Der Streit zwischen dem Ebersberger Bund Naturschutz und dem Berufsförderungswerk (BFW) in Kirchseeon hat eine neue Eskalationsstufe erreicht: Die Naturschützer haben bei der Polizei Anzeige gegen die Bildungseinrichtung erstattet. Grund sind die aus Sicht des BN illegalen Baumfällungen auf dem Campusgelände im Süden der Marktgemeinde. Beim BFW weist man diese Vorwürfe zurück.
"Der BN bittet mit dieser Anzeige darum, festzustellen, ob gegen die vom BN angeführten behördlichen Auflagen, Gemeinde-Satzungen und/oder Gesetze verstoßen wurde und welche Maßnahmen gegebenenfalls daraus abzuleiten sind", schreibt BN-Kreisvorsitzender Olaf Rautenberg als Ergänzung zu dem Dokument, das er an die Ebersberger Polizei und an Kirchseeons Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) geschickt hat. Die Naturschützer prangern mehrere Verstöße gegen die Satzung des Marktes über den Erhalt von Bäumen für das Straßen-, Orts- und Landschaftsbild an. Hintergrund ist, dass das BFW als Vorgriff zur Sanierung seines Campusgeländes in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr etwa hundert Bäume fällen ließ. Auf der Fläche soll ein Ersatzbau für die in die Jahre gekommene Mensa errichtet werden. Die Einrichtung kündigte großzügige Ersatzpflanzungen an. Der BN hingegen unterstellt dem BFW um Geschäftsführer Günther Renaltner "vorsätzliches Handeln" bei der Missachtung des Bundesnaturschutzgesetzes, wie in der Anzeige zu lesen ist, die der Ebersberger SZ vorliegt. Demnach seien mehrere einzelne Bäume sowie ganze Baumgruppen als explizit schützenswert gekennzeichnet gewesen. "Innerhalb einer Baumgruppe obliegt es nicht dem BFW, zwischen weniger schützenswerten und höherwertigen Bäumen eigenmächtig zu entscheiden", heißt es in dem Schreiben. Eine Beseitigung von schützenswerten Bäumen bedürfe einer besonderen Genehmigung, eine solche liege nach BN-Informationen aber nicht vor. Gleiches gelte für die Fällung von Bäumen im Außenbereich, wo das BFW nach Ansicht der Naturschützer ebenfalls ohne Erlaubnis Bäume abgeschnitten hat.
Bei der Bildungseinrichtung hingegen wehrt man sich gegen die Vorwürfe des BN. Man habe vor der Fällung ein naturschutzfachliches Gutachten erstellen lassen, erklärte das BFW bereits Anfang Januar in einer Stellungnahme. Auch Geschäftsführer Renaltner ist überzeugt davon, dass seine Einrichtung nichts falsch gemacht und gegen keine Gesetze verstoßen habe. Anders die Naturschützer, deren Auftreten in der Vergangenheit unsachlich und teils aggressiv gewesen sei - und die sich unbefugt Zugang zum BFW-Gelände verschafft hätten.
Wer von den beiden Parteien recht hat, müssen nun die Behörden prüfen. Aber auch die Gemeinde wird das Thema weiter beschäftigen: In der Sitzung des Marktgemeinderates an diesem Montagabend soll es einen Sachstandsbericht zu den Baumfällungen geben.