Klimawandel:Natürlich kühl

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Die Ebersberger scheinen entspannt mit der Hitze umzugehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Laut einer amtlichen Umfrage versuchen immer mehr bayerische Kommunen, ihre Orte an die steigende Hitze anzupassen. Den Ebersberger Landkreis allerdings scheint dieser Trend noch nicht erreicht zu haben.

Von Ulli Kuhn, Ebersberg

Jedes Jahr ein neuer Hitzerekord, das Grundwasser sinkt, die Menschen schwitzen. Immer mehr Gemeinden im Freistaat sehen sich deshalb gezwungen, der Hitze entgegenzuwirken, das geht aus einer Pressemitteilung des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hervor: Laut einer Umfrage des Amtes befasst sich bereits jede vierte Kommune mit Aktivitäten zur Hitzeanpassung. Das heißt, die Gemeinden versuchen Kaltluftschneisen durch ihre Ortschaften zu ziehen, mehr Grünflächen zu schaffen oder Trinkbrunnen für die Bürger zu errichten, um das Land und die Menschen in heißen Sommern herunter zu kühlen. Im Landkreis Ebersberg steht das Thema bisher allerdings noch nicht weit oben auf der Prioritätenliste.

Zum Beispiel in der Kreisstadt. Deren Bauamtsleiter Christian Stöhr sagt: "Dadurch, dass wir um uns herum sehr viel Forst und viele Seen haben, gibt es genügend Kaltluftzufuhr und auch Abkühlungsmöglichkeiten für die Bürger." Daher sehe man im Rathaus Ebersberg keinen großen Bedarf für weitere Maßnahmen - zumal die Stadt das Thema Hitzevermeidung bereits seit Jahren in ihrer Bauplanung beachte. "Wir verhindern Baumfällungen, achten bei Bebauung auf den Erhalt von Kaltluftschneisen sowie genügend Grün- und Schattenflächen", sagt Stöhr. Darauf würde man schon seit Jahren Wert legen, also nicht unbedingt erst aufgrund des aktuellen Temperaturanstiegs.

Grafings Bürgermeister wünscht sich Fördergelder

Auch die Stadt Grafing achtet laut Bürgermeister Christian Bauer bei der Bebauung auf Kaltluftschneisen. "Außerdem überlegen wir, einen Trinkbrunnen zu bauen", sagt er. Für größere Projekte zur Hitzeanpassung würde er sich Förderungen wünschen. "Unsere finanziellen, aber auch personellen Ressourcen sind natürlich beschränkt", so Bauer. Generell sehe man in Grafing indes keinen dringenden Handlungsbedarf in Sachen Hitzeanpassung: "Von den Bürgern haben wir hier im Rathaus jedenfalls noch keine Bitten in die Richtung gehört", sagt der Bürgermeister.

Damit liegt Grafing ganz im Ebersberger Trend: Eigentlich alle größeren Gemeinden gaben der SZ gegenüber an, dass Hitzeanpassung nicht wirklich ein Thema für sie sei. Weder in Zorneding, Kirchseeon noch in einer anderen Kommune scheint es einen spürbaren Bedarf an Aktivitäten zur Hitzeanpassung zu geben.

Die Zahl der interessierten Kommunen wächst - auch weiterhin?

Die Erkenntnisse des LGL lassen jedoch vermuten, dass sich das in Zukunft ändern könnte: In einer Umfrage 2022 gaben lediglich drei Prozent der Kommunen an, bereits Maßnahmen gegen die Hitze zu ergreifen. In der diesjährigen Umfrage waren es bereits 25 Prozent. Ob dieser Wert im nächsten Jahr weiter steigt, bleibt indes abzuwarten.

Die Leiterin des Ebersberger Gesundheitsamtes, Annette Dame, sagt, dass das Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit interessierten Kommunen umfangreiche Unterstützung biete. Zum Beispiel mit einer Toolbox, die es den Gemeinden erleichtern soll, ihren eigenen, auf individuelle Strukturen, Bedürfnisse und Mittel angepassten Hitzeaktionsplan zu erstellen. Dazu werden konkrete Maßnahmen beschrieben, weiterführende Informationen und Materialien bereitgestellt sowie Best-Practice-Beispiele als Inspiration vorgestellt. Diese Toolbox, weitere Infos zu den Handlungsempfehlungen sowie Umsetzungsbeispiele deutscher Kommunen sind auf der Homepage des Landesamtes für Lebensmittelsicherheit zu finden.

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