Konzert:Mit allen Wassern

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Die Band Portrait in Rhythm begeistert mit "Indian Fusion" die Besucher vom Jazz im Turm in Grafing. (Foto: Christian Endt)

"Portrait in Rhythm" präsentiert Jazz als Weltsprache

Von Claus Regnault, Grafing

In leichter Abwandlung eines Sprichworts "Wenn man in die Welt hineinruft, kommt Jazz heraus": Es ist wirklich unglaublich, wie der Jazz die Welt erobert hat, eine musikalische Weltsprache geworden ist. Dies konnte man wieder beim Jazz im Turm erleben, Welt allerdings konzentriert auf die Begegnung zwischen Indien und Amerika. Es trat auf das Quartett Portrait in Rhythm, ein relativ junges Ensemble aus Spitzenmusikern der internationalen Szene, bestehend aus Torsten Dewinkel (Gitarre), Karthik Mani (Percussions), Kal Eckhardt (Elektrobass) und Magnus Dauner (Drums). Letzterer, der Jüngste, fungiert als Chef der Gruppe, die sich ausnahmslos aus mit allen Wassern gewaschenen Profis zusammen setzt, von denen jeder schon reiche Erfahrung im Zusammenspiel mit vorwiegend amerikanischen Größen der internationalen Jazzszene gesammelt hat. Alle sind auch durch die Begegnung mit der vorwiegend rhythmisch geprägten südindischen Kunstmusik geprägt, so dass der Südinder Karthik Mani auch die Zentralfigur des Abends war. Mani ist der Sohn von T.A.S. Mani, einem der berühmtesten Percussionisten und Gründer des "Karnataka College of Percussion", zu welchem schlagzeugerfahrene Musiker aus aller Welt, darunter zum Beispiel die Zornedinger Schlagzeugerin Carola Grey, regelmäßig pilgern, um sich in der komplizierten und "streng ausgecheckten" Percussionssprache Südindiens zu vervollkommnen. Mani begleitete auf der Mridangam, der klassischen indischen, beiderseits bespannten Handtrommel, sowie verschiedenen anderen Klangerzeugern wie kleinen Becken und Rasseln, relativ zurückhaltend, aber stets spürbar das Spiel der Gruppe. In seinem Solobeitrag auf der Gatam, dem mit einem Stab im Inneren, mit der rechten Hand auf der Außenseite subtil zum Tönen gebrachten Tonkrug lief er zu großartiger Form auf, brachte den mit Fingern und Handfläche erzeugten Rhythmus fast zum melodischen Singen, unterstützt von der virtuosen Schlagbegleitung des gleichfalls fabelhaften Drummers Dauner. Zwischen beiden kam es auch zu jener, für die indische Percussion typischen "Lernsprache" des Konakon (für jeden Ton eine eigene Sprachsilbe), ein mitreißendes Duett und einer der Höhepunkte des Abends, welchen das Publikum mit jubelndem Beifall quittierte.

Die gebotene Musik ist seit den 1970er Jahren unter dem Begriff "Fusion" bekannt und populär geworden. Sie bezeichnet die Verschmelzung mehrerer Musik- und Improvisationsstile, Jazz, Jazzrock, südamerikanische und indische Melodik. Und zuweilen klang das Spiel der Gruppe vehement rockig und dann wieder, etwa in den frei fantasierenden Vorspielen, als ein sich reich entfaltender Ort der Besinnung. Alles in allem ein Abend der Begeisterung, an dem man Musik als Weltsprache erleben konnte.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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