Kunstdruck:Grafinger Schüler stellen Holzschnitte in der Ebersberger SZ aus

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Felix Gentsch, Jonas Broß und Theresa Tikovsky (von links). (Foto: Christian Endt)

Das P-Seminar "Druckwerkstatt" des Grafinger Gymnasiums zeigt seine erstaunlichen Ergebnisse in der Galerie der Süddeutschen Zeitung. Gestartet wird mit einer Vernissage.

Von Anja Blum

Würde man versuchen, Gymnasiasten nach der Wahl ihres P-Seminars in verschiedene Typen einzuteilen, würden diese wohl in der Kategorie "risikofreudige Individualisten" landen. Das klingt erstmal nach Funsport - doch es geht um Kunst, die ja auch ein Abenteuer sein kann.

"In der Schule gibt es so viele Vorgaben, da ist es sehr schön, wenn es mal freier zugeht", sagt der 19-jährige Jonas Broß aus Grafing. Er hat sich für die "Druckwerkstatt" des Grafinger Gymnasiums entschieden, genauso wie zwölf weitere Schülerinnen und Schüler - Rebekka Bauernschmitt, Marlene Bülow, Carina Gaßner, Felix Maximilian Gentsch, Lara Görres, Larissa Heindl, Daniel Christof Höpler, Mara Menger, Merle Sänger, Cakra Tarmizi, Luisa Terkowsky und Theresa Tikovsky - obwohl die meisten vermutlich nicht so genau wussten, was da auf sie zukommen würde. Schließlich ist ein Holzschnitt eine nicht gerade eben alltägliche Technik. Umso erstaunlicher sind die Ergebnisse der Druckwerkstatt, wie nun eine Ausstellung in der Ebersberger SZ-Galerie beweist. Am Donnerstag, 19. Dezember, um 18.30 Uhr sind alle Interessierten eingeladen, sich auf der Vernissage davon zu überzeugen.

"Farbfeuerwerk" haben die Schülerinnen und Schüler ihre Ausstellung betitelt - und das ist keine Übertreibung. Obwohl die Drucktechnik per se freilich viel weniger Freiheiten lässt in der Farbgestaltung als die Malerei, ist es ein fröhlich-buntes Panoptikum, das den Besucher der Galerie erwartet. Die Gymnasiasten spielen frech auf der Klaviatur des Farbkastens, beweisen dabei Mut zu Leuchtkraft und Kontrasten. Zu sehen sind hauptsächlich Landschaften und Porträts, es überwiegen aufgrund der Drucktechnik einfache Formen - doch allen Bildern gelingt es, innere Stimmungen zu transportieren.

Lehrerin Christine Lindenmüller hilft ihren Schülern. (Foto: Christian Endt)

Angeleitet wurden die Schüler von den Lehrern Rainer Lutz und Christine Lindenmüller, die das P-Seminar "Druckwerkstatt" am Grafinger Gymnasium einst ins Leben rief. Dies ist bereits die dritte Ausgabe. "Den Schülern gefällt es einfach, handwerklich zu arbeiten und ihren eigenen Ausdruck zu finden. Und die Ergebnisse sind am Ende immer ein sehr schöner Erfolg", sagt sie. Beim Holzschnitt wird in einen hölzernen Druckstock ein Motiv hineingeschnitzt, mit Schneidemessern werden die nicht druckenden Teile entfernt, die erhabenen Teile danach eingefärbt und mittels einer Presse abgedruckt. In mehreren Durchgängen - immer von Hell nach Dunkel - entstehen so mehrschichtige, bunte Grafiken. Gerade die Unberechenbarkeit des Farbauftrags, mal ist er dicker, mal etwas lückenhaft, sorgt dabei für den ganz besonderen Charme des Zufälligen und Unperfekten.

Die Ausstellung des P-Seminars "Druckwerkstatt" ist in der Galerie der Ebersberger SZ zu sehen. (Foto: Christian Endt)

"Es ist schon toll, jetzt Teil einer eigenen Ausstellung zu sein"

Wobei der Weg zur fertigen Druckgrafik schon einigermaßen steinig ist, wie die Gymnasiasten berichten. Nicht nur, dass sich die allermeisten mit dem Holzschnitt auf unbekanntes Terrain begeben haben, auch die Bildfindung gestaltete sich durchaus nicht immer einfach, denn ein übergeordnetes Thema gab es dieses Mal nicht. Die Kunst verschafft den Schülern im Vergleich zu anderen P-Seminaren also ein großes Maß an Freiheit, bringt aber auch durchaus Druck mit sich: Jeder darf seinen ganz persönlichen Entwurf finden, aber der muss dann auch den Lehrer überzeugen - und vor allem: sitzen.

Denn Korrekturen sind beim Holzschnitt, hat man erst einmal begonnen, nur schwer möglich. "Die Komposition sollte von Anfang an durchgeplant sein", erklärt die 18-jährige Theresa Tikovsky aus Grafing. Deswegen sei die Stimmung in der Phase der Ideenfindung per Skizze schon manchmal "etwas verzweifelt" gewesen. Schnell wird im Gespräch klar: Auch ein Kunst-Seminar ist eine Herausforderung, die aber alle 13 Gymnasiasten erfolgreich gemeistert haben. "Es ist schon toll, jetzt Teil einer eigenen Ausstellung zu sein", sagt Felix Gentsch aus Ebersberg, ebenfalls 18.

An Druckstock und -presse haben die Schüler grundsätzlich jeder für sich gearbeitet, allerdings gab es dabei durchaus regen Austausch. "Wenn man sich unsicher war wegen irgendetwas, konnte man immer jemand anderen fragen", erzählt Theresa Tikovsky. Und die Vorbereitungen der Vernissage haben die Gymnasiasten ohnehin im Teamwork gestemmt: Eine Gruppe kümmerte sich um Plakate und Flyer, eine andere um die Öffentlichkeitsarbeit, wieder eine andere um die Hängung.

Jeweils eine Handvoll Drucke haben die Jugendlichen angefertigt, der jeweils schönste wird gezeigt. Die ein oder andere Arbeit, so ist zu hören, steht sogar zum Verkauf. Und, wer weiß, vielleicht wird aus einem der Nachwuchskünstler schon bald ein bekannter Name?

"Farbfeuerwerk": Ausstellung der "Druckwerkstatt" des Grafinger Gymnasiums in der SZ-Galerie Ebersberg, Ulrichstraße 1. Vernissage ist am Donnerstag, 19. Dezember, um 18.30 Uhr.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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