Ortsentwicklung:Kirchseeoner Brachland könnte Neubaugebiet werden

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Die letzten Gebäude auf dem ehemaligen Bahnschwellengelände waren die Reste dieser inzwischen abgerissenen Hallen. Seither liegt das Areal größtenteils brach. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Marktgemeinderat fasst einen Grundsatzbeschluss über Entwicklung des ehemaligen Bahnschwellengeländes.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Das Gelände des ehemaligen Bahnschwellenwerks in Kirchseeon gilt sozusagen als der Ursprung der Ortsgeschichte, denn die dortige Fabrik hatte Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich maßgeblich zum Aufschwung der heutigen Marktgemeinde beigetragen. Diese Rolle könnte dem Areal südlich der Bahngleise fast 160 Jahre später wieder zukommen. Dann nämlich, wenn auf den rund 17 Hektar tatsächlich ein neues Baugebiet entstehen sollte. Entsprechende Pläne hatte jüngst der Hamburger Projektentwickler ECE Group vorgelegt, der die Fläche in Kirchseeon vor einigen Monaten erworben hat. Am Montagabend hat nun auch der Gemeinderat mehrheitlich den Beschluss gefasst, dass man sich eine Entwicklung des Areals grundsätzlich vorstellen könne - allerdings geknüpft an einige Bedingungen.

Für die Gemeinde liegt in der Bebauung der Fläche Chance und Risiko zugleich. Positiv wäre, dass dem Brachland nun nach Jahren des Leerstands endlich eine sinnvolle Verwendung zukäme. Zudem müsste der Investor dafür auch das erheblich mit Schadstoffen kontaminierte Erdreich fachgerecht aufbereiten lassen - eine Altlast, die eine bauliche Entwicklung der Fläche bisher stets verhindert hatte. Auf der anderen Seite würde die derzeit etwas mehr als 11 000 Einwohner zählende Gemeinde auf einen Schlag einen enormen Wachstumsschub erfahren, der das Ortsbild grundlegend verändern dürfte.

Der Investor hat noch einige Hausaufgaben zu machen

Verständlich also, dass sich Rathaus und Gemeinderat eine Entscheidung über die Zukunft des Areals nicht gerade leicht gemacht haben. Nach zwei Workshops der Lokalpolitiker mit Vertretern des Investors seien immer noch einige Fragen zu klären, wie es von der Verwaltung heißt. Etwa, wie das Gelände verkehrstechnisch erschlossen und an die Bundesstraße angebunden werden soll, wie mit dem belasteten Boden verfahren wird oder wie sich die konkrete Gestaltung und Gliederung des Plangebiets darstellt. In jedem Fall sei "eine nachhaltige, zukunftsorientierte städtebauliche Gesamtbetrachtung und -entwicklung notwendig", wie es in einer Stellungnahme aus dem Rathaus heißt.

Dabei soll auch die von der Gemeinde angestoßene Erarbeitung eines neuen Leitbildes für den Ort eine Rolle spielen, die zusammen mit dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum erfolgt. In dem Prozess sollen grundsätzliche Fragen geklärt werden, etwa wohin sich Kirchseeon in den kommenden Jahren entwickeln will und wie viel Bevölkerungswachstum für den Markt verträglich ist. Bereits jetzt sei "ein starker Nachfragedruck nach Wohnraum und Gewerbeflächen festzustellen", heißt es aus dem Rathaus.

Gemeinderäte und Bürger sollen an der Entwicklung des Areals beteiligt werden

Das ehemalige Bahnschwellengelände könnte dabei für spürbare Entlastung sorgen. Bis dort aber die ersten Bagger anrollen, dürfte es noch einige Zeit dauern. Noch steckt der Planungsprozess in den Kinderschuhen. Der Gemeinderat will seinen Grundsatzbeschluss vom Montag explizit auch nur als eine erste Absichtserklärung und nicht als Start eines möglichen Bauleitverfahrens verstanden wissen. Bis es soweit ist, hat das Gremium der ECE Group noch einige Hausaufgaben aufgegeben. Neben Plänen zur verkehrlichen Anbindung und der Aufbereitung des Bodens soll sich der Investor unter anderem Gedanken zur Integration des Neubaugebiets in die vorhandenen Siedlungsstrukturen machen, ein Konzept zur Lärmbegrenzung durch die benachbarten Bahngleise vorlegen und ein belastbares Finanzierungs- und Umsetzungskonzept erstellen.

Die Gemeinderäte sollen bei dem Prozess keineswegs nur Zuschauer sein, sondern auch aktiv eingebunden werden. Das Gremium lege "großen Wert auf Transparenz, Gleichbehandlung und Verbindlichkeit", wie es in einem von Susanne Markmiller (FDP) eingebrachten Änderungsantrag heißt. Aber auch die Kirchseeoner Bürger sollen bei dem Großprojekt ein gewisses Mitspracherecht bekommen. Das sei laut Rathausverwaltung auch deshalb wichtig, "da es im Wesentlichen um Zukunftsaussichten für den gesamten Markt Kirchseeon gehen wird". Für diesen Grundsatzbeschluss votierten am Ende 16 Gemeinderäte, dagegen stimmten Andreas Scherer (CSU) sowie die gesamte Fraktion der Grünen Liste.

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