Verkehr:Es bleibt bei Tempo 100

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Das Landratsamt sieht keinen Anlass für ein strengeres Limit auf der Grafinger Ostumfahrung. Um dennoch mehr Lärmschutz für die Anwohner zu erreichen, müsste jetzt der Stadtrat aktiv werden

Von Thorsten Rienth, Grafing

Auf absehbare Zeit wird es an der Grafinger Ostumfahrung keine zusätzlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen geben. "Das geben die Berechnungen nicht her", wie Evelyn Schwaiger, Pressesprecherin des Landratsamts Ebersberg von der Entscheidung nun der unteren Verkehrsbehörde berichtete. Anwohner hatten die Begrenzungen gefordert, um den ihrer Ansicht nach zu lauten Verkehrslärm zu senken. Nachdem das Straßenbauamt zusätzlichen Lärmschutz bereits abgelehnt hatte, könnte nun lediglich noch der Grafinger Stadtrat aktiv werden. Bislang zierte sich das Gremium aber.

Früher blickten die Engerloher ins Grüne, heute haben sie die Ostumfahrung direkt vor der Nase. Dass sie auch mit dem Lärm des vorbeirauschenden Verkehrs leben müssen, hat nun das Ebersberger Landratsamt mitgeteilt. (Foto: Christian Endt)

Das Landratsamt begründet seine Entscheidung mit der bundesweit einheitlichen Berechnungsmethode, ob Lärmschutz installiert oder Geschwindigkeitsbeschränkungen ausgewiesen werden. "Auf dieser Basis gibt es aber im Moment keine Bereiche, in denen die Werte überschritten und deshalb zum Beispiel die Geschwindigkeit reduziert werden müsste", erklärte Schwaiger. Demnach stehe eine Überprüfung der bislang im Bereich Engerloh erlaubten 100 Stundenkilometern stehe erst wieder an, wenn der Zeitplan für die Grafinger Sportstättenanbindung konkreter wird. Sie soll über eine Abbiegespur etwa auf Höhe des Ortsteils in Richtung Eisstadion abzweigen, um die dortigen Parkplätze anzuschließen.

Landrat Robert Niedergesäß erklärte am Freitag dazu, er versuche bei der Regierung von Oberbayern "auszuloten, ob eine bessere Lösung gefunden werden kann."

Auch wenn es dabei um mögliche Änderungen am Tempolimit geht, ist Lärmschutz weniger die Prämisse. Die Frage lautet vielmehr, ob bei Tempo 100 die Verkehrssicherheit auch noch mit einer Abbiegespur gewährleistet ist. Es könnte also just die umstrittene Anbindung sein, die bei den Engerlohern die Dezibel drückt.

An anderen Stellen, wie hier auf Höhe Rotter Straße, hat der Staat die Lärmschutzwände bezahlt - bei Engerloh müsste der Bau aus der Stadtkasse bestritten werden. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Einen Zeitplan gibt es noch nicht. Trotzdem soll schon bald Bewegung in die Angelegenheit kommen. Zur Oktobersitzung des Stadtrats hatten die Engerloher Ingrid und Manfred Stürzer einen Bürgerantrag eingereicht. Im Kern geht es um zusätzlichen Lärmschutz, den, wenn ihn der Freistaat nicht bauen wolle, die Stadt eben in Eigenregie errichten möge. "Wenn man zuerst ein Multimillionen-Euro-Projekt durchdrückt", spitzte Ingrid Stürzer ihren Frust in einer prägnanten Frage zu: "Dann kann man doch danach auch einen anständigen Lärmschutz durchboxen, oder?" Die Stürzers erinnern an den Bürgerentscheid zur Ostumfahrung aus dem Jahr 2008. Für eine "landschafts- und bürgerverträgliche Ausführung" hatten die Grafinger damals mehrheitlich votiert. Zumindest was den Lärm angehe, so hätten es die vergangenen Monate gezeigt, könne davon keine Rede sein.

Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) sagte der SZ, dass sie Stürzers Antrag in einer der nächsten Stadtratssitzungen beraten lassen werde. Sie wolle lediglich noch die ausführliche Begründung aus dem Landratsamt abwarten. In der Vergangenheit deutete wenig darauf hin, dass der Grafinger Stadtrat Forderungen nach freiwilligem Lärmschutz nachkommen würde. Das Gremium fürchtet einen Präzedenzfall. Dass es, würde es einmal ohne Zwang zum Lärmschutzbauträger, anderswo vergleichbar handeln müsste. Die spannende Frage ist, ob sich an der Bewertung mittlerweile etwas geändert hat.

© SZ vom 09.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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