Mitten in Ebersberg:Kraftlos im Getränkemarkt

"Man soll ja viel trinken", so beginnt momentan fast jeder Smalltalk. Bloß manchmal sollte man sich den Satz vielleicht lieber sparen.

Glosse von Barbara Mooser

Na gut, der Asphalt auf den Ebersberger Straßen scheint noch nicht flüssig zu sein, zumindest pappt am Mittwoch auf dem Weg ins Landratsamt und zum Wochenmarkt niemand irgendwo fest. Doch man muss schon sagen, auch in der Kreisstadt ist es inzwischen ganz schön heiß. Das Thermometer im Büro nähert sich der 30-Grad-Grenze, fast schrecken die Temperaturen davor ab, durch die Sonne zu schlappen und sich bei der Eisdiele um die Ecke eine Portion Spaghettieis zum Mitnehmen zu holen. Fast.

Der Weg zum Getränkemarkt hingegen ist kürzer und notwendiger. Eine kalte Cola könnte eventuell helfen, den Arbeitsnachmittag doch noch zu überstehen und beim abendlichen Biergartenbesuch nicht einzuschlafen. Man schleicht durch die Gänge, nebenan ruckelt der arme Mensch, der an diesem Nachmittag Herr über den Ebersberger Getränkevorrat ist, Bierkästen zurecht und läuft für Sonderwünsche von Kunden extra ins Lager.

Dann sprintet er zurück zur Kasse, um die Cola abzukassieren, lehnt sich völlig geschafft über den Tisch und schnauft erst einmal durch. "Ein bisschen heiß, was?", versucht man eine Konversation, doch zum Smalltalk reichen die Kräfte bei dem armen Mann nicht mehr, nur ein erschöpftes Lächeln ist noch drin. Deshalb spart man sich auch einen Satz, den man ansonsten momentan bei jeder Gelegenheit anbringen kann: "Man soll ja viel trinken..."

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