Immobil am S-Bahnhof:Fahrstuhl abwärts

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Die Aufzüge am Bahnhof in Markt Schwaben fahren nur nach unten. Ein Fahrstuhl hinauf zu den Gleisen lohne sich nicht. Die Behindertenbeauftragte ruft zu Protesten auf.

Karin Kampwerth

Immer schlechterer Service, immer unpünktlichere Züge - den Abwärtstrend bei der Bahn spüren Pendler im Landkreis seit langem. Wie halbherzig das Unternehmen an seiner Kundschaft interessiert ist, offenbart sich nun auch beim behindertengerechten Ausbau des Markt Schwabener Bahnhofes. Das Unternehmen baut zwar seit vergangenem Jahr auf der Enzensberger Straße und auf der Bahnhofstraße Aufzüge ein. Die aber führen nur nach unten in den Tunnel unterhalb der Gleise. Wer dann den Bahnsteig erreichen will, muss weiterhin Treppen benutzen.

Die Fahrstühle fahren nur hinunter in die Unterführung. Auf die Gleise kommt man weiterhin nur über Treppen. (Foto: Renate Schmidt)

Menschen, die sich mit dem Laufen schwer tun oder auf den Rollstuhl angewiesen und Eltern mit Kinderwagen sind weiterhin auf Hilfe angewiesen. Der eine oder andere mag angesichts dieser Geschichte schmunzeln, sie könnte sich auch in einem Kapitel des Schwankromans rund um das Städtchen Schilda wiederfinden. Ursula Frey, die Behindertenbeauftragte des Landkreises, kann darüber aber gar nicht lachen. Sie ruft für Freitag, 23. September, zu einer Protestaktion am Markt Schwabener Bahnhof auf. Beginn ist um 10.30 Uhr am Ausgang des Bahnhofes in Richtung Ortsmitte.

Frey appelliert auch an Politiker, den Protest zu unterstützen. Schließlich forderten diese seit langem den viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke von München nach Mühldorf, mit dem der vollständige barrierefreie Ausbau realisiert werden sollte. Das hatte die Bahn zumindest versprochen. Mit den neuen Gleisen müsste der Markt Schwabener Bahnsteig verlegt werden. Aufzüge zu dem alten Bahnsteig zu installieren, sei insofern rausgeworfenes Geld. Nun scheint der Zug für den Streckenausbau - und damit auch für Aufzüge nach oben - erstmal wieder abgefahren zu sein. Die Markt Schwabener Zustände will Frey nicht länger akzeptieren. "Niemand weiß, wann und wie es weitergeht", ärgert sie sich über die Informationspolitik der Bahn. Den Aufzügen in die Unterführung müssten in absehbarer Zeit auch Aufzüge zu den Gleisen folgen, damit endlich alle die Züge selbständig erreichen können.

Mit ihrer Aktion ist Ursula Frey nicht alleine. Der 23. September ist ein landesweiter Bahn-Protest-Tag des VKIB, einem Zusammenschluss von Behindertenbeauftragten und Behindertenbeiräten. "In vielen Landkreisen und Städten bringen Menschen mit Behinderung ihre Probleme mit der Bahn an die Öffentlichkeit, denn intensive Gespräche des VKIB führten bisher leider nicht viel weiter", so Frey.

Dass es bei der Bahn nicht nur Kommunikationsprobleme gibt, wenn es um die Durchsage von Verspätungen geht, hat auch Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) schon bemerken müssen. Am Dienstag kritisierte er, dass es ihm noch nicht gelungen sei, Vertreter der Bahn zu einem Gespräch zu bewegen. Hohmann will sich deshalb Hilfe holen. Beim Stammtisch des SPD-Ortsvereins im Oktober wird der Ebersberger SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer, der sich in Berlin für den Bahnausbau stark macht, Rede und Antwort stehen.

© SZ vom 15.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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