Mitten in Ebersberg:Zosch, bumm, knuff

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Wer die Sprache seiner Kinder verstehen will, sollte sich die Bücher anschauen, die sie lesen. (Foto: Günther Reger)

Bücher beeinflussen die Sprache der Kinder - manchmal nicht zum Besten.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

Es begann mit Hasenkind. Hasenkind ist ein Bilderbuch für die ganz Kleinen. Es bekommt die Haare gewaschen, und das Kind ist angehalten, dabei mitzuhelfen. Eine leere Wanne wartet, und Vorlesende und Kind müssen rufen: "Haaasenkind!" Zack, schon sitzt es in der Wanne. Selbstredend, dass schon bald bei jedem Bad erst einmal ausgiebig nach dem Haaasenkind gerufen wurde.

Auch Bobo, der niedliche Siebenschläfer aus der Schweiz, fand bald Eingang in den Familienslang. Wer auch immer die Augen nur zumachte, musste damit rechnen, dass irgendjemand den Satz sagen würde, der am Ende einer jeden Bobo-Geschichte steht: "Bobo ist schon eingeschlafen." Später war Michel aus Lönneberga die Rechtfertigung für allerlei Schmatz- und Schlürfgeräusche am Tisch. Im Buch nämlich antwortet Michel auf die Frage seiner Mutter, ob er so schlürfen müsse: "Sonst weiß man doch nicht, dass es Suppe ist!" Dazu wurde dann schnell ein Glas Wasser geext, auf den Tisch geknallt und gerufen: "Hä!" - eine legendäre Gewohnheit vom kleinen Piraten Käpt'n Sharkey und seinen Freunden.

Verwirrung, als eines Tages die Kinder unter dem Sofa herum wurstelten. "Hilfst du uns beim Suchen?", baten sie. Auf die Frage, nach was, hieß es: "Nach Atlantis!" Der kleine Drache Kokosnuss nämlich, der hatte die versunkene Stadt schon gefunden.

Derzeit aber sind Hefte en vogue, die auch Mama und Papa noch gern lesen: Comics. Seitdem tönt es manchmal durch die Küche: "Maaamaaa! Wann gibt es bei uns mal Wildschwein?"(Asterix und Obelix). Harmlos auch noch, wenn zur Untermalung beim Raufen unter Geschwistern plötzlich "Knuff, bumm, zosch" gerufen wird. Als es dann neulich plötzlich hieß: "Halt die Klappe, Everell" und "Ich leg ihn um, ich leg ihn um!" (Lucky Luke), schien auch der Papa langsam Bedenken zu entwickeln und wollte das Thema ansprechen. "Ich vermöbel dich!", lautete die Antwort (Obelix).

Hat der geniale Ludwig Wittgenstein nicht gesagt: "Die Grenzen meiner Sprachen sind die Grenzen meiner Welt"? So schön es auch ist, wenn die Welt der Kleinen ganz groß wird - die nächsten Abende gibt es vielleicht lieber erstmal wieder eine andere Lektüre. Haaasenkind!

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