Immobilien im Landkreis Ebersberg:Kleiner Wohnen

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Der Anteil von Appartements mit einem oder zwei Zimmer steigt seit Jahren. Wer eine kleine Wohnung sucht, wird sich dennoch schwer tun.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Das Fehlen bezahlbarer Wohnungen ist auch im Landkreis Ebersberg ein großes Problem - das hier aber noch eine Besonderheit aufweist: Es gibt kaum kleine Wohnungen. Wie eine aktuelle Statistik zeigt, haben nur knapp ein Achtel aller im Landkreis verfügbaren Wohnungen weniger als drei Zimmer. Zum Vergleich: In der Region München machen die Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen ein gutes Viertel des Bestandes aus.

Dies geht aus aktuellen Daten des Statistischen Landesamtes hervor, welche der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München nun ausgewertet hat. Untersucht wurde der Zeitraum 2009 bis 2019. In diesen Jahren zeigte sich im Landkreis zwar ein Trend hin zu kleineren Wohnungen, deren Anteil steigt indes nur sehr langsam. Umgekehrt gibt es im Landkreis besonders viele große Wohneinheiten, hier unterscheidet die Statistik weder, ob es sich um ein Haus mit einer oder mit mehreren Wohnungen handelt, noch, ob das Objekt vermietet oder von den Eigentümern selbst bewohnt wird.

Im Jahr 2009 gab es im Landkreis gerade einmal einen Anteil von 2,4 Prozent bei den Ein-Raum-Wohnungen, der regionale Durchschnitt lag damals bei 6,1 Prozent. Sowohl im Landkreis als auch in der Region insgesamt wurden solche Wohnungen offenbar besonders eifrig im Jahr 2010 gebaut, bis 2011 stieg deren Anteil nämlich im Landkreis auf 2,9 und in der Region auf 8,4 Prozent.

Auch der Anteil der Zwei-Zimmer-Wohnungen ist 2011 deutlich gestiegen und seitdem nahezu gleich geblieben: 6,2 Prozent betrug deren Anteil im Landkreis in den Jahren 2009 und 2010, stieg dann im Folgejahr deutlich auf 8,6 Prozent und in den kommenden Jahren weiter leicht auf neun Prozent in den Jahren 2018 und 2019. Dies entspricht dem regionalen Trend, laut dem 2009 noch 9,9 Prozent der Wohnungen zwei Zimmer hatten, zehn im Jahr darauf und 14,6 ein weiteres Jahr später. Bis 2019 stieg der Anteil dann weiter auf 15 Prozent. Doch auch am entgegengesetzten Ende der Skala gab es einen Zuwachs: Der Anteil von Wohnungen - in dem Fall dürfte es sich wohl hauptsächlich um Häuser handeln - mit sieben und mehr Zimmern stieg zwischen 2009 und 2019 regionsweit von 8,1 auf neun, im Landkreis von 16,3 auf 17,1 Prozent.

Diesen Vorsprung gegenüber dem Durchschnitt im Großraum München hat der Landkreis Ebersberg auch bei anderen größeren Wohnungen und Häusern. Solche mit sechs Zimmern machten 2019 einen Anteil von 15,3 Prozent aus. Zwar ist das ein Rückgang um einen Prozentpunkt binnen zehn Jahren, im regionalen Schnitt hatten 2019 aber nur 8,6 Prozent der Wohnungen sechs Zimmer, 0,3 Prozentpunkte weniger als 2009. Am stärksten zurückgegangen ist im Landkreis der Anteil der Fünf-Zimmer-Wohnungen, von 20,7 auf 17,7 Prozent, dieser Trend zeigt sich auch regional, hier sank der Anteil von 16,2 auf 13,1 Prozent.

Bei den Vier-Zimmer-Wohnungen ist der Rückgang in Ebersberg weniger stark als in der Region insgesamt: 2009 fielen hier 22,6 Prozent aller Wohnungen in diese Kategorie, 21 waren es dann im Jahr 2019. Im Großraum insgesamt ging der Anteil dagegen um ganze 4,7 Punkte auf dann 22,1 Prozent zurück. Entgegen dem Trend hat sich im Landkreis der Anteil der Drei-Zimmer-Wohnungen erhöht, von 15,5 auf 16,9 Prozent, während er in der Region insgesamt leicht gesunken ist von 23,9 auf 23,7 Prozent.

Auch wenn der Anteil von Wohnungen mit weniger Zimmern in den vergangenen Jahren leicht zugenommen hat, ist die Wohnfläche pro Person ebenfalls gestiegen. So wohnte im Jahr 2009 noch jeder Ebersberger rein statistisch gesehen auf 41 Quadratmeter, 2019 waren es dagegen bereits 44. Auch diese Entwicklung folgt zwar dem regionalen Trend, ist im Landkreis Ebersberg indes ausgeprägter. Für den gesamten Großraum war ein Zuwachs von 40 auf 42 Quadratmeter zu verzeichnen.

Die etwas großzügigere Wohnfläche wird in Ebersberg indes statistisch von mehr Personen bewohnt: So leben im regionalen Durchschnitt zwei Leute in einer Wohnung, der Wert hat sich in zehn Jahren zwischen 2009 und 2019 nicht verändert. In Ebersberg ist er ebenfalls nahezu konstant geblieben, er schwankte im untersuchten Zeitraum aber immer um den Wert von 2,4 Personen pro Wohnung.

Das man durchaus im Zusammenhang mit den tendenziell größeren Wohnungen erklären kann: In den Regionsschnitt fließen eben auch die in Mümchen zahlreicheren Single-Haushalte mit ein - erkennbar am regionsweit insgesamt höheren Anteil kleinerer Wohnungen. Während in Ebersberg, wo knapp die Hälfte aller Wohneinheiten fünf und mehr Zimmer haben, vermutlich der Anteil an Familien im Verhältnis höher ausfällt.

Darauf deutet auch die Wohnfläche pro Gebäudetyp hin: In der gesamten Region gibt es 431 167 Quadratmeter Wohnfläche in Gebäuden mit einer Wohneinheit - also Einfamilienhäuser. Deutlich mehr, nämlich 661 795 Quadratmeter entfallen auf Häuser mit drei und mehr Wohnungen. Im Landkreis Ebersberg ist es genau umgekehrt: Hier entfallen 34 752 Quadratmeter auf das Einfamilien-, aber nur 18 764 auf das Mehrfamilienhaus. Prozentual hat ersteres in den zehn Jahren bis 2019 sogar gewonnen, die Wohnfläche stieg um 6906 Quadratmeter oder 24,8 Prozent. Bei Mehrfamilienhäuser betrug der Anstieg dagegen nur 3544 Quadratmeter oder 23,2 Prozent. Es dürfte also noch etwas dauern mit den kleinen günstigen Wohnungen.

© SZ vom 12.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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