Kommunalwahl in Oberpframmern:Auf Kuschelkurs

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Von Wahlkampf keine Spur: Einziger Kandidat für das Oberpframmerner Bürgermeisteramt ist Amtsinhaber Andreas Lutz. Seine Amtskollegen wundern sich bisweilen, wie harmonisch es in seiner Gemeinde zugeht

Von Franziska Langhammer, Oberpframmern

Wahlkampf? Etwas irritiert schaut Andreas Lutz, als er darauf angesprochen wird. Wahlkampf, das hatte er eigentlich nicht vor. Und scheinbar auch nicht nötig: Der amtierende Bürgermeister, der als Bürgerlicher für die CSU antritt, ist auch der einzige Kandidat für das Amt des Rathauschefs in der Gemeinde Oberpframmern. Unterstützt wird er dabei auch von der zweiten Listenverbindung, die den derzeitigen Gemeinderat stellt, die EWV/FWG (Einheitswahlvorschlag/ Freie Wählergemeinschaft). Zur anstehenden Wahl legt diese Verbindung allerdings ihren sperrigen Namen ab; stattdessen kann die "Freie Liste Oberpframmern" gewählt werden. Hinter dem neuen Namen stehen viele Menschen, die sich bereits jetzt im Gemeinderat engagieren.

Andreas Lutz, 1958 in Glonn geboren, zwei Kinder, drei Enkelkinder, lebt seit frühester Kindheit in Oberpframmern, das er eigentlich nie richtig verlassen hat. "Nur meine Lehrzeit habe ich in München verbracht", erzählt er. Für seine Ausbildung zum Bankkaufmann ging er mit 18 Jahren nach München. Im Anschluss daran nahm er seine Tätigkeit in der Raiffeisenbank Oberpframmern auf, die er 38 Jahre lang ausführte. "Danach", sagt er lächelnd, und diesen Spruch zitiert er gern mal, "wurden meine Kunden zu meinen Bürgern." Seit 2001 war Andreas Lutz Mitglied des Gemeinderats in Oberpframmern und seit 2008 Zweiter Bürgermeister, bis er 2014 mit 94,4 Prozent als Nachfolger von Theo Rottmayer zum Ersten Bürgermeister gewählt wurde. Klinkenputzen, sich bei den Bürgern vorstellen - all das lässt Andreas Lutz unberührt. "Sehen Sie", sagt er und breitet die Hände aus, "ich bin seit 2003 Vorstand vom TSV Oberpframmern mit 1100 Mitgliedern." Will heißen: Von den 2300 Bürgern der kleinen Gemeinde im Westen des Landkreises kennt ihn sowieso so ziemlich jeder.

Ziemlich entspannt - oder, um es mit Lutz' Worten zu sagen: "positiv" - sieht er also auf die kommenden Monate. Scheint es doch kaum möglich, dass ihm sein Platz im Rathaus streitig gemacht wird. Auch im Gemeinderat war in den vergangenen sechs Jahren vor allem eines: harmonisch. Die meisten Beschlüsse sind einstimmig oder nur mit vereinzelten Gegenstimmen verabschiedet worden, und auch sonst sind die Oberpframmerner über Gemeindegrenzen hinaus für ihren Kuschelkurs bekannt. "Andere Bürgermeister sagen immer zu mir: Was ist denn da bei euch los", sagt Andreas Lutz, und es scheint ihn eher zu wundern, dass es da überhaupt etwas zu wundern gibt.

Andreas Lutz vor der Galerie seiner Amtsvorgänger im Oberpframmerner Rathaus - das mit Sicherheit auch künftig sein Arbeitsplatz bleibt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch Christof Bachmeier, der für die EWV/FWG im Gemeinderat sitzt, attestiert: "Bei uns ist gerade schon heile Welt angesagt." Das liege jedoch nicht an einer mangelnden Konfliktfähigkeit bei den Bürgervertretern, so Bachmeier: "Ich hab auch andere Bürgermeister erlebt, da gab es schon ganz andere Konflikte." Er und seine Parteikollegen stünden voll und ganz hinter Andreas Lutz, an dem sie seine verantwortungsvolle Herangehensweise schätzen. "Er macht als Bürgermeister einen Superjob", so Bachmeier über Lutz. "Er hat einen persönlichen Bezug zu seiner Gemeinde und fühlt sich den Bürgern verpflichtet." Probleme würden in der Regel konstruktiv und pragmatisch gelöst.

Einzig das Jahr 2015 und die Frage, wohin mit den Asylbewerbern, sei damals ein kontroverses Thema gewesen, erinnert sich Andreas Lutz. In der Bevölkerung gab es Ängste und Diskussionen, und auch im Gemeinderat wurde debattiert. "Das war eine meiner brisantesten Aufgaben", sagt Lutz. Schließlich wurde eine Lösung gefunden, die für alle Gemeinderäte vertretbar schien: Das Dachgeschoss des Rathauses wurde mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung umgebaut. Heute sind dort auf 110 Quadratmetern 14 Nigerianer untergebracht - und in der Gemeinde gut integriert. Ein Großteil von ihnen, so Lutz, arbeite in lokalen Betrieben, vier der Geflüchteten würden im TSV Oberpframmern Fußball spielen.

Weil die meisten der derzeitigen Gemeinderäte recht jung sind, so Lutz, scheide in absehbarer Zeit niemand aus Altersgründen aus dem Amt aus, und auch sonst rechnet er nicht mit großen Veränderungen in der Aufstellung. Einzig die Frauenquote soll sich bessern: Unter den 14 Gemeinderäten findet sich bisher nur eine Frau.

Während in anderen Gemeinden wegen des Wahlkampf-Getöses der ein oder andere Plan erst einmal auf Eis gelegt oder vorschnell abgewickelt werden muss, wird in Oberpframmern das Tagesgeschäft wie gewohnt fortgesetzt. Für die Aussegnungshalle etwa, die auf dem bestehenden Gemeindefriedhof errichtet werden soll, wurde bereits der Bauplan eingereicht; im März soll dann die Ausschreibung stattfinden. Auch die Erweiterung des örtlichen Edeka um 300 Quadratmeter Verkaufsfläche ist in der Planungsphase. Außerdem soll die Straßenführung in der Ortsmitte verbessert werden. Dort, wo die beiden Staatsstraßen aufeinander treffen, ist momentan der Gehweg gesperrt, weil er zu schmal ist. Dies soll in den nächsten Monaten behoben und zudem eine Querungshilfe geschaffen werden, so Lutz.

(Foto: oh)

Zu den geplanten Maßnahmen im neuen Jahr zählen neben dem Radwegeausbau auch diverse energetische Vorhaben, wie etwa die Umstellung der kompletten Straßenbeleuchtung auf LED oder ein Gesamtheizungskonzept für Schule, Kinderhaus, Kinderkrippe, Mittagsbetreuung und Mehrzweckhalle mittels Blockheizkraftwerk. In Sachen Energie, so Lutz, wolle man die Vorreiterrolle im Landkreis schließlich beibehalten.

Christof Bachmeier sieht als Hauptthema der Freien Liste Oberpframmern die Überarbeitung der Ortsgestaltungssatzung. Vereinzelte Bausünden im Ortsbereich hätten gezeigt, dass es wichtig sei, dem Neubau Schranken zu setzen. Außerdem sei es wichtig, die Energieeinsparung zum Thema zu machen, nicht zuletzt, weil Oberpframmern seit Neuestem Klimaschutzregion ist. Auch das Wohnen im Alter steht auf der Agenda der Freien Liste Oberpframmern. "Dazu wollen wir uns was ausdenken", so Bachmeier, "ein kleines Wohnprojekt, das sich vielleicht selber finanziert." Auch Andreas Lutz nennt das Wohnen im Alter als ein Herzensanliegen, das er in der nächsten Legislaturperiode angehen möchte.

Ein heikles Thema, dessen Bearbeitung noch aussteht, könnte die Windkraft werden. In den nächsten Monaten beginnen dazu Windmessungen im Höhenkirchener Forst. Wenn die Ergebnisse für den Bau eines oder mehrerer Windräder sprechen, dürften davon nicht alle Bürger begeistert sein. Aber bis dahin können die Oberpframmener noch weiter machen wie bisher, ganz harmonisch.

© SZ vom 16.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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