Ortsumfahrung in Kirchseeon:Kein Tunnel, keine Trasse, keine Lösung

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Gegen die Südtrasse in Kirchseeon gab es viele Gegner. Dank des Bundesverkehrswegeplans steht die Umfahrung jetzt erst einmal sowieso nicht zur Debatte. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Seit Jahrzehnten streiten die Kirchseeoner über den Verlauf einer Ortsumfahrung. Da auch der Bundesverkehrswegeplan die Gemeinde erst mal nicht berücksichtig, gibt es keine Abhilfe. Anders sieht es in Steinhöring aus.

Von Anselm Schindler, Kirchseeon/Steinhöring

Aufatmen in Steinhöring. "Erfreut", "zufrieden" und "erleichtert": Das alles sind Wörter, die Bürgermeister Alois Hofstetter für den jüngsten Entwurf des Bundesverkehrswegeplans findet. Dieser wurde am Mittwoch in Berlin vorgestellt; er stuft die Ortsumgehung der Bundesstraße 304 für Steinhöring als "weiteren Bedarf mit Planungsrecht" ein.

Heißt: Es wird noch einige Jahre dauern, aber die Planung kann beginnen. Ganz anders in Kirchseeon. Die Planung für die dortige Ortsumfahrung - seit jeher umstritten - liegt erst mal auf Eis. Als "weiteren Bedarf" stuft der Bundesverkehrswegeplan eine Kirchseeoner Umfahrung ein. In den kommenden Jahren - wenn nicht Jahrzehnten - werden die Kirchseeoner, die sich eine Entlastung beim Verkehrslärm versprechen, erst einmal vertröstet.

"Schlecht" sei dieses Ergebnis, erklärt die zweite Bürgermeisterin Kirchseeons, Barbara Burgmayr-Weigt (CSU). Sie selbst ist keine Freundin der damit auch erst einmal verworfenen Südtrasse. Sie ist aber nicht automatisch Gegnerin einer Umgehung an sich: Im Gemeinderat wurden schon vor Jahren verschiedene Tunnel-Lösung diskutiert. Sie sollten den Süden der Gemeinde vor Beton bewahren, die lärmgeplagten Bürger aber trotzdem entlasten.

Die Tunnellösung hatte viel Zuspruch gefunden

Anklang fanden die Tunnel-Lösungen parteiübergreifend. Hoffnung auf deren Umsetzung hätte sie sich aber nicht gemacht, sagt Burgmayr-Weigt. Denn ein Tunnel wäre wohl mit Abstand die umständlichste und teuerste Lösung. Auch der Verein Schutz des Kirchseeoner Südens favorisiert eine Tunnellösung, erklärt Brigitte Sickinger, selbst Südumfahrungs-Gegnerin. "Schade" sei, dass die Ideen nun unter den Tisch gefallen sind. Aber insgesamt seien sie und ihre Mitstreiter zufrieden, dass das Naherholungsgebiet im Süden Kirchseeons bestehen bleibe.

Nun ist beides vorerst gestrichen: sowohl Tunnel als auch Südumfahrung. Eine Lösung sei das freilich nicht. Denn Kirchseeon bleibe so längerfristig "komplett gespalten", erklärt Sickinger. Etwa 49,6 Prozent der Kirchseeoner hatten sich 2012 in einem Bürgerentscheid gegen die Südumfahrung ausgesprochen. Nicht einmal einen ganzen Prozentpunkt mehr erreichten die Befürworter; 40 Stimmen waren es in absoluten Zahlen. "Die Diskussion läuft jetzt schon seit bald 50 Jahren", sagt Sickinger und ihre Stimme nimmt einen leicht genervten Unterton an. Sie hätte gerne eine "übergreifendere" Lösung, schließlich litten auch Ebersberg und Zorneding unter dem ganzen Verkehr.

Sechs Wochen Einspruchsfrist bleiben den Kirchseeonern nun, um nach "alternativen Lösungen zu suchen", wie es Burgmayr-Weigt formuliert. Geschehen solle das an einem "großen Runden Tisch". Mit ins Boot holen will die zweite Bürgermeisterin andere Anliegergemeinden der B 304, sowie die zuständigen Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer (SPD) und Andreas Lenz (CSU). Beide haben bereits Interesse signalisiert, doch die Hoffnung hält sich in Grenzen.

Nun kommt die Nordtrasse wieder vermehrt ins Gespräch

Man könne eine baldige Lösung nicht aus dem Hemdärmel schütteln, sagt die zweite Bürgermeisterin; herbeizaubern auch nicht. Hinter vorgehaltener Hand erlebt die Nordtrasse deshalb ein Comeback: eine Umgehungsstraße, die durch den Ebersberger Forst führen würde. Für "schwierig aber denkbar" hält Burgmayr-Weigt diese. Doch so richtig dazu bekennen will sich noch niemand. Trotzdem hat auch die Nordtrasse Freunde - sogar in der grünen Gemeinderatsfraktion.

In Steinhöring hingegen will man bald mit der Vorplanung beginnen, sagt Bürgermeister Hofstetter. Straßenbauamt und Politiker wolle er für die Umgehung an einen Tisch zusammenbringen. Auch wenn die verkehrsgeplagten Steinhöringer wohl noch einige Jahre auf den Baubeginn warten müssten, "ist es ja gut, wenn man schon mal ein Konzept hat". Die Mühlen der Verkehrspolitik mahlen langsam, aber wer weiß: "Vielleicht kommen wir ja im Verkehrswegeplan noch in den Bereich vordringliche Planung", sagt Hofstetter hoffnungsvoll. Das würde eine Realisierung des Projektes bis 2030 bedeuten. Ruhe wünscht sich Hofstetter für seine Gemeinde. Und diese Ruhe würde man sich auch in Kirchseeon wünschen.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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