Soziale Einrichtung:Zwei Kisten, die das Leben leichter machen

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Jede Woche ist etwas anderes in den Kisten, die Rosi Eibel und ihre Kolleginnen und Kollegen durchs Ausgabefenster reichen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit 20 Jahren versorgt die Grafinger Tafel Bedürftige mit Lebensmitteln und Drogerieprodukten. Die Nachfrage ist ständig gewachsen, doch die Bedingungen am bisherigen Standort sind schwierig.

Von Greta Wach, Grafing

Wie jeden Dienstag- und Mittwochmorgen herrscht auch an diesem Tag wieder reges Treiben in den Räumlichkeiten der Grafinger Tafel. Ehrenamtliche in orangefarbenen Schürzen packen eifrig Lebensmittel in Kisten, die in Kürze durch ein Fenster an die Kunden ausgegeben werden. Neben Gebäck und Frischwurst sind heute auch im Supermarkt übrig gebliebene Schnittblumen dabei.

Unter Federführung von Hans Rombeck und Trägerschaft der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde in Grafing sowie der Caritas wurde die Grafinger Tafel im Jahr 2003 gegründet. Am kommenden Wochenende wird es daher eine Jubiläumsfeier im kleinen Kreise geben. Im Sommer ist dann gemeinsam mit dem Verein "Brücken bauen" eine größere Feier geplant.

Vor der Ausgabe sind die Regale im Lager in der Griesstraße voll. Doch der Bedarf ist auch groß, die Zahl der Tafel-Kunden hat massiv zugenommen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
Obst und Gemüse ist immer mit dabei ... (Foto: Peter Hinz-Rosin)
... manchmal gibt es auch etwas Besonderes, etwa kleine Adventskalender für die Kinder. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Arbeit der Tafel organisiert sich seit 20 Jahren ausschließlich über Geld- und Sachspenden von Privatpersonen und Unternehmen. Während frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Brot und Gebäck über örtliche Supermärkte und Bäcker bezogen werden, ist man vor allem bei haltbaren Nahrungsmitteln wie Zucker, Mehl, Nudeln, Reis und Kaffee auf Spenden angewiesen. Zweimal im Jahr findet deshalb eine große Spendenaktion statt. Auch am Samstag, 2. Dezember, werden von 9 bis 13 Uhr wieder Tafelmitarbeiter mit Unterstützung von Stadträten und Firmlingen der Pfarrei in Grafing vor den örtlichen Supermärkten stehen, um Spenden entgegenzunehmen.

Freiwillige Helfer wie die pensionierte Lehrerin Lucia Bauer-Ertl spenden regelmäßig ihre Zeit. Waren müssen von Supermärkten abgeholt, abgelaufene Lebensmittel und verdorbenes Gemüse aussortiert werden. Produkte müssen in das Lager geräumt und schließlich in die für die Ausgabe gedachten Kisten gepackt werden. Lager- und Verkaufsräume müssen sauber gehalten und geputzt werden. All das leistet ein Team aus 33 ehrenamtlichen Mitarbeitern - die Älteste von ihnen 80 Jahre alt - jede Woche.

Ein Team aus freiwilligen Helferinnen und Helfern kümmert sich darum, dass die Grafinger jede Woche gut versorgt werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
Drei vom Organisatorenteam: Ursula Rieder, Lucia Bauer-Ertl und Alexander Kölbl (von links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei den Kunden, die das Angebot der Tafel in Anspruch nehmen, handelte es sich laut Lucia Bauer-Ertl um eine "bunt gemischte Truppe". Alleinerziehende, Rentner sowie Geflüchtete stünden regelmäßig vor den Türen der Tafel, um die von den Ehrenamtlichen vorgepackten Kisten entgegenzunehmen. Unterstützt werden kann allerdings nur, wer mithilfe eines Bescheids von Landratsamt oder Jobcenter die eigene Bedürftigkeit nachweisen kann.

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Im vergangenen Jahr hatte sich die Anzahl der bedürftigen Geflüchteten aufgrund des Krieges in der Ukraine auf das Dreifache erhöht. Diese Zahl sei nun zwar wieder rückläufig, generell sei die Nachfrage aufgrund von wachsenden Lebensmittelpreisen und hohen Wohnkosten jedoch angestiegen, erklärt Bauer-Ertl. Der zunehmende Bedarf stelle die Grafinger Tafel bisweilen nicht nur vor Herausforderungen in der Versorgung, auch die aktuellen Räumlichkeiten sind nicht mehr ausreichend.

Die jetzige Unterkunft habe zwar Charme, sei aber doch wenig praktisch, sagt Bauer-Ertl. Ehrenamtliche, die überwiegend bereits im Rentenalter seien, gelangen nur über eine steile, schmale Treppe in den Lagerraum. Die Räume seien zu klein und darüber hinaus auch baufällig. Seit einiger Zeit ist die Grafinger Tafel deshalb nun schon auf der Suche nach einer neuen Bleibe. "Bisher war noch nichts Passendes dabei", so Bauer-Ertl weiter. Es scheitere neben den räumlichen Gegebenheiten vor allem an den Mietpreisen, denn die aktuellen Räume könne die Tafel mietfrei nutzen.

Gegen einen Euro erhalten Bedürftige hier immer dienstags und mittwochs zwei Kisten voll mit Lebensmitteln - eine mit Gemüse und Obst und eine zweite, die in der Regel Brot und Gebäck, Nudeln oder Reis, Wurst, Käse und Joghurt enthält und mit weiteren gerade vorhandenen Produkten wie Öl, Kaffee, Süßigkeiten, Waschmittel oder Duschgel bestückt wird. Wer aufgrund von körperlichen Einschränkungen die Kisten durch das Fenster des Tafelgebäudes nicht selbst entgegennehmen kann, wird beliefert. Knapp 200 Haushalte unterstützt die Grafinger Tafel auf diese Weise jede Woche.

Eine Vollversorgung der Kunden können die Ehrenamtlichen damit nicht gewährleisten, denn von der Menge an verteilten Lebensmitteln könne man nicht leben. "Das ist auch nicht unserer Aufgabe, sondern die des Staates", erklärt Bauer-Ertl. Doch die Tafel möchte ihre Kunden zusätzlich entlasten, damit auch Geld für weniger lebensnotwendige Dinge bleibt. Die Spendenbereitschaft der Grafinger sei zwar groß, dennoch bittet die Tafel in Anbetracht der steigenden Zahl derer, die auf die Unterstützung angewiesen sind, weiterhin um Spenden und dankt all jenen, die ihren bei ihrer Arbeit unter die Arme greifen.

Wer die Tafel Grafing mit Geld- und Sachspenden unterstützen möchte, kann das auch unabhängig von aktuellen Sammelaktionen jederzeit tun. Warenspendenannahmen finden immer dienstags von 11 bis 13 Uhr und mittwochs von 8 bis 9 Uhr in der Griesstraße 23 in Grafing statt. Sammelbehälter für Lebensmittel gibt es darüber hinaus in den örtlichen Kirchen und der Stadtbibliothek. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Tafel .

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