ist die Öffnung für jegliche Instrumente und Spielniveaus.

"Bei uns ist der Viertklässler ebenso integriert wie sein Opa", verkündet Hedwig Gruber, Musikpädagogin am Grafinger Gymnasium, Gründungsvorstand des Jugendorchestervereins und verantwortlich in der musikalischen Leitung. Sie bringt damit zum Ausdruck, dass sich alle auf Augenhöhe begegnen. Das ist möglich, weil sich Gruber und Ralph Discher der Mühe individuell angepasster Arrangements unterziehen. "Bei uns ist keine Note gekauft".

Liebe, Zuversicht und Mut

Seinen wie stets gelungenen Beitrag lieferte Philipp Gassert als charmanter Moderator des Themas, als unterhaltsamer Brückenbauer bei Umbaupausen wie auch als Sänger mit schwarzem Humor und choreographischem Geschick im Vortrag des gedanklich eher blutrünstigen "Ja, Schatz" von Bodo Wartke. Davor bereitete er als offensichtlicher Besitzer des Jodel-Diploms den "Alpen-Block" vor, mit Publikumsnummer ("Jä-iddi / Jo-Iddi"), instrumentaler Vielfalt und fetzigem Drumset.

Einleitend hatte schon Hannah Kreck im "Confident" mit frecher Stimme verkündet, dass das Thema Liebe nur mit Zuversicht, Mut und Selbstvertrauen anzugehen ist.

In der abwechslungsreichen Linie des Programms wurden im "Toreador" aus George Bizets Oper "Carmen" alle Instrumentengattungen des Orchesters zur Geltung gebracht. Harry Khatchatrians Baritonsolo zeigte im "Feeling Good" die vollkommene Übereinstimmung von Titel und Stimmungslage des Interpreten. Im gut zweieinhalbstündigen Programm kam nur das Zeitgefühl zu kurz.

Da durften Hannah Kreck, Amelie Jost und Teresa Gruber im "Cell Block Tango" aus dem Musical "Chicago" gesangliches wie choreographisches Geschick zeigen. Das Backstage-Team rückte unterstützt vom Drumset- und Percussion-Team mit "La Vita" in den Vordergrund, während Philipp Gassert keine Chance hatte, neben Sängerin Amelie Jost unter den "Umbrella" (von Rihanna) zu kommen.

Im zehnten Teil des orchestral umgeschriebenen Klavierzyklus' von Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" ließ Hedi Gruber mit sicherem Dirigat die kraftvolle Musik des russischen Komponisten auf das begeisterte Publikum wirken.

Mit der "Hocker-Nr. 2.0" konnte die Drumline des Orchesters das Publikum zwar nicht aus den Stühlen heben, doch war die Begeisterung überschäumend. Natürlich durften die Liebhaber der romantischen Musik bei Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 2 schwelgen. Großartig der Vortrag von Jasmin Gärtner am Klavier, unterstützt von den Soli mit Kilian Berger (Klarinette) und Judith Galster (Flöte). Das "Cuando Te Beso" sollte als die herausragende Tanznummer von Teresa Gruber und Kilian Berger Erinnerungswert erlangen. Leider war mit der Zugabe "Dirty Boogie" von Brian Setzer das Ende erreicht.

Restkarten sind für die Konzerte am Dienstag und am Mittwoch (Beginn jeweils 19.30 Uhr) an der Abendkasse erhältlich.

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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