Kinderbetreuung:30 neue Kindergartenplätze

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Im Berufsförderwerk St. Zeno soll die neue Kindergartengruppe eingerichtet werden. Deren Trägerschaft soll die Stiftung übernehmen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Weil der Bedarf immer weiter steigt, muss der Markt Kirchseeon zusätzliche Betreuungsmöglichkeiten schaffen. Ein Standort steht bereits fest.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Es ist grundsätzlich ein gutes Zeichen für die Marktgemeinde Kirchseeon, das sich letztendlich aber zu einem großen Problem entwickelt: Der Ort sowie die ganze Region drumherum sind inzwischen so attraktiv geworden, dass immer mehr Menschen dort wohnen wollen. Vor allem junge Familien zieht es zunehmend von der Groß- in die Vorstadt. Mit den Eltern kommen aber auch deren Kinder nach Kirchseeon, oder werden dort geboren - und der Nachwuchs will in seiner neuen Heimat dann auch ansprechend versorgt werden. Nicht zuletzt wegen des akuten Fachkräftemangels im Erzieherbereich stehen dafür jedoch nicht genügend Plätze zur Verfügung. Um dem entgegen zu wirken, hat die Marktgemeinde nun den Bedarf für zusätzliche 30 Kindergartenplätze anerkannt.

Durch diesen Schritt ist zwar noch keines der Kinder in einer Betreuungseinrichtung untergebracht, den Grundstein dafür hat der Gemeinderat mit seinem Beschluss am Montagabend aber nun gelegt. "Der Bedarf ist da, aber wir können nicht einfach morgen ein neues Haus bauen", sagte dazu Bürgermeister Jan Paeplow (CSU). Deshalb hilft man sich in der Gemeinde mit einem Kniff: Die 30 zusätzlichen Kindergartenplätze sollen in den Räumen des Berufsförderwerks St. Zeno angesiedelt werden. Die Stiftung soll dann auch die Trägerschaft übernehmen. Je Gruppe wird die Gemeinde dafür rund 50 000 Euro an Mietkosten ausgeben.

Die Kosten für die Kinderbetreuung steigen in Kirchseeon von Jahr zu Jahr

Dieser Betrag mag auf den ersten Blick nicht übermäßig hoch erscheinen, trifft die Gemeinde aber an einem ohnehin wunden Punkt. Die Summe, die der Markt über seine gesetzlichen Pflichten hinaus in die Kinderbetreuung investiert, steigt von Jahr zu Jahr, oder wie Paeplow jüngst im Rahmen der Haushaltsberatungen sagte: Die Entwicklung in diesem Bereich gehe "exorbitant nach oben". Waren es vergangenes Jahr noch rund 1,7 Millionen Euro, die der Markt den Kinderbetreuungseinrichtungen als Defizitausgleich zusätzlich ausgezahlt hat, werden es heuer knapp zwei Millionen Euro sein.

Um die nun anfallenden Kosten für die Raummiete in St. Zeno kommt die Gemeinde aber nicht herum, denn sie ist laut Gesetz verpflichtet, den örtlichen Betreuungsbedarf zu decken - und dieser steigt stetig an. Laut Verwaltung sind in den vergangenen fünf Jahren 39 Kinder im Alter zwischen null und sechs Jahren im Ort hinzugekommen. Durch Wegzüge könne man diese Steigerung nicht mehr ausgleichen. Das ernüchternde Fazit aus dem Rathaus lautet deshalb: "Trotz größter Bemühungen ist der Markt Kirchseeon nicht mehr in der Lage, den enorm gestiegenen Bedarf an Kindergartenplätzen im Gemeindegebiet zu decken." Neben dem starken Zuzug werde die Situation durch die steigende Anzahl der Schulrückstellungen zusätzlich erschwert, da dadurch weniger Plätze im Kindergarten frei würden, heißt es von der Gemeinde weiter.

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Mit Mühe, Not und kräftiger staatlicher Unterstützung schafft es der Markt Kirchseeon, einen Haushalt für das laufende Geschäftsjahr aufzustellen. Das Zahlenwerk sieht zwar auf den ersten Blick sehr solide aus, doch der Teufel versteckt sich im Detail.

Von Andreas Junkmann

Die 30 zusätzlichen Plätze, die zum Start des neuen Betreuungsjahres am 1. September zur Verfügung stehen sollen, nehmen nun etwas Druck aus dem Kessel. Grund für eine allgemeine Entwarnung ist das jedoch nicht, wie auch Bürgermeister Paeplow deutlich machte: "Die Kitas haben nach wie vor mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen", so der Rathauschef, der erklärte, kein anderer Träger am Ort hätte die 30 Plätze zum Start des Betreuungsjahres zur Verfügung stellen können. Die Notlösung in St. Zeno ist also unumgänglich. "Fakt ist, der Bedarf an 30 Plätzen ist da und wir müssen ihn decken", sagte Paeplow. Die einzige Möglichkeit, das zu realisieren, sei die Anmietung von Räumen, um eine neue Kindergartengruppe zu eröffnen.

Womöglich droht dem Markt der nächste Defizitausgleich

Dazu wollte Barbara Bittner (SPD) wissen, ob denn all das überhaupt schon in trockenen Tüchern sei, schließlich stimme man an diesem Abend lediglich über die Anerkennung des Bedarfs ab und nicht konkret über die Schaffung einer neuen Kita-Gruppe. Das sei zwar richtig, entgegnete Paeplow, die entsprechende Absprache mit St. Zeno sei aber bereits getroffen.

Dass es bei den Kosten in Höhe von 50 000 Euro für den Markt bleiben wird, konnte der Bürgermeister jedoch nicht versprechen. Das sei zunächst nur die Raummiete, so Paeplow. Die Personalkosten würde zwar der Träger übernehmen, dennoch drohe der Gemeinde auch hier am Jahresende wieder ein Defizitausgleich. In der Kämmerei wird man das nicht gerne hören, schließlich ist man dort bestrebt, diesen Haushaltsposten eher zu drücken. Um allen Kindern weiterhin einen Betreuungsplatz bieten zu können, wird die Gemeinde dieses Geld aber wohl vorerst weiterhin ausgeben müssen.

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