Teurer Oldtimer:Hallenbad Markt Schwaben: Komplettsanierung oder Abriss?

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Aus der Zeit gefallen - und bald verfallen? Das Markt Schwabener Hallenbad muss immer wieder für längere Zeiträume für Reparaturen gesperrt werden. Über Jahrzehnte hat die Gemeinde dafür immer wieder Geld investiert. (Foto: Christian Endt)

Die Instandhaltung der 40 Jahre alten Schwimmhalle wird immer teurer. Im Gemeinderat wird deutlich, dass eine Entscheidung ansteht. Es gibt fünf Optionen.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Der Gebäudemanager Michael Smycka war sichtlich um sachte Worte bemüht, denn seine Botschaft hatte Sprengstoff: Eine Rücksprache mit einem durchaus vertrauenswürdigen Ingenieurbüro habe ergeben, so Smycka, dass ein Hallenbad nach 30 Jahren saniert werden sollte. Nach Smyckas Referat im Rathaussaal rechnete der Gemeinderat schnell aus, dass Markt Schwabens Hallenbad da mittlerweile knapp zehn Jahre darüber liegt. Und so überbrachte Smycka - seit 2015 bei der Gemeinde - eine weitere Kunde, die aus dem Gespräch mit den Ingenieuren hervorging: Wer ein Hallenbad in solchen Fällen vor dem Verfall bewahren will, muss irgendwann eine Entscheidung fällen: Zum Beispiel eine Entkernung samt Komplettsanierung. Oder Abriss und Neubau.

Markt Schwabens Hallenbad erreicht kommendes Jahr ein hohes Alter für eine Anlage, die im Jahr 1980 gebaut worden ist. Das sieht man daran, dass es an allen Ecken beißt und zwickt. In den vergangenen Jahren musste die Anlage immer wieder monatelang gesperrt werden, damit die Gemeinde - Eigentümer und Betreiber - die Schäden beheben konnte. Wie viel genau aus der Markt Schwabener Gemeindekasse über die Jahrzehnte an Geld in die Instandhaltung des Hallenbads geflossen ist, lässt sich nur erahnen.

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Smycka, bei der Gemeinde Sachbearbeiter für Gebäudemanagement, berichtete in der Gemeinderatssitzung vom jüngsten Defekt - eine abgebrochene Filterdüse, die dazu führte, dass der teure Filter komplett ausgetauscht werden musste. Demnächst stehe auch eine Dacherneuerung an, zudem erklärte er, dass es Moosbildungen gebe, bei denen man auf Dauer Gefahr laufe, dass Feuchtigkeit ins Gebäude dringt - was selbst in einer Schwimmhalle vermieden werden sollte. Am Ende erwähnte Smycka noch eine weitere Option, die er allerdings nicht empfahl: "Wir können es auch machen wie mit einem Oldtimer", sagte er. Also wie mit einem Liebhaberstück, das man durch stetige Investitionen und Reparaturen Jahr für Jahr in seiner Ursprungsform erhält. Eigentümer von Oldtimerautos haben sehr oft sehr viel Geld übrig.

Haben die Schüler und Vereine künftig noch ein Hallenbad - oder nicht mehr?

Markt Schwaben hat keine Oldtimerautos, sondern eine alte Schwimmanlage. Wobei das Hallenbad in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend zunächst nur am Rande Thema war. Das Gremium behandelte eigentlich einen Bürgerversammlungs-Antrag von Wolfgang Eiba, einem regelmäßigen Sitzungsbesucher aus Markt Schwaben. Sein Antrag: Mehrere kommunale Gebäude, darunter auch das Hallenbad, sollen an die Markt Schwabener Fernwärme-Quelle angeschlossen werden. Dieser Antrag ging so jedoch nicht durch. Der Gemeinderat einigte sich hingegen darauf, die Möglichkeit für Fernwärme für sämtliche gemeindlichen Liegenschaften zu prüfen - darunter eben auch für das Hallenbad.

In der Debatte ging es nur kurz um die Fernwärme, vielmehr regte die Zukunft des Schwimmbads trotz später Stunde zu Wortmeldungen an. Abreißen und neu bauen? CSU-Gemeinderat Georg Holley stellte die Frage in den Raum, warum die Gemeinde dann in den vergangenen Jahren "so viel investiert" habe. "Für was haben wir denn das ganze Geld in das Hallenbad hineingesteckt", fragte Holley, ohne eine befriedigende Antwort zu erhalten. Sascha Hertel von der Wählergruppe Zukunft Markt Schwaben kam zu dieser Einschätzung: "Wir müssen uns Gedanken machen über die Nachnutzung der Schule und des Hallenbads" (gemeinsames Gebäude, Anmerkung d. Red.) - also eine Entscheidung in der Frage, so Hertel, "wo wollen wir hin." Daraufhin sagte der Sachbearbeiter Michael Smycka Richtung Hertel gewandt: "Sie sprechen uns aus der Seele."

Im Prinzip hat Markt Schwaben nun fünf Optionen: Verfall, Komplettsanierung und Entkernung (es bliebe wohl nur ein Skelett des Hallenbads übrig), Abriss und Neubau, Abriss - ohne Neubau, oder ein Weiterbetrieb des teuren Oldtimers. Problem an den attraktiven Varianten dürfte sein, dass die Gemeinde zu den ärmsten Oberbayerns zählt und mit dem bevorstehenden Neubau der Grund- und Mittelschule ein gut 70 Millionen teures Projekt ansteht. Letztlich geht es bei all dem um eine Grundfrage: Haben Markt Schwabens Schüler, Vereine und Privatgäste künftig noch ein Hallenbad - oder nicht mehr?

© SZ vom 19.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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