Aktion gegen Rassismus:Hitlergruß und Fremdenhass: Der Kreisjugendring hält dagegen

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Philipp Spiegelsberger ist einer der Organisatoren der Anti-Rassismus-Demo in Ebersberg. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Philipp Spiegelsberger vom Kreisjugendring Ebersberg über rassistische Vorfälle im Landkreis und den Protestzug am 16. März.

Von Clara Lipkowski

Rassistische Beleidigungen, tätliche Übergriffe, weil jemand vermeintlich fremd aussieht oder der irritierende Kommentar vom Kollegen am Arbeitsplatz: Philipp Spiegelsberger, 32, Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR), erklärt, warum Rassismus immer öfter ein Problem ist und sein Verein mit dem Bündnis "Bunt statt braun" am Samstag, 16. März, eine Demo in Ebersberg organisiert.

SZ: Herr Spiegelsberger, gab es kürzlich rassistische Übergriffe im Landkreis?

Philipp Spiegelsberger: Über "Aida", eine antifaschistische Dokumentationsstelle in München und über Jugendliche, die sich bei uns einbringen, bekommen wir so etwas immer wieder mit. Im September zum Beispiel, hat ein Mann in der S-Bahn vom Ostbahnhof nach Markt Schwaben zwei afrikanische Frauen Anfang 20 erst rassistisch beschimpft und dann geschlagen. Andere Fahrgäste konnten dazwischengehen. An der Endhaltestelle ist der Mann wieder auf sie losgegangen. Als jemand die Polizei rufen wollte, ist er geflüchtet. Was wir auch hören ist, dass junge Leute an S-Bahnhöfen im Landkreis anderen Menschen, die vermeintlich fremd aussehen, den Hitlergruß zeigen und "Heil Hitler" sagen, so etwas passiert oft unter Jugendlichen. Das wird nicht unbedingt tagtäglich gemeldet, aber in kurzen Abständen. Oft kommen auch provokante Sprüche gegen links eingestellte Gleichaltrige.

Auf dem Marienplatz sind vor kurzem zwei Schüler, etwa 13 Jahre alt, aneinandergeraten. Einer rief zum anderen: "Abgeschoben g'hörst!" Ein dummer Kinderspruch oder Zeichen der Verrohung?

Kinder sind ein Indikator für das, was sie aus ihrer Umwelt oder von den Eltern lernen. Wenn schon in so jungem Alter einfach etwas nachgeplappert wird und durch Wiederholung im Sprachgebrauch zur Normalität wird, ist das besonders kritisch und das sehen wir immer öfter.

Woher kommt sowas?

Dass Rassismus "normal" wird, beginnt oft daheim oder am Arbeitsplatz, wo der Nachbar oder Kollege einen blöden Spruch macht und man nichts dagegen sagt, weil man ja weiter miteinander arbeiten oder nebeneinander leben will. Oder am Stammtisch. So was nennt man "Rassismus der Mitte". Das Erstarken der AfD, die fremdenfeindliche Gedanken und Sprüche normalisiert, fördert so etwas, ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Denn es beginnt ja nicht mit der AfD. Es entsteht aus Krisensituationen von Menschen, aus Unzufriedenheit. Leuten das bewusst zu machen, ist auch Ziel unserer Demo.

Was genau haben Sie am 16. März vor?

Es wird eine Auftaktveranstaltung, einen etwa 45-minütigen Demonstrationszug durch Ebersberg und eine Abschlusskundgebung geben. Die Demo soll vom Marienplatz entlang der Bahnhofsstraße zur Gärtnerei-, Pleininger- und Wildermuthstraße, vorbei am Alten Kino zurück zum Marienplatz gehen. Aktuell machen wir noch eine Liste der Rednerinnen und Redner und versuchen, andere Veranstalter zu gewinnen, die sich mit Solidaritätsbekundungen beteiligen. Wenn möglich, wollen wir auch Betroffene zu Wort kommen lassen, die von Übergriffen berichten. Aber es ist natürlich hochsensibel für die jeweilige Person, auf einer Bühne darüber zu sprechen. Ob wir das machen, müssen wir sehen.

Was hat es mit den Bannern auf sich, die Sie entrollen wollen?

An dem Tag wollen wir nicht nur Banner auf der Demo zeigen, es können auch Gemeinden und Privatleute im ganzen Landkreis mitmachen und Plakate mit positiven Sprüchen wie "Ebersberg ist bunt" oder "Alle Menschen sind willkommen" gestalten und zum Beispiel an Hauswänden zeigen. Wir wollen mit möglichst vielen Menschen deutlich machen: Wir nehmen faschistische Anfeindungen nicht hin und die, die sich dagegen stark machen, sind nicht allein.

Die Protestaktion beginnt am Samstag, 16. März, um 12 Uhr damit, dass überall im Landkreis selbst gestaltete Banner gegen Rassismus entrollt werden. Mitmachen können alle Interessierten. Von 14 Uhr an findet die Demonstration am Ebersberger Marienplatz statt, danach klingt der Tag mit einer After-Demo-Party im Jugendzentrum aus.

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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