Im neuen Ebersberger Wohngebiet:Eine Heizung für alle

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Die geplante Siedlung Friedenseiche VIII bekommt ein Nahwärmenetz. Dieses wird mit Holzpellets beheizt und soll bei Bedarf mit der Siedlung mitwachsen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Gut vernetzt werden die Bewohner des Baugebiets Friedenseiche VIII sein - dort soll nämlich ein Nahwärmenetz gebaut werden. Damit soll zum einen der Nachhaltigkeit Rechnung getragen werden, zum anderen passt es auch ins Konzept des Projekts, das ja bezahlbare Häuser zum Ziel hat. Dazu sollen auch bezahlbare Energiepreise gehören.

Wie dies konkret aussehen soll, stellte Dominik Pfeifer von der Firma GP Joule nun im Technischen Ausschuss des Stadtrates vor. Das neue Baugebiet im Nordwesten soll nach derzeitiger Planung einmal aus 24 Reihenhäusern bestehen und aus neun sogenannten Kettenhäusern, die nicht direkt miteinander sondern durch dazwischenliegende Garagen verbunden sind. Des weiteren sollen etwa 40 Wohnungen in sechs Mehrfamilienhäusern entstehen. In einem davon ließe sich gut die Heizzentrale für das gesamte Areal einrichten, so der Experte.

Entscheidend für die Frage, was die Bewohner am Ende für ihre Heizwärme zahlen müssen, ist die Art der Anlage. Vier Varianten wurden dabei untersucht: Ein zentraler Kessel, der mit Pellets befeuert wird, ein Blockheizkraftwerk (BHKW), das neben Wärme auch Strom erzeugt und zwei Varianten von Wärmetauschsystemen, ein zentrales und ein dezentrales. Kriterien waren zum einen die Kosten, errechnet aus Bau- und Betriebskosten, zum anderen die Ökobilanz. Hierbei schneidet die zentrale Pelletheizung am besten ab, würden alle Gebäude im Baugebiet damit beheizt, entspreche dies einer Einsparung von 247 Tonnen Kohlendioxid im Vergleich zum durchschnittlichen Energiemix beim Heizen. Mit deutlichem Abstand zweiter wurde der zentrale Wärmetauscher mit 96 Tonnen, gefolgt vom BHKW mit 64 Tonnen und am wenigsten CO₂ spart man mit dezentralen Wärmetauschern, da diese relativ viel Strom verbrauchen.

Auch ökonomisch liegt der Pelletkessel vorne, wenn auch nur knapp. Hier errechnet sich ein Endpreis von 15,2 Cent pro Kilowattstunde, was pro Jahr und Haushalt etwa 3500 Euro ausmacht. Knapp dahinter folgt das BHKW mit 15,8 Cent. Was aber dem derzeit niedrigen Preis für Erdgas und dem noch vergleichsweise hohen Erlös für ins Netz eingespeistem Strom geschuldet sei, so Pfeifer. Ersterer dürfte in Zukunft steigen, letzterer wohl bald fallen, so dass in einigen Jahren die Kosten für den Betrieb des BHKW deutlich anziehen würden. Sehr viel teurer sind die Preise bei den beiden Wärmetauscherkonzepten, 19 Cent für die dezentralen Anlagen, 20,8 bei der zentralen Versorgung.

Empfohlen wurde daher, ein Nahwärmenetz - das sich bei einer Erweiterung des Baugebietes ebenfalls problemlos erweitern lasse - mit einem Pelletkessel zu bauen. Im Ausschuss gab es dazu viel Zustimmung. "Es ist ja ein soziales Modell, das wir verwirklichen wollen", sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), "da soll auch die Energie bezahlbar bleiben." Was aber nur passiere, wenn sich möglichst alle Bewohner ans Nahwärmenetz anschließen lassen, gab Martin Schechner (CSU) zu bedenken und fragte, wie das gelingen könnte. Einen Anschluss-Zwang wolle man auf keinen Fall, so Pfeifer, aber man könne die Anschlüsse einfach mit den Grundstücken beziehungsweise Häusern zusammen verkaufen. Das mache sich im Verhältnis zum Gesamtpreis kaum bemerkbar, sei aber ein starker Anreiz, das Angebot dann auch zu nutzen. Zudem seien die geplanten Häuser ja nicht sehr groß, da seien sicher viele froh, den Keller nicht mit Heizkesseln vollstellen zu müssen.

"Diese Einzelanlagen sind auch anachronistisch", fand Elisabeth Platzer (SPD), gerade in so einem Gebiet "kann man heutzutage fast nichts anderes machen" als ein Nahwärmenetz. Und vielleicht auch anderswo, meinte Philipp Goldner (Grüne). Er lobte das vorgestellte Nahwärmekonzept: "Das ist wirtschaftlich und ökologisch - man könnte es in anderen Stadtteilen nachziehen."

Betrieben werden soll das Netz von der Firma GP Joule, diese würde mit 45 Prozent einsteigen, der Rest wäre im Besitz der Stadt. Ebenfalls Teil des Energiekonzepts, das ohne Gegenstimmen angenommen wurde, sind Solaranlagen auf den Hausdächern sowie eine Mobilitätsstation. Dort könnten etwa Carsharing-Autos und Fahrräder ausgeliehen sowie E-Bikes und Elektroautos geladen werden. Wie das konkret aussehen könnte, muss laut Klimaschutzmanager Christian Siebel allerdings noch im Detail ausgearbeitet werden.

© SZ vom 07.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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