Kultur in Ebersberg:Sprechstunde bei Hans Klaffl

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Meist steht Hans Klaffl allein auf der Bühne - hier 2018 im Alten Kino. Künftig wird er sich für eine neue Veranstaltungsreihe aber immer wieder mal Gäste einladen, neben Prominenten und Kabarettkollegen sollen das auch lokale Größen sein. (Foto: Christian Endt)

Der Kabarettist lädt bei einer neuen Reihe Gäste ins Alte Kino ein. Zum Auftakt kommt am 5. November Freund und Kollege Josef Brustmann.

Interview von Michaela Pelz, Ebersberg

Nach den vier Programmen, mit denen der frühere Musiklehrer Hans Klaffl seit 2004 regelmäßig für ausverkaufte Säle sorgt, hat sich der Ebersberger neu erfunden. Für "Hans Klaffl und Gast: Gut, dass wir darüber gesprochen haben!" lässt er im Rahmen einer hybriden Veranstaltung "interessante Menschen" auf der Couch des Alten Kinos Platz nehmen. Den Auftakt macht an diesem Freitag Josef Brustmann, Freund und Mehrfachkollege.

SZ: Herr Klaffl, wie kam es zum neuen Format? War Ihnen auf Dauer zu fad alleine auf der Bühne?

Der Anstoß kam von Markus Bachmeier - der muss immer was Neues ausprobieren. Da war ich selbstverständlich gern dabei. Das ist aber zusätzlich zu dem, was ich eh schon dauernd mache und auch weiterhin mache. Es ist alles ein bisschen ein Experiment und gerade das gefällt mir: Dass man nicht weiß, was dabei rauskommt. So wie in der Schule (lacht).

Mit Livestreams haben Sie aber auch schon während der Pandemie Erfahrung gesammelt.

Ja, mehrmals - nicht nur im Alten Kino, auch zum Beispiel in Stuttgart.

Manche Künstler mögen die digitale Form ja gar nicht ...

Ich finde, wir können es uns nicht leisten, Berührungsängste zu haben, ganz einfach, weil das die Zukunft ist: Wir müssen auf alle möglichen Situationen reagieren. Der Stream ist in meinen Augen eine Bereicherung. Zum Beispiel wenn jemand keinen Babysitter hat oder krank auf dem Sofa liegt. Von daher: Das Format wird uns sicher weiterhin erhalten bleiben.

Probleme sehen Sie gar keine?

Wenn zusätzlich Publikum im Saal ist, nicht. Ohne Publikum schon. Da gibt es Dinge, die einem vorher gar nicht bewusst waren: Wenn niemand klatscht oder lacht, hat man keine Verschnaufpause, die Luft geht einem aus. Das Timing stimmt nicht mehr. An so etwas hätte ich vorher nie gedacht. Ansonsten ist das Format natürlich auch eine Art Gratwanderung - es besteht das Risiko, dass sich beim Publikum eine gewisse Bequemlichkeit durchsetzt, dass man halt lieber zuhause bleibt. Das müssen wir aber riskieren.

Die Zeit der Pandemie war für Veranstalter generell eine sehr schwierige - Sie haben auch Benefizveranstaltungen für den Verein "Altes Kino" gespielt. Was bedeutet Ihnen das Team um Markus Bachmeier?

Das ist wie eine Familie. Die hängen alle beieinander und ertragen Freud und Leid zusammen. So etwas habe ich in kaum einem anderen Theater erlebt, das gibt es in dieser Form nirgends. Man fühlt sich zugehörig, und wenn es da brennt, dann muss man natürlich helfen. Ich mache generell hie und da Benefizveranstaltungen, wenn es mir sinnvoll erscheint, aber dort doppelt gern.

Lassen Sie uns über die Inhalte des neuen Formats sprechen - mit Josef Brustmann wollen Sie "reden und Musik machen".

Wir kennen uns seit 1982, da wurden wir Kollegen. Wir haben ziemlich viel miteinander erlebt. Auch als er versetzt wurde, ist der Kontakt nie abgebrochen. Wir blieben befreundet und haben gemeinsame Freunde wie Jörg Maurer.

Der ja auch Musikkabarettist ist und am gleichen Gymnasium unterrichtet hat - ein offenbar sehr fruchtbares Pflaster ...

Richtig, das war eine sehr schöne Zeit, in der wir auch zu dritt einiges auf die Beine gestellt haben. Leider ging der Schulleiter dann in Pension und sein Nachfolger hatte für Theater und Schülerkabarett nichts übrig.

Josef Brustmann gehörte lange Jahre zum "Bairisch-Diatonischen Jodelwahnsinn" sowie zur "Monaco Bagage" ...

...und zum selben Zeitpunkt, als er umstieg auf Solokabarett, habe ich auch gerade angefangen. Von daher gibt es eine gewisse parallele Entwicklung. Ansonsten ist er ja ein ziemlicher Allrounder: Er schreibt Gedichte und Filmdrehbücher, hat auch schon in Filmen mitgewirkt, vor allem aber spielt er alles, was Töne von sich geben kann.

Dann ist das musikalische Element am kommenden Freitag ja auf jeden Fall gesichert. Wo wird der Schwerpunkt bei zukünftigen Gästen sein?

Wenn wir, wie geplant, in loser Folge weitermachen, möchte ich gern auch lokale Größen mit hineinbringen. Leute, die etwas zu sagen haben - nicht nur die üblichen Verdächtigen, auch jemand, der als Person nicht so bekannt ist, aber eine interessante Geschichte zu erzählen hat. Sowie natürlich immer mal wieder Prominente und Kabarettkollegen. Das ist alles noch nicht festgelegt.

Sind Sie aufgeregt?

Das nicht, ich freue mich. Aber es ist für mich auch etwas ganz Neues, in den letzten Jahren war ich ja immer auf der anderen Seite, seit der Schule habe ich niemandem mehr Fragen gestellt. Und da waren es andere Fragen (lacht).

Letzte Frage: Wie toll fand Lehrer Klaffl Elternsprechtage auf einer Skala von eins bis zehn?

(lacht und überlegt) Das kommt drauf an. Anfangs hieß es immer: Zum Musiklehrer kommt niemand. Doch bei mir waren schon bei den ersten Sprechtagen 40 bis 50 Leute da. Alle wunderten sich, es lag aber daran, was die Kinder erzählt haben von diesem seltsamen neuen Musiklehrer. Ich hatte sehr lange Haare und einen langen Bart, habe ausgeschaut wie Catweazle, was eine Zeitlang auch mein Spitzname an der Schule war. Insgesamt fand ich Elternsprechtage aber doch sehr gut, weil man dann auch etwas erfährt über die Hintergründe der Kinder und warum sie sich auf bestimmte Weise verhalten. Leider kamen aber immer die zu wenig, die es gebraucht hätten... Von daher würde ich auf der Bewertungsskala eins bis zehn sagen: Eins bis zehn. Je nachdem, wer da war.

Weitere Infos und Tickets: https://kultur-in-ebersberg.de/programm/livestream-josef-brustmann/

© SZ vom 04.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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