Zwischen Grafing und Tegernau:Kunst in ländlicher Idylle

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In Hagenberg zwischen Grafing und Tegernau dreht sich am Wochenende alles um die Kunst. (Foto: Christian Endt)

Auf einem Hof in Hagenberg gibt es gleich mehrere Ateliers, die am Wochenende wieder alle ihre Türen öffnen. Zu entdecken gibt es hauptsächlich Malerei, aber auch Papierarbeiten, Objekte und Skulpturen.

Von Anja Blum, Frauenneuharting

Einmal tief durchatmen und sich zugleich inspirieren lassen - das kann man am Wochenende in Frauenneuharting. Dort nämlich, im wunderschön gelegenen Hagenberg, hat Josef "Beppo" Köstler sein Gehöft in ein Refugium der Bildenden Kunst verwandelt, indem er diverse Ateliers eingerichtet hat. Deren Inhaber sowie einige Gäste laden nun wieder alle Interessierten ein, vorbeizukommen. "Wir hoffen auf rege Gespräche und schönes Herbstwetter", sagt eine der beteiligten Künstlerinnen, Ingrid Wieser-Kil. Gezeigt wird hauptsächlich Malerei, aber auch Papierarbeiten, Objektkunst und Skulpturen sind zu sehen.

Insgesamt stellen diesmal acht Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten vor, aber nicht nur in Hagenberg, sondern auch in unmittelbarer Nachbarschaft: Zum ersten Mal gibt es auch eine Außenstelle, denn Susanne Weyand und Peter Dubina haben sich dem Künstlernetzwerk mit ihrem Atelier in Jakobneuharting angeschlossen. Die beiden stellen seit 2017 gemeinsam aus, im Zentrum ihres vielschichtigen Schaffens steht die Komplexität des Menschseins. Weyand ist im Landkreis bekannt für ihre unangepasste Objektkunst, Dubina wechselt je nach Bedarf zwischen Malerei, Zeichnung und Fotografie. Beiden gemein ist das Bestreben, weitreichende Gedankenspiele anzustoßen.

Außenstelle in Jakobneuharting: Susanne Weyand und Peter Dubina haben sich dem Hagenberger Künstlernetzwerk angeschlossen. (Foto: Peter Kees)

In Hagenberg wiederum präsentieren sich Ruth Effern, Angelika Sieber, Ingrid Wieser-Kil, Birgit Jung, Javier Alvarez und Josef Köstler selbst. Der Gastgeber bezeichnet sich als "immer noch in Ausbildung". Er arbeitet leidenschaftlich gerne mit dem Pinsel, malt meist großformatig und sehr narrativ, seine Bilder wollen Geschichten erzählen. Doch eine künstlerische Ausbildung hat Köstler nie absolviert, weswegen ihm der Austausch mit Gleichgesinnten so am Herzen liegt: Er, der Laie, könne von den Profis auf seinem Hof nur profitieren, an ihrer Kritik dürfe er als Maler wachsen.

Deswegen begann Köstler vor ein paar Jahren schon, auf seinem Gehöft zwischen Grafing und Tegernau mehr Platz fürs Malen zu schaffen, baute Scheune und Speicher Schritt für Schritt in Eigenregie aus. Nicht perfekt-geleckt, sondern mit dem Blick und der Energie des zupackenden Malers und Gärtners. Viel Licht von oben, freie Flächen, Stauraum für Leinwände und eine freundlich-offene Atmosphäre lassen nun die Künstlerherzen höher schlagen. Das erste Mal in Hagenberg mit dabei ist Javier Alvarez. Er interessiert sich für organisch-abstrakte Formen, die er in Holz oder Stein umsetzt. Auch fein geschwungene Möbelstücke fertigt der Bildhauer an. Er lebt und arbeitet in Rosenheim.

Ruth Effer, Josef Köstler und Javier Alvarez vor einer Skulptur des letzteren. (Foto: Veranstalter)

In einem intuitiven Prozess immer neue Landschaften und Bildgeschichten zu erfinden - das ist das Metier von Wieser-Kil aus Aßling. Sie zieht ihre Inspiration dabei vor allem aus der Farbe, weswegen ihre großformatigen Gemälde zwischen Abstraktion und rätselhafter Gegenständlichkeit gleichsam zu schweben scheinen. So wollen sie den Betrachter zu eigenen Deutungen inspirieren.

Ruth Effern aus Taufkirchen wiederum sagt, dass sie ihre wichtigste Inspiration in der Natur finde - insofern ist die Idylle von Hagenberg vermutlich der optimale Ort für ihr Schaffen. Die Lehrbeauftragte an der Kunstakademie in München ist bekannt für ihre sensiblen Kompositionen aus Farbe, Papier und Zeichnung. Dazu klebt sie unzählige zarte Papierschichten übereinander und bemalt sie anschließend.

Bei Angelika Sieger dreht sich alles um Farbe. (Foto: Christian Endt)

Auch Angelika Siegers Kunst findet ihre Motive in der Natur, sie übertrage "Gesehenes und Empfundenes in Malerei", so die Künstlerin. Ursprünglich aus München stammend, arbeitet sie mittlerweile nicht nur in Hagenberg, sondern lebt auch dort. In ihrem Atelier gibt Sieger Malunterricht. Bei der Bildfindung im Vordergrund stünden die Farben, zwischen denen sie "maximale Spannung erzeugen" wolle, so Sieger. Kein Wunder, dass ihre Gemälde vor allem mit eine ungemein nuancenreichen Palette begeistern.

Birgit Jung wiederum hat sich ganz dezidiert dem Thema Erde verschrieben, der Erde, "die uns trägt, berührt in ihrer Farbigkeit, in ihrer Tiefe und in ihrem Wandel, im Werden und Vergehen". Die Künstlerin aus Wasserburg arbeitet gerne monochrom, erschafft körnig strukturierte, meist wolkig-erdige Farbflächen, in denen sich der Geist im Nu verlieren kann.

Offene Ateliers in Hagenberg und Jakobneuharting (Hauptstraße 19): am Samstag und Sonntag, 14./15. Oktober, jeweils von 12 bis 17 Uhr. Es gibt Kaffee, Kuchen und Gegrilltes.

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