Kinderbuch aus Ebersberg:Gemeinsam mit Stift und Fantasie

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Elias, Fabian, Jonas (vorne), Dominik, Franziska und Selina (hinten) gehören zu den 105 Kindern, die Bilder für das Buch von Heidrun Lick gemalt haben. Mit ihrem Kollegen Rainer Ettenhuber zusammen hat sie auch ein Titellied dazu komponiert. (Foto: Christian Endt)

105 kleine Künstler haben Bilder für die Geschichte um "Fabsi und Trixi" gemalt. Jetzt suchen Autorin Heidrun Lick und Grafikerin Marie-Theres Reisser einen Verlag für das Projekt.

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg

Als Heidrun Lick und Marie-Theres Reisser das interschulische Projekt um den Dino Fabsi und die Elfe Trixi angestoßen haben, war noch nicht abzusehen, dass daraus tatsächlich einmal ein Buch werden würde. Und zwar eines, das keinen Vergleich scheuen muss - weil es vermutlich wenig Vergleichbares gibt. Ein Kinderbuch, das nicht nur eine spannende Geschichte enthält, sondern selbst ein Abenteuer ist, eines zum Miterleben. Eines, das nicht nur von einem einzigen Autor geschrieben wurde, sondern an dem mehr als 100 kleine und große Menschen mitgewirkt haben. Und ein Buch, das nicht fertig ist, sondern das die individuelle Phantasie seiner Leser braucht, um zu einem Ende zu kommen.

Die ersten Ideen zu der Geschichte hatte Lick, Lehrerin an der Grundschule Steinhöring und selbst begeisterte Leserin, schon 2019 notiert - entstanden aus Erzählungen für ihren kleinen Sohn. Im Herbst 2020 hatten sie und ihre Freundin, die Zornedinger Grafikdesignerin Marie-Theres Reisser dann begonnen, Schulen im Landkreis Ebersberg mit ins Boot zu holen. Zehn Einrichtungen waren es am Ende, die sich bereit erklärten, mitzumachen: die Grundschulen Ebersberg, Steinhöring, Frauenneuharting, Moosach/Alxing, Glonn/Antholing und Kirchseeon, die Freie Schule Glonntal, das Gymnasium Kirchseeon, das Sonderpädagogische Förderzentrum Poing (Seerosenschule) und der Ebersberger Kindergarten "Die Arche".

Die drei Hauptfiguren - der Vampir Drago gehört auch noch dazu - hat die Illustratorin Caro Dendörfer entworfen

Neun Monate lang wurde in 20 Klassen zu Licks Geschichte gezeichnet, die Lehrerinnen und Lehrer lasen sie vor. "Eine schöne Aktion während des Distanzunterrichts. Besonders als Belohnung am Freitag zum Abschluss der Schulwoche", freute sich eine Drittklasslehrerin. Die drei Hauptfiguren - den Dino Fabsi, die Elfe Trixi und den Vampir Drago - hatte zuvor die Münchner Illustratorin Caro Dendörfer entworfen, die Kinder durften sie weiterentwickeln. Gezeichnet wurde ausschließlich in schwarz-weiß, die Bilder sollen nämlich von den jungen Lesern ausgemalt werden.

Nun, eineinhalb Jahre später, sind Buch und Cover fertig, gibt es ein professionelles Exposé für die 80 Seiten starke Geschichte, wurden die Bilder von 105 Kindern verarbeitet. Aus mehr als 400 Zeichnungen konnten die Macherinnen auswählen - "das hat alle unsere Erwartungen übertroffen", erklärte Reisser. Und dass es noch viel mehr Bilder hätten sein können, beweisen Sätze wie die von Martha, Celina und Julia: "Es hat uns großen Spaß gemacht, dazu zu malen. Sagen Sie uns bitte, wenn Sie noch mehr Zeichnungen brauchen. Wir haben noch viele Ideen."

Heidrun Lick (links) hat die Geschichte um Fabsi und Trixi geschrieben, Marie-Theres Reisser die grafische Gestaltung übernommen. (Foto: Christian Endt)

Die Grafikerin setzte schließlich alle ausgewählten Bilder zusammen, so dass Seiten in der Art eines Wimmelbuchs entstanden sind, auf denen die beteiligten Kinder ihre Werke wiederfinden können. Als Schullektüre für Jungen und Mädchen im Alter von fünf bis neun Jahren können sich die Macherinnen ihr Buch vorstellen, erzählen sie. Gerade weil es ein interschulisches Projekt war, das für die Beteiligten in der Lockdown-Zeit ein Gemeinschaftsgefühl geschaffen hat, könnte es auch als Gruppenarbeit in den Unterricht integriert werden.

Die Wertschätzung anderer, die Akzeptanz von Verschiedenartigkeit, also der Inklusionsgedanke sind ebenso Themen im Buch wie der Abnabelungsprozess zwischen Kindern und Eltern - der kleine Drache zieht erst mal in die Welt hinaus und lernt dort die Elfe kennen, mit der er dann alle möglichen Abenteuer erlebt. Dass es am Ende doch ein Happy End gibt, ist klar - und nicht nur für den kleinen Fabian eine Beruhigung, der irgendwann während des Vorlesens im Unterricht fragte: "Die Geschichte geht gut aus, oder? Ist im Moment so unheimlich."

Jetzt gilt es für alle Beteiligten, zu warten und zu hoffen. "Es wäre natürlich ganz großartig, einen Verlag zu finden, der das Buch veröffentlicht", sagt die Autorin, die schon eine Fortsetzung für "Fabsi und Trixi - Die geheimnisvolle Höhle" in Arbeit hat. Die spielt bei den "wilden Piraten". Außerdem hat Heidrun Lick zusammen mit einem Kollegen bereits zwei Songs zum Buch geschrieben. Einer davon trägt den Titel "Das perfekte Glück" - was es vermutlich für die beteiligten Kinder und Erwachsenen wäre, wenn ihr Buch veröffentlicht werden würde.

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